Wiener Architekt Wolf D. Prix von COOP HIMMELB(L)AU) erhält Hessischen Kulturpreis 2013
Hubertus von Bramnitz
Wiesbaden (Weltexpresso) - Der Hessische Kulturpreis 2013 geht an den Wiener Architekten Wolf D. Prix, wie der Hessische Ministerpräsident Volker Bouffier heute mitteilte. Die Auszeichnung ist mit 45.000 Euro der höchstdotierte Kulturpreis der Bundesrepublik Deutschland und wird zum 31. Mal verliehen. Ministerpräsident Volker Bouffier wird die Ehrung am 1. November 2013 im Planungsdezernat der Stadt Frankfurt vornehmen.
Den Festvortrag wird der international vielfach ausgezeichnete US Architekt Thom Mayne halten. Zur Entscheidung des elfköpfigen Kuratoriums sagte der Regierungschef: „Wolf D. Prix zeigt mit seinen Arbeiten weltweit, wozu die moderne Architektur in der Lage ist. Seine Bauwerke zeugen von einer bemerkenswerten Kreativität und dem Willen das scheinbar Unmögliche real werden zu lassen. Er ist ein Baumeister von Träumen. Mit dem Neubau der Europäischen Zentralbank schafft Prix zurzeit ein neues Frankfurter Wahrzeichen, das schon bald mit Leben gefüllt wird. Damit unterstreicht die Stadt auch optisch, dass sie der wichtigste Finanzplatz auf dem europäischen Kontinent ist. Für sein Wirken würdigen wir Wolf D. Prix mit dem Hessischen Kulturpreis 2013“, erklärte Bouffier.
Das sagt sich so dahin, der höchstdotierte Preis und 45 000 Euro sind ja wirklich eine ganze Menge. Für uns aber noch wichtiger ist, in welche Reihe von Preisträgern Wolf. D. Prix mit seiner Wahl kommt. Im letzten Jahr wahr es der von uns verehrte Hilmar Hoffmann, ehemaliger Kulturdezernent der Stadt Frankfurt, der ihn erhielt. Wir wissen nicht so genau, was ausschlaggebend dafür ist, daß es in manchen Jahren einen einzigen Preisträger gibt, in anderen mehrere. So war der heftigste, weil umstrittenste Preis im Jahr 2009 an Salomon Korn als Vizepräsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, an Kardinal Lehmann als Bischof von Mainz, an Peter Steinacker, als Evangelischer Kirchenpräsident und Navid Kermani, der als Schriftsteller viel für das gedeihliche Zusammenleben aller, auch aller Religionen, eben auch des Islam eingesetzt hatte.
So kann man erkennen, daß in bestimmten Jahren auch ganze Bereiche mit dem Preis 'abgedeckt' werden, wie hier die Religionen oder im Jahr 2007 die Kunsthistoriker und Galeristen (René Block, Klaus Gallwitz, Klaus Herding) oder 2011 Design (F.C. Gundlach, Gunter Rambow, Dieter Rams), aber 2010 der Hessische Kulturpreis an die wunderbare, aus dem Odenwald stammende und in der Welt beheimatete Künstlerin Rebecca Horn ging. Beim Überblättern staunen wir, denn uns ist das gar nicht in Erinnerung, daß im Jahr 2003 der Preis an den Schriftsteller Florian Illies, Nicolaus Schafhausen als Leiter des Frankfurter Kunstvereins und Til Schweiger ging, daß dieser ein Schauspieler und inzwischen auch Regisseur ist, ist bekannt, daß er aber auch ein Hesse ist, wissen nur die, die seine Filme kennen, in denen so kleine Reminiszenzen an die Heimat versteckt sind.
Das waren die letzten Jahre. Den Preis gibt es seit 1982 und der erste Preisträger war Eugen Kogon, dessen Buch über den SS-Staat damals noch jeder hessische Schüler kannte. 1984 galt der Preis dem Maler Bernhard Schultze und Albert Mangelsdorff, unvergessen als Jazz-Musiker. Ach, beim Durchblättern der Liste kommen so viele Erinnerungen an hessische und außerhessische Größen, daß man schon stolz ist, daß das Land sich so eine Auszeichnung geschaffen hat.
Dem Kuratorium des Hessischen Kulturpreises gehören neben Ministerpräsident Bouffier und der Hessischen Ministerin für Wissenschaft und Kunst, Eva Kühne-Hörmann, folgende Persönlichkeiten an:
Dr. Ina Busch, ehemalige Leitende Museumsdirektorin des Hessischen Landesmuseums Darmstadt
Professor Dr. Peter Eschberg, ehemaliger Intendant des Schauspiels der Städtischen Bühnen Frankfurt am Main
Professor Dr. Jochem Jourdan, Architekt aus Frankfurt am Main
Professor Dr. Manfred Kaufmann, Direktor der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main
Bernd Loebe, Intendant der Oper Frankfurt
Professor Dr. Klaus Reichert, ehemaliger Präsident der Akademie für Sprache und Dichtung in Darmstadt
Dr. Frank Schirrmacher, Mitherausgeber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung
Dirk Schwarze, Kunstkritiker aus Kassel
Hellmut Seemann, Stiftung Weimarer Klassik.
Da sind wir dann doch erschrocken, daß es im Jahr 2013 in Hessen noch ein Gremium gibt, in dem von 9 Personen nur eine Frau vertreten ist. So schlimm sieht das Verhältnis bei den Preisträgern dagegen nicht aus, obwohl auch dort mehr Frauen hingehörten. Die Zusammensetzung des Gremiums muß auf jeden Fall geändert werden!
INFO:
Wolf D. Prix wurde am 13. Dezember 1942 in Wien geboren. Er ist „Design Principal“ und Geschäftsführer von „COOP HIMMELB(L)AU“. Prix studierte Architektur an der Technischen Universität Wien, an der Architectural Association in London und am Southern California Institute of Architecture (SCI-Arc) in Los Angeles. Der Österreicher ist unter anderem Mitglied des Bundes Deutscher Architekten (BDA), der Architektenkammer Santa Clara, Kuba, des Royal Institute of British Architects (RIBA) sowie des American Institute of Architecture (AIA).
„COOP HIMMELB(L)AU“ arbeitet seit der Gründung 1968 in Wien in den Bereichen Architektur, Stadtplanung, Kunst und Design. Das Team hat in zahlreichen Ländern Museen, Konzerthäuser, Forschungs- und Verwaltungsgebäude sowie Wohnbauten realisiert. Zu den bekanntesten gehören die BMW-Welt in München, das Musée des Confluences in Lyon, das Akron Art Museum im US-Bundesstaat Ohio, das Busan Cinema Center in Korea, das Dalian International Conference Center in China und der Neubau der Europäischen Zentralbank in Frankfurt am Main.