Heinz Markert
Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Die Frankfurter Linke ist sauer. Sie muss sich allerdings erstmal fragen, warum sie bei der Frankfurter Koalitionsbildung wie Schmuddelkinder behandelt wird und von vorneherein nicht infrage kam.
Ob es nicht vielleicht doch mit den Verrenkungen und Kapriolen ihrer politischen Gesinnung zusammenhängt, die einen schlechten Geschmack selbst bei Sympathisantinnen und Sympathisanten hinterlässt? Gregor Gysi fällt bei jedem gegebenen Anlass damit auf, dass - egal was Russland so treibt - er meint, es müsse verhandelt werden. Gleich, was dabei eigentlich an Ergiebigem oder Halbherzigem herauskommen könnte. Das Bösartige gibt es für ihn und die Linke anscheinend gar nicht. Dafür spricht aber einiges, weshalb die Religionen und Moralphilosophen es als Thema besetzt halten.
Mir hätte es auch mehr gefallen, wenn es in Frankfurt ein Linksbündnis gegeben hätte. Die Grünen sind irgendwie aber nun auch neo-bürgerlich und haben daher so ihre eigenen Unverträglichkeiten, über die sie nicht so einfach hinwegkommen. Was begreiflich ist. Denn Ungerechtigkeiten, Gemeinheiten und Gewalttätigkeiten in der Welt sind eben schwer auszuhalten. Ob sie nun von Links oder Rechts kommen. Und, wie auch immer, gerechtfertigt bzw. kleingeredet werden.
Um es näher zu sagen: die Linke, die immer wieder Verständnis und Langmut mit mehr oder weniger linken Despoten, Autokraten und Diktatoren zeigt, macht sich mit ihrem Schlingerkurs selbst unglaubwürdig. Das, was sie den Grünen einseitig unterstellt, ist bei ihr gegeben. Nur anders. Menschen der europäischen Aufklärung und Vernunft erscheint die Linke als dubios und sinister, weil sie das Falsche und Schlechte nicht benennt, sondern unter dem Teppich hält. Kurz gesagt: die Linke hat ein Problem mit den universellen Menschenrechten und mit der Rechtsstaatlichkeit, inklusive deren Weltdimension. Darin ist sie unkalkulierbar und unglaubwürdig. Insoweit sie SPD und Grünen Doppelzüngigkeit vorwirft, weist sie also selbst eine auf, will das aber nicht zugeben, weil es zu ihrer Konstitution gehört.
Diese Angelegenheit wird maßgeblich noch übertroffen durch ihre ewige Westfeindschaft, die pathologisch ist. Auch diese gehört zu ihrer ursprünglichen Gründung. Hat das bloß mit Russland zu tun, in dem die erste sozialistische Revolution stattfand? Seither ist der Westen immer der Böse, was allein am Kapitalismus liegen soll. Und der Osten ist dann voll gut, obwohl er jetzt staatskapitalistisch ist. Geradezu also eine seltsame Fortsetzung der glorreichen Vergangenheit, die Untaten und Verbrechen gegen die Menschheit mit sich brachte. Wobei sie nicht mit den faschistischen verglichen werden sollen, was unangemessen wäre.
Das Widersprüchliche im linken Unbewusstsein selbst wird nicht aufgearbeitet und erhellt. Es fehlt einer wie Marx, der eminent war, aber, bis auf wenige Ausnahmen, nur schmächtige Nachkommen hatte. Gut für ihn, dass er das nicht mehr erlebt hat. Wie der wohl heute mit seiner Sprache einen Donnerkeil vom Stapel lassen würde?
Foto ©
die-linke-frankfurt.de
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