Bald kann man einen eigenen Stadtplan anhand der Stolpersteine anlegen, was zeigt, wie viele Juden in Frankfurt lebten
Roswitha Cousin
Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Am Samstag, 26., und Sonntag, 27. Juni, werden in Frankfurt an 13 Orten 33 neue Stolpersteine verlegt. Erstmals wird auch eine „Stolpersteinschwelle“ in den Bürgersteig versenkt. Das ist die Meldung, die der Redaktion zuging. Weltexpresso gehört zu denen, die diese Aktion unterstützt, wo sie kann, weil sie sinnlich wahrnehmbar das Unheil aufzeigt, daß Mitbürger ohne den Widerstand der anderen von den Nazis in deutschem Namen erst deportiert und dann ermordet wurden. Die Steine, die zeigen, wo einzelne wohnten, erinnern jeden Tag daran. Einzelne konnten sich durch Flucht retten.
Die Verlegungen kann verfolgt werden: Höhepunkte der neuen Aktion sind am 26. Juni um 15.20 am Opernplatz 14, der 30. Frankfurter Stolperstein für Zeugen Jehovas, hier für Cornelis van der Raaf, sowie am Sonntag um 11.30 Uhr in der Eschersheimer Landstraße 67 für den ehemaligen Rabbiner der Westend-Synagoge, Georg Salzberger, der nach seiner im Zusammenhang mit dem Novemberpogrom 1938 erfolgten Deportation in das KZ Buchenwald mit seiner fünfköpfigen Familie im April 1939 nach London fliehen konnte. Zu der Verlegung haben sich Rabbiner Julian-Chaim Soussan und Marc Grünbaum vom Vorstand der Jüdischen Gemeinde angesagt.
Erstmals werden am 27. Juni Stolpersteine im Stadtteil Oberrad verlegt. Um 13.50 Uhr werden in der Seeheimer Straße 19 drei Steine zur Erinnerung an den Philosophen Theodor W. Adorno und seine Eltern verlegt. Dazu haben sich der Historiker Dieter Wesp, David Dilmaghani, Leiter des Dezernatsbüros für Kultur und Wissenschaft, und der Schauspieler Michael Quast angesagt.
Eine „Stolpersteinschwelle“ wird am Sonntag um 13.10 Uhr zusammen mit einem Stolperstein für den zum Tode verurteilen französischen Zwangsarbeiter Raymond Petitijean an der Ecke Hanauer Landstraße/Daimlerstraße verlegt. Auf dem Areal Hanauer Landstraße 314-326 befand sich die Firma Messer & Co, für die mehrere hundert Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter arbeiten mussten.
Die Steine wurden bereits in den vergangenen Tagen verlegt und werden nun jeweils in einer kleinen Zeremonie feierlich enthüllt. Alle Zeremonien werden musikalisch begleitet. Die Besucher werden gebeten, die geltenden Pandemie-Regeln für Begegnungen im Freien (Abstand, Mund-Nasen-Schutz) einzuhalten.
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©hausamdom.de
Info:
Der detaillierte Plan der Verlegungen findet sich unter http://www.stolpersteine-frankfurt.de im Internet.