Neue Newsletter des Hessischen Rundfunks für Hessen, Nr. 34
hessenschau update, Sven-Oliver Schibat
Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Die dunkle Jahreszeit beginnt bei mir in diesem Jahr ungewöhnlich früh, aber nur so bekommt man die Hitze in den Griff: Seit heute Morgen sind die Rolläden unten und der Ventilator im Dauerbetrieb. Während ich diese Zeilen schreibe, ist es in Bad Nauheim mit 38,5 Grad am heißesten in Hessen (Stand: 15.20 Uhr).
Wie ein Festival im Wald mit Waldbrandgefahr umgeht
Bei diesem Wetter hält man sich am besten im Wald oder irgendwo am Wasser auf. Das "Sound Of The Forest"-Festival am Marbach-Stausee im Odenwald, welches heute beginnt, bietet beides und wer schon einmal da war, weiß: So eine schöne Location muss man erst einmal finden! Doch wo Wald ist, herrscht im Moment auch Waldbrandgefahr. 2018 musste das Festival deswegen kurzfristig abgesagt werden. Damit das nicht noch einmal passiert, gibt es ein umfangreiches Sicherheitskonzept: Grillen ist natürlich verboten, Rauchen ist nur in ausgewiesenen Bereichen erlaubt und die Wiese wurde kurz geschoren, damit sie nicht so schnell Feuer fängt. Zudem werden drei Fahrzeuge der Feuerwehr vor Ort sein.
Sound Of The Forest. Bild © Maxim Abrossimow
Was heute übrigens noch beginnt: "Das" Arolser Kram- und Viehmarkt in Bad Arolsen (Waldeck-Frankenberg). Warum man "das" Viehmarkt sagt, kann ich Ihnen auch nicht sagen (als Nordhesse ist mir diese grammatikalische Eigenart aus unerfindlichen Gründen bis heute nicht aufgefallen), aber dass ein Besuch sich auf jeden Fall lohnt - das schon. Das Festgelände ist riesig und es sollte für alle etwas dabei sein. An dieser Stelle: Liebe Grüße in die Heimat!
Fall Ayleen: Verdächtiger bereits im April auffällig?
Diese Meldung hat nicht nur Hessen in dieser Woche erschüttert: In der Wetterau wurde die Leiche einer 14-jährigen Schülerin aus Südbaden gefunden. Der Tatverdächtige: ein 29 Jahre alter Mann aus Waldsolms (Lahn-Dill-Kreis).
Bereits bekannt war, dass dieser als 14-Jähriger wegen eines versuchten Sexualdelikts an einer 11-Jährigen für zehn Jahre in ein psychiatrisches Krankenhaus und danach in ein Verfahren für rückfallgefährdete Sexualstraftäter kam. Nun wurde bekannt, dass er Ende April auf dem Blütenfest in der Stadt Rosbach vor der Höhe (Wetterau) eine 17 Jahre alte Schülerin angesprochen und danach immer wieder per Smartphone kontaktiert haben soll. In diesem Zusammenhang wurde Anfang Mai Strafanzeige bei der Polizei in Friedberg erstattet, die der Staatsanwaltschaft seit Dienstag vorliegt. Mehr dazu in diesem Artikel von der hessenschau.de.
Vor der Tat bereits Schülerin belästigtWarum Ayleens mutmaßlicher Mörder nicht mehr überwacht wurde
Im Fall der getöteten Schülerin Ayleen kommen weitere Details zu Tage. Der Verdächtige aus Waldsolms soll schon im April ein anderes Mädchen belästigt haben. Kurz zuvor hatten die Behörden die Führungsaufsicht des vorbestraften Sexualstraftäters beendet.
Der im Zusammenhang mit dem Tod der Schülerin Ayleen festgenommene 29 Jahre alte Mann aus Waldsolms (Lahn-Dill) soll bereits im Frühjahr eine andere Schülerin belästigt haben. Ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Gießen bestätigte gegenüber dem hr, dass eine Strafanzeige gegen den Beschuldigten wegen des Verdachts der versuchten Nötigung vorliege. Zuvor hatte die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) darüber berichtet.
Bisher war lediglich bekannt gewesen, dass der Tatverdächtige bereits als 14-Jähriger wegen einer versuchten Vergewaltigung an einer 11-Jährigen für zehn Jahre in ein psychiatrisches Krankenhaus kam. Danach kam er in ein Programm für rückfallgefährdete Sexualstraftäter, wo er auch unter Führungsaufsicht stand, also behördlich überwacht wurde.
Führungsaufsicht sollte eigentlich unbefristet sein
Dieses Programm war zunächst auf drei Jahre ausgelegt, wie das Landgericht Limburg am Donnerstag mitteilte. Zum Jahresbeginn 2020 verlängerte das Amtsgericht Wetzlar diese Führungsaufsicht wegen Bedenken hinsichtlich der Resozialisierung auf unbefristete Zeit. Dagegen wehrte sich der 29-Jährige juristisch - und bekam Recht. Die "sehr strengen" Anforderungen an eine unbefristete Verlängerung wurden vom Landgericht Limburg "nicht als gegeben angenommen".
Der Mann aus Waldsolms sollte aber auch nicht aus dem Programm entlassen werden. Daher wurde dieses von drei auf fünf Jahren verlängert. Die Frage nach einer unbefristeten Führungsaufsicht stellte sich danach nicht mehr - auch weil das Verhalten des Tatverdächtigen dazu "keinen Anlass" gegeben habe, wie das Landgericht Limburg weiter mitteilte. Der Mann sei lediglich durch kleinere, nicht sexuell motivierte Straftaten aufgefallen. Im Januar 2022 endete die Führungsaufsicht daher. Im Anschluss befand sich der 29-Jährige in einem Programm für Mehrfach- und Intensivtäter, bei dem er jedoch weniger engmaschig begleitet wurde als vorher.
Der nun bekannt gewordene Vorfall ereignete sich offenbar nur kurze Zeit später: Wie die FAZ berichtet, soll der Mann Ende April auf dem Blütenfest in der Stadt Rosbach vor der Höhe (Wetterau) eine 17 Jahre alte Schülerin angesprochen und danach immer wieder per Smartphone kontaktiert haben. Auch auf dem Schulhof ihrer Schule in Bad Nauheim soll er sie mehrfach aufgesucht und bedrängt haben. Offenbar wollte er eine Beziehung mit ihr.
Verdächtiger reagierte nicht auf Vorladungen
Laut Gießener Staatsanwaltschaft wurde in diesem Zusammenhang Anfang Mai Strafanzeige gegen den Mann bei der Polizei in Friedberg erstattet, die der Staatsanwaltschaft seit Dienstag vorliegt. Die Polizei Friedberg teilte auf hr-Anfrage mit: Man habe nach der Anzeige verschiedene Maßnahmen ergriffen, darunter auch eine Gefährderansprache, bei der dem Mann signalisiert worden sei, dass man ihn "auf dem Schirm" habe.
Er sei zudem mehrmals vorgeladen worden, um sich zu dem Vorwurf auf dem Revier zu äußern. Der Mann habe darauf nicht reagiert, wozu er im Rahmen seines Rechts zu schweigen, berechtigt gewesen sei. Ob danach weitere polizeiliche Maßnahmen ergriffen wurden, ist derzeit nicht bekannt. Ebenfalls offen: Warum der Staatsanwaltschaft Gießen die Anzeige erst seit Dienstag vorliegt – also vier Tage nachdem der Mann bereits im Fall Ayleen verhaftet worden war.
Tatverdächtiger kannte Ayleen aus dem Internet
Die 14-jährige Ayleen war am Abend des 21. Juli in ihrem Heimatort Gottenheim bei Freiburg verschwunden. Ende vergangener Woche hatte die Polizei dann ihre Leiche im Teufelsee bei Echzell (Wetterau) entdeckt, die Wohnung des Mannes durchsucht und ihn kurz darauf festgenommen. Er und das Mädchen kannten sich aus Chats in sozialen Netzwerken und dem Online-Spiel Fortnite. In seiner Wohnung wurden persönliche Gegenstände von Ayleen sichergestellt.
Wo und auf welche Weise Ayleen getötet wurde, wird derzeit noch ermittelt. Es müssen beispielsweise noch große Mengen Datenmaterial ausgewertet werden. Auch die rechtsmedizinische Untersuchung ist noch nicht abgeschlossen. Derzeit liegt die Federführung für die Ermittlung in Freiburg. Sollte sich herausstellen, dass Ayleen in Hessen getötet wurde, könnte das Ermittlungsverfahren an die hessischen Behörden abgegeben werden.
Der Tatverdächtige hatte Ayleen im Internet kennengelernt, vermutlich über die Chat-Funktion eines kostenlosen Online-Spiels, das von Millionen Kindern und Jugendlichen in Deutschland gespielt wird. Entsprechend besorgt sind nun viele Eltern bezüglich der Sicherheit ihrer Kinder. Die Kolleginnen und Kollegen vom SWR haben in diesem Artikel Tipps von Experten für Eltern zusammengestellt, wie Sie Ihre Kinder vor Kriminellen in Chats schützen können.
Am Teufelsee bei Reichelsheim (Wetterau) wurde die 14-Jährige gefunden Bild © Arne Bartram (hr)
Das ist mal eine Umleitung
Umleitungen wegen Baustellen kennen wir alle. Im Main-Kinzig-Kreis gibt es jetzt aber eine Umleitung, die hat es wirklich in sich: Normalerweise braucht man für die 4,1 Kilometer von Roßbach nach Bieber ungefähr elf Minuten. Dank einer Fahrbahnsanierung auf der B276 sind es aber aktuell rund 37 Kilometer und etwa 40 Minuten.
Die Bewohner der beiden Orte sind davon alles andere als begeistert. Im Vorfeld hatte man sogar eine Bürgerinitiative gegründet - ohne Erfolg. Hessen Mobil sagt, dass man keine Alternative für eine Vollsperrung gefunden habe. Dafür legt man den Bewohnern der Orte nun einen an der B276 verlaufenden Rad- und einen Fußweg ans Herz. Auch eine Möglichkeit, den Leuten das Fahrrad als Auto-Alternative nahe zu bringen ...
Karte von der ausgeschilderten Umleitung für Autofahrer rund um Biebergemünd Bild © hr
Wieder Krankschreibung per Telefon möglich
Die aktuellen Corona-Zahlen können wir ziemlich kurz abhandeln. Die Sieben-Tage-Inzidenz in Hessen ist weiter gefallen: von 615 auf 576. Leider wurden 18 weitere Todesfälle erfasst.
Im Frühjahr 2020 hatte man wegen der Corona-Pandemie die telefonische Krankschreibung eingeführt, die am 1. Juni 2022 ausgelaufen ist. Aufgrund der weiterhin hohen Infektionszahlen ist sie nun wieder zurück. Bis voraussichtlich Ende November kann man sich wieder wegen Erkältungsbeschwerden ohne Praxisbesuch krankschreiben lassen.
Heizlüfter-Boom in Hessen
Man mag es kaum glauben, doch bei dieser Hitze sind nicht Klimageräte stark gefragt, sondern Heizlüfter. Im ersten Halbjahr wurden bundesweit bereits 600.000 Exemplare verkauft. Der Grund: Viele Menschen wollen im Falle von Gas-Knappheit im Winter nicht im Kalten sitzen müssen.
Das Problem dabei: Weil Heizlüfter echte Stromfesser sind, könnte es im Ernstfall, falls wirklich alle gleichzeitig ihre Heizlüfter einschalten, zu Stromausfällen kommen. Als Mittel gegen hohe Gaspreise sind Heizlüfter wegen ihres hohen Stromverbrauchs nach aktuellem Stand übrigens unbrauchbar. Bei den momentanen Preisen wäre es wesentlich teurer, eine Wohnung mit Strom anstelle von Gas zu heizen. Mehr dazu in diesem Artikel.
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Eins noch ...
Sie kennen doch sicherlich den Zauberwürfel von dem ungarischen Bauingenieur und Architekten Ernő Rubik. Das sind diese Dinger, die auf jeder Seite eine andere Farbe zeigen und wenn man sie einmal verdreht hat, bekommt man sie ohne Anleitung nie wieder in den Auslieferungszustand. Also ich jedenfalls nicht.
Es gibt aber Menschen, die diese Würfel in einer geradezu absurden Geschwindigkeit lösen können, sogenannte "Speedcuber". Julian ist so ein Speedcuber. Um Geld für die Menschen aus der Ukraine zu sammeln, will er 850 dieser Würfel aber nicht einfach nur ganz schnell lösen, sondern er will sie live auf dem Wacken-Festival so verdrehen, dass er ein Mosaik aus ihnen bauen kann. Wie das aussehen soll, können Sie hier sehen. Ach, und habe ich eigentlich schon erwähnt, dass Julian erst elf Jahre alt ist?