Siegrid Püschel
Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Für Obdachlose sind die Wintermonate die härtesten und gefährlichsten – die Corona-Pandemie hat die Situation der Menschen auf den Straßen von Frankfurt verschärft. Etwa 400 bis 500 Obdachlose leben zurzeit in Frankfurt. Oberbürgermeister Peter Feldmann hat am Montag, 25. Januar, die Initiatorin der Initiative „Gemeinsam Stark ffm“, Raschida Sayda Bouaanzi, in seinem Dienstzimmer empfangen. Die Initiative verteilt Essen und weitere Spenden an wohnungslose Menschen im Bahnhofsviertel.
„Liebe Frau Bouaanzi, Initiativen wie ‚Gemeinsam Stark ffm' zeichnen Frankfurt aus und machen unsere Stadt so besonders. Bei uns gibt es viele, die helfen wollen. Dann wird dieses Engagement gebündelt und eine Organisation gegründet – das macht Frankfurt reicher als jeder Bankenturm!“, sagte das Stadtoberhaupt. Es sei ein Problem Frankfurts, dass es in dieser wohlhabenden Stadt trotzdem Armut, auch bei Kindern, und Obdachlosigkeit gebe. „Die Pandemie hat uns allen diese Missstände schonungslos vor Augen geführt und klar gezeigt: Wir müssen mehr tun!“
„Sie verteilen mit ihren Mitstreitern Lebensmittel, Kleidung, Hygieneprodukte an Obdachlose. Einfach und effektiv, direkt aus dem Auto. Sie gehen dorthin, wo Hilfe nötig ist: im Bahnhofsviertel“, betonte Feldmann. Eine besondere Aktion der Initiative hob das Stadtoberhaupt hervor: „Für die Rucksack-Aktion zu Weihnachten konnte jeder Frankfurter einen Rucksack spenden, der ganz individuell befüllt war: mit Essen, Mund-Nasen-Schutz, Hygieneartikeln, Socken, Mützen, Schals und vielem mehr. Diese Rucksäcke wurden den Obdachlosen geschenkt – was für eine tolle Aktion!“ Diese Aktion soll nun aufgrund des großen Erfolgs weitergeführt werden, berichtete die Initiatorin.
Als die Initiative 2018 ihre Arbeit aufnahm, verteilten die Mitstreiter nur ein einige Mahlzeiten pro Tag. Inzwischen seien es bis zu 500 Mahlzeiten pro Einsatz, erzählt Bouaanzi. Die Lebensmittel dafür erhalten sie von verschiedenen Spendern. „Die Menschen wollen helfen, aber wissen nicht wie. Hier kommen wir ins Spiel“, erklärt Bouaanzi. Denn was auf der einen Seite zu viel sei, fehle an anderer Stelle – oft müsse man nur beide Seiten zusammenbringen. So konnte „Gemeinsam Stark ffm“ sogar einen Hotelier gewinnen, der zeitweise zwei Doppelzimmer seines Hotels für Obdachlose kostenlos zur Verfügung stellt. Dieses Engagement würde die Initiative gerne weiter ausbauen. „Denn viele Hotels haben gerade leere Zimmer“, sagte Bouaanzi.
Feldmann wollte im Gespräch mit Bouaanzi vor allem wissen, wie sich die Arbeit der gemeinnützigen Organisation im Laufe des vergangenen Jahres verändert hat. „Mich interessiert, wie es für ‚Gemeinsam Stark ffm’ weitergeht und wie die Stadt unterstützen kann. Ich freue mich auf einen regen Austausch.“
Foto:
Raschida Sayda Bouaanzi mit Oberbürgermeister Peter Feldmann
© Stadt Frankfurt, Bernd Kammerer