Straßenverkehrsamt stärkt Ausfallsicherheit von Ampelanlagen in Frankfurt am Main
Roman Herzig und pia
Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Nur die Frankfurter wissen, wie klein und überschaubar ihre Stadt ist, die anderen als der Verkehrsmoloch schlechthin erscheint. Und wenn man abends in Minuten quer durch die Stadt sein Ziel erreicht, hat man das wieder einmal gespürt. Aber an einem normalen Werktag wird Frankfurt tagsüber zur Millionenstadt: Ein stark wechselndes Verkehrsaufkommen aus unterschiedlichen Himmelsrichtungen ist die Folge.
Und das in einer Stadt, die durch den Krieg in der Innenstadt vollständig zerstört, so schnell den Wiederaufbau betrieb, daß der sehr kleinteilig und ganz und gar nicht für den modernen Autoverkehr geeignet ist. Aber der Verkehr ist da. Um diesen abwickeln zu können, muß die vorhandene Verkehrsinfrastruktur optimal genutzt werden. Die Stadt Frankfurt hat daher schon in den 1970er Jahren erkannt, daß Ampeln mit starr festgelegten Grünzeiten für die wachsenden Anforderungen nicht ausreichen – den im Tagesverlauf ganz unterschiedlich nachgefragten Verkehrsbeziehungen an Kreuzungen wird das nicht gerecht, kostbare Leistungsfähigkeit im Straßennetz geht verloren.
Die Lösung zu diesem Problem heißt gestern wie heute „verkehrsabhängige Signalsteuerung“. Eine individuelle Zählung über Kontaktschleifen, Taster und andere Detektoren führt zu einer Programmbeeinflussung, bei der die Grünzeiten innerhalb vorgegebener Parameter der jeweiligen Nachfrage angepasst werden. Die dafür notwendige „Intelligenz“ war in den 1980er Jahren nur in einem Verkehrsrechner größeren Ausmaßes vorhanden. Die Stadt entschied sich vor über 30 Jahren zur Anschaffung eines Verkehrsrechners der sogenannten „R-Generation“ der Firma Siemens und damit für die Verlagerung der Ampelsteuerungen in den Verkehrsrechner. Gestartet wurde 1982 mit 33 Kreuzungen, die an diesen Verkehrsrechner angeschlossen wurden. Die Technik bewährte sich und so wurden im Laufe der Jahre über 120 Ampelanlagen aufgeschaltet.
Obwohl inzwischen der älteste noch in Betrieb befindliche Verkehrsrechner in Deutschland, wurde der „R“ durch turnusmäßige Wartung und Instandsetzung in Betrieb gehalten. Dies ist umso bemerkenswerter, wenn man bedenkt, wie rasant sich die Hard- und Software in den letzten Jahrzehnten weiterentwickelt hat. Mittlerweile aber bereitet nicht nur die Ersatzteilvorhaltung und -beschaffung Kopfzerbrechen, auch das Knowhow für den Umgang mit der alten Technik ist kaum mehr vorhanden.
Zudem hat sich mittlerweile ein kompletter Wandel in der Verkehrstechnik durchgesetzt. Durch die Miniaturisierung der Elektronik ist es heute möglich, die Rechenleistung dezentral an die jeweiligen Kreuzungen zu setzen. Diese neuen Steuergeräte haben heute ein Vielfaches an „Intelligenz“ des „R“ und sie funktionieren autark, auch bei einem Ausfall des Verkehrsrechners.
Voraussetzung für den hoch verdienten Ruhestand des Rechners war ein langer Vorbereitungsprozess mit aufwändigen und umfangreichen Erneuerungen der Ampeltechnik in der ganzen Stadt: Über 50 Ampelanlagen wurden mit neuen Steuergeräten ausgerüstet. Der neue Verkehrsrechner ist im Vergleich mit seinem Vorgänger geradezu winzig und trägt den Namen „Scala“.
Drei Jahrzehnte technischer Fortschritt konnten in wenigen Sekunden, unbemerkt von den Verkehrsteilnehmenden, umgeschaltet werden, für die Zukunft sind damit folgende Vorteile realisiert: Der Energiebedarf ist um die Hälfte reduziert, es gibt Ersatzteile und die Instandhaltungskosten sind erheblich geringer. Die Datensicherung wird automatisiert durchgeführt und dauert nicht mehr einen ganzen Tag – auch dadurch und durch die Kombination mit den dezentralen, autarken Steuergeräten ist das System wesentlich ausfallsicherer.
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