Manfred Schröder
Frankfurt am Main (Weltexpresso) - „Ich möchte den Menschen zeigen, dass jüdisches Leben zu Frankfurt gehört, wie das ‚Frankfurderisch‘ selbst, denn jüdisches Leben besitzt in unserer Stadt eine große und lange Tradition. Dort, wo die historischen Wurzeln Frankfurts in der Altstadt liegen, finden sich seit dem zwölften Jahrhundert auch die ersten Spuren jüdischen Gemeindelebens. Viele der besonderen Eigenschaften Frankfurts als Kultur- und Wissenschaftsstadt bis hin zur Wirtschaftsmetropole sind mit dem Wirken großer jüdischer Persönlichkeiten in Geschichte und Gegenwart verbunden. Vieles von dem, was unsere Stadt heute ausmacht, was wir an Frankfurt schätzen und lieben, gäbe es ohne seine jüdische Seite überhaupt nicht“, hat am Montag, 25. Januar, Bürgermeister und Kirchendezernent Uwe Becker bei der Vorstellung der neuen Plakataktion betont.
Vor genau zwei Jahren hatte er die Aktion „Für jüdisches Leben und gegen Antisemitismus“ ins Leben gerufen und eine erste Plakatkampagne dazu gestartet. Am Dienstag, 26. Januar, findet diese ihre Fortsetzung. Mit sympathisch gestalteten Motiven werden im Frankfurter Stadtgebiet in einem ersten Schwung 800 Plakate geklebt, die zeigen, dass jüdisches Leben selbstverständlich zu Frankfurt gehört. Die drei unterschiedlichen Plakatmotive verdeutlichen anhand des Zusammenspiels jüdischer Traditionen und Begrifflichkeiten wie „Schabbat“, „Kippa“, und „David-Sternsche“, dass jüdisches leben nicht nur ein wenig „frankfurderisch“ klingt, sondern eben Frankfurt mit ausmacht.
Die Aussage „Iss ja aach Frankfurt“ unterstreicht dies dabei. Die Plakatierung erfolgt im A1-Format an 632 Litfaßsäulen verteilt über das ganze Stadtgebiet sowie mit 94 Plakaten in den U-Bahn-Stationen. Die Litfaßsäule an der Konstablerwache in der Frankfurter Innenstadt wurde durch Bürgermeister Becker selbst plakatiert.
„Jüdisches Leben ist seit mindestens 900 Jahren Teil der Geschichte der Stadt. Es war, ist und wird immer ein wichtiger Teil der Identität des gesellschaftlichen Lebens von Frankfurt sein. Damit ist Frankfurt auch die jüdischste Stadt in Deutschland. Leider sehen wir jedoch auch in unserem Land, dass rund 76 Jahre nach der Befreiung von Auschwitz der Antisemitismus zunimmt und zunehmend das gesellschaftliche Klima vergiftet. Wir alle müssen uns für jüdisches Leben und gegen Antisemitismus in unserer Stadt engagieren, denn er ist das Gift, das den gesellschaftlichen Zusammenhalt zerstört.“
„Die Stadt Frankfurt am Main ist glücklich und stolz, dass jüdisches Leben nach der schrecklichen Zäsur des Holocaust die Stadt weiter mitprägt. Doch die Herausforderung der kommenden Jahre ist es, den Zusammenhalt unserer Gesellschaft zu sichern. Das Engagement gegen Antisemitismus ist dabei nicht zuvorderst die Aufgabe der Jüdischen Gemeinschaft, denn sie ist Ziel und Opfer von Judenfeindlichkeit. Wir gemeinsam müssen uns gegen jede Form des Antisemitismus stellen und als Frankfurterinnen und Frankfurter zusammenstehen“, sagt Becker. „Spaltungen in der Gesellschaft dürfen nicht zugelassen werden.“
„Am Vortag des Gedenkens an die Befreiung von Auschwitz ist dies auch umso mehr Ausdruck für das heutige Engagement für südisches Leben in unserer Stadt“, fügt er mit Hinweis auf den Kampagnenstart am Dienstag, 26. Januar, hinzu.
Fotos:
Die Plakatmotive
Bürgermeister Uwe Becker klebt ein Plakat der von ihm initiierten Initiative „Für jüdisches Leben in Frankfurt und gegen Antisemitismus“ an die Litfaßsäule an der Konstablerwache
Bürgermeister Uwe Becker mit den Plakatmotiven
©Stadt Frankfurt, Stephanie Kößling