Frankfurter Dialogmuseum eröffnet an neuem Standort in der B-Ebene
Helga Faber
Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Kulturdezernentin Ina Hartwig hat zusammen mit der Leiterin des Dialogmuseums, Klara Kletzka, am Dienstag, 7. September, einen ersten Einblick in das Dialogmuseum an seinem neuen zentralen Standort in der B-Ebene der Hauptwache gegeben. Die Eröffnung am gleichen Abend wurde ab 18 Uhr via Livestream auf dem YouTube-Kanal des Museums übertragen. Und die Neueröffnung wurde ersehnt, denn, wer je im Dialogmuseum war, wird diese Erfahrung, sich in völliger Schwärze orientieren zu müssen, nie wieder vergessen. Seither bewundere ich Blinde!
Als sich herausstellte, daß die Mieter für das Dialogmuseum im Osten der Stadt nicht mehr aufzubringen war, weil die Gegend und ihr Wohnraum seit der Errichtung des EZB-Hochhauses in gigantische Höhen schwirrte und schwirrt, hieß das erste einmal das Aus für das Museum. Unten mehr dazu. Aber die Stadt ist nicht dumm und wußte, was sie an dem Dialogmuseum hat und jetzt ist der Standort eine ideale Sache. So entsteht aus Unglück Glück ! Hartwig sagte: „Die Idee des ‚Dialog im Dunkeln‘ ist vor mehr als 30 Jahren in Frankfurt entstanden und hat ein weltumspannendes Netzwerk entwickelt, das einen bemerkenswerten Beitrag zum respektvollen Umgang mit dem Thema Inklusion leistet und sich auf entspannte und kreative Weise für blinde Menschen stark macht. Weltweit und jetzt auch wieder in Frankfurt befördert es mittlerweile an 29 Orten auf allen fünf Kontinenten die Begegnung und den Austausch zwischen blinden und sehenden Menschen.“
Das neue Dialogmuseum befindet sich in der B-Ebene der Hauptwache in Räumlichkeiten der VGF und erstreckt sich auf insgesamt 960 Quadratmeter. Es beherbergt vier Ausstellungsräume für die Ausstellung „Dialog im Dunkeln – eine Ausstellung zur Entdeckung des Unsichtbaren“, darunter einen Wechselausstellungsraum, der regelmäßig neu kuratiert wird, und die DunkelBar mit der Möglichkeit zu einem offenen Barbetrieb. Ein lichtloser Workshop-Raum ist der Ausstellung angeschlossen.
Kulturdezernentin Hartwig sagte: „Der ‚Dialog im Dunkeln‘ sensibilisiert für die Unterschiede in der Wahrnehmung der Alltagswirklichkeit zwischen verschiedenen Personen. Er schärft somit das Verständnis für die Perspektive des jeweils anderen – eine Leistung, die gerade in der heutigen Zeit nicht hoch genug gewürdigt werden kann. Daher freue ich mich, dass das neue Museum nun zu seinen Wurzeln hier in Frankfurt an der Hauptwache zurückkehrt.“
Der Wiedereröffnung war eine lange Suche nach einem geeigneten Standort vorausgegangen. Das Dialogmuseum befand sich dreizehn Jahre lang im Osten der Stadt an der Hanauer Landstraße. Dieser Standort musste aufgrund des Ablaufs des Mietvertrags schließen. Der neu kalkulierte, deutlich erhöhte Mietpreis des Objekts war für das Museum nicht finanzierbar. Kulturdezernentin Hartwig unterstützte das Haus bei einer Suche nach einem geeigneten und finanzierbaren Standort, der letztlich in der B-Ebene mit Unterstützung der VGF angeboten werden konnte. Der Neustart des Dialogmuseums am neuen Standort wurde durch die Bezuschussung der Nebenkosten seitens der Stadt Frankfurt ermöglicht. Das Kulturamt unterstützt das Museum jährlich mit 99.000 Euro aus dem Kulturetat der Stadt. Auch in der Corona-Krise hatte das Museum Unterstützung durch das Kulturdezernat erfahren, denn die VGF hatte sich mit der Kulturdezernentin verständigt, auf die Mietzahlungen des Dialogmuseums während der Pandemie zu verzichten. So sollte dem Museum geholfen werden, die Corona-Krise zu überstehen. Die Eröffnung am neuen Standort war ursprünglich für das Frühjahr 2020 geplant.
Das Dialogmuseum ist ein Museum und ein privates Sozialunternehmen. Die gemeinnützige GmbH beschäftigt als Inklusionsbetrieb Mitarbeiter mit und ohne Behinderung. Hauptbestandteil des Museums sind Führungen im Dunkeln mit sehbehinderten Menschen, einen Großteil der Gesamtbesucher machen Schulklassen aus. Die vorrangigen Ziele des Dialogmuseums bestehen darin, Bewusstsein und Akzeptanz für behinderte und sozial benachteiligte Menschen in der Öffentlichkeit zu schärfen, deren soziale Integration zu fördern und eine Arbeitsform für behinderte und benachteiligte Menschen zu schaffen, die ihre Potenziale offenlegt und gesellschaftliche Teilhabe stärkt. Von Anfang an waren die Begegnung und der unmittelbare Austausch mit den blinden oder sehbehinderten Vermittlern ein wesentlicher und zentraler Bestandteil der Ausstellungsidee.
Fotos:
Das neue Dialogmuseum in der B-Ebene der Hauptwache
Im neuen Dialogmuseum
beide Fotos: ©Laura Brichta