Die Stadt Frankfurt ist bestürzt über den Tod des Leiters der Romanfabrik
Redaktion
Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Am Sonntag, 25. Dezember, ist der langjährige Leiter der Romanfabrik Frankfurt, Michael Hohmann, im Alter von 68 Jahren verstorben, wie seine Familie mitteilte. Kulturdezernentin Ina Hartwig hat die Nachricht von seinem Ableben mit großer Betroffenheit aufgenommen und spricht seiner Frau und seiner Familie sowie seinen zahlreichen Weggefährten im Namen der Stadt Frankfurt ihre Anteilnahme aus.
„Bestürzt habe ich die Nachricht vom Tod Michael Hohmanns vernommen; dies bedeutet einen großen Verlust für die Buch- und Literaturstadt Frankfurt. Erst Anfang Dezember haben wir Michael Hohmann mit der Ehrenplakette der Stadt Frankfurt für seine jahrzehntelangen Verdienste um sein Haus, die Literatur und die Musik sowie die kulturelle Belebung des Ostends ausgezeichnet. Er war bei unserer letzten Begegnung voller Energie und Ideen für neue Projekte“, so die Kulturdezernentin.
„Michael Hohmann war eine prägende Figur des literarischen Lebens in Frankfurt und hat dieses über Jahrzehnte entscheidend befruchtet. Unter seiner Leitung wurde die Romanfabrik zu einem professionellen Literaturtreff, der Lesungen eine große Bühne bot und auch Konzerte mit Chansons, Jazz und Klassik in das Konzept mit aufnahm. Er hat von Beginn an auf ein internationales Programm gesetzt und holte nicht nur große Namen der Weltliteratur nach Frankfurt, sondern versammelte unter anderen in seiner Reihe ‚Philosophisches Café‘ wichtige Intellektuelle der Gegenwart, die sich der Aufklärung verpflichtet fühlen. Michael Hohmann gab dem Haus ein unverwechselbares Gesicht und hielt der Buch- und Literaturstadt Frankfurt über Jahrzehnte die Treue. Ihm ist es als Impulsgeber zu verdanken, dass die Institution Vorbild für ähnliche Einrichtungen in Deutschland wurde. Sein Enthusiasmus, sein offener und kritischer Geist und seine Begeisterung für gute Literatur und Musik wird uns sehr fehlen.“
Hohmann wurde 1954 geboren und studierte Philosophie und Romanistik in Mainz, Montpellier, Paris und Mannheim. Der promovierte Literaturwissenschaftler publizierte zu Victor Hugo, Alexandre Dumas, Guillaume Apollinaire, den Romantikern an Rhein und Main. Seit 1992 war er Geschäftsführer und künstlerischer Leiter der 1985 gegründeten Romanfabrik. Er wurde am 2. Dezember mit der Ehrenplakette der Stadt Frankfurt ausgezeichnet, die Laudatio hielt die frühere Kulturdezernentin und Vorstandsmitglied der Romanfabrik Linda Reisch.
Hohmann wirkte mit seinem Schaffen deutlich über die Grenzen Frankfurts hinaus. So initiierte er 1993 eine Büchersammelaktion für den Wiederaufbau der National- und Universitätsbibliothek von Sarajevo und wurde deutsches Mitglied in der zuständigen UNESCO-Kommission. Seit 2007 gab Hohmann den Kulturbrief „Text – Ton – Thema“ heraus. Nebenbei gibt es eine Anzahl von Publikationen, die er verantwortete, etwa „Romantik an Rhein und Main – Eine Topografie“, die er gemeinsam mit Wolfgang Bunzel und Hans Sarkowicz im Jahr 2014 herausgegeben hat oder „Café Europa. Vorträge und Debatten zur Identität Europas“ aus dem Jahr 2021. Impulsgebend waren auch seine Initiativen zur Kulturfinanzierung und internationalen Zusammenarbeit. Regelmäßige Kooperationspartner der Romanfabrik sind etwa das Institut Français, das Instituto Cervantes, das schweizerische und das US-Generalkonsulat.
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Anläßlich der Überreichung der Ehrenplakette am 2. 12. 22 im Frankfurter Römer
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