Katharina Klein
Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Premiere in der Paulskirche: Erstmals hat die Stadt Frankfurt dort am Freitag, 10. Dezember, eine Feierstunde zum Jahrestag der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte durch die Vereinten Nationen veranstaltet. Bürgermeisterin und Diversitätsdezernentin Nargess Eskandari-Grünberg hatte dazu eingeladen.
„Bei den Menschenrechten handelt es sich nicht um eine Zustandsbeschreibung. Denn zahlreiche Menschen haben diese Rechte nicht. Das Ideal der Menschenrechte für alle muss erst noch erreicht werden. Wir alle sind jeden Tag aufgefordert, dieses Ideal Wirklichkeit werden zu lassen“, sagte Eskandari-Grünberg vor 100 Gästen.
In seinem Grußwort hob der Vorsitzender des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma, Romani Rose, hevor, dass Menschenrechte auch heute noch in Deutschland missachtet werden. „Es gibt einen institutionellen Antiziganismus.“
Unter dem Motto „Menschenrechte überall. An den Grenzen – Auf der Straße – Im Internet“ diskutierte Moderatorin Anne Chebu die Lage der Menschenrechte mit Expertinnen und Experten. Professorin Julia Bernstein von der Frankfurt University of Applied Sciences, Autorin einer Antisemitismus-Studie, berichtete, dass Jüdinnen und Juden häufig als Vertreterinnen und Vertreter des Staates Israel angesehen und deshalb angegriffen würden.
Die Lage in den Flüchtlingslagern an den EU-Außengrenzen beschrieb Behrouz Asadi von der Flüchtlingshilfe der Malteser in Mainz: „Viele dieser Lager gleichen Gefängnissen.“ Wichtig sei, Menschen für dieses Thema zu sensibilisieren.
Was die Verbreitung von Hass im Internet bewirken kann, erläuterte die Geschäftsführerin von Hate Aid, Anna-Lena von Hodenberg. Eine Umfrage habe ergeben, dass 50 Prozent der jugendlichen Internet-Nutzer bereits digitale Gewalt erlebt haben. „Wer analog diskriminiert wird, erlebt es auch im Netz.“ Hier sei der Rechtsaat gefordert, die bestehenden Gesetze anzuwenden.
Für den musikalischen Rahmen der Feier sorgte das Orchester der Roma und Sinti Philharmoniker unter Leitung von Riccardo M. Sahiti. Es trug Auszüge aus der Kammeroper „Rromano Kidipe“ vor. Gegenstand der Oper sind Szenen über die Zeitzeugen und KZ-Überlebenden Hugo Höllenreiner und Ceija Stojka.
Anlass der Feier war der 73. Jahrestag der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte durch die UN. Die Absicht der Allgemeinen Erklärung war, dass nie wieder Menschen ohne Rechte sind. Insbesondere galt dies für Menschen, die durch den Krieg staaten- und damit rechtlos geworden waren.
Im kommenden Jahr, so kündigte Eskandari-Grünberg an, solle es eine ganze Woche der Menschenrechte geben. Geplant sind Veranstaltungen und Aktionen in ganz Frankfurt. Zum Abschluss der Feier erstrahlte die Paulskirche bereits zum fünften Mal in Blau, der Farbe der Menschenrechte.
Fotos:
Bürgermeisterin Nargess Eskandari-Grünberg bei ihrer Ansprache in der Paulskiche
Bürgermeisterin Nargess Eskandari-Grünberg, Professorin Julia Bernstein (im Bildschirm) und Moderatorin Anne Chebu
beide Fotos: ©Stadt Frankfurt, Andreas Varnho