BAROCK AM MAIN in Frankfurt-Höchst vom 14. August bis 7. September, Teil 1
Felicitas Schubert
Frankfurt am Main (Weltexpresso) – MICHAEL QUAST, gewitzter Schauspieler, Kabarettist und Regisseur ist durch Bühne und Fernsehen in ganz Deutschland bekannt. KULT ist der in Mannheim Geborene allerdings hier, will sagen, im Hessischen, genauer in FrankfurtRheinMain, wobei es diesmal nur um BAROCK AM MAIN – Der Hessische Molière geht.
Denn diese Reihe im schönen barocken Bolongaropalast in Frankfurt-Höchst begeht die neunte Saison und bevor es im nächsten Jahr ein rundes Festival gibt, besteht noch die Chance, in diesem Jahr den neuesten hessischen Molière DER BÜRGER ALS EDELMANN zu sehen, um den Enkeln einst sagen zu können: „Wir sind dabei gewesen!“, wobei Michael Quast betonte, daß Zweidrittel seiner Zuschauer außerhalb unserer Region kommen, sogar weit her aus Bayern, Nordrhein-Westfalen und aus dem Osten!
Zu allererst aber sagte Michael Quast: „Wir bedanken uns sehr. Denn wir wissen es hoch einzuschätzen, daß wir hier sitzen.“ Wo? Nicht nur im Magistratssaal im Frankfurter Römer, dem Rathaus der Stadt, sondern auch neben Oberbürgermeister Peter Feldmann, der sich als Fan zeigte und es damit seinen Wählern, aber auch den Nichtwählern gleich tat, denn alle wissen um den Imagegewinn für die Stadt, daß ein Tausendsassa wie Michael Quast das völlig zu unrecht, weil einseitig als hektische Geld- und Bankenstadt beschriebene Frankfurt zu einem gemütvollen Ort macht, wo der Geist auf Frankforterisch waltet und webt, was zum Nachdenken, aber auch zum Lachen reizt.
Die beiden Herren zeigten sich also als Sympathisanten und hatten den Dritten im Bunde auch mit dabei: Autor Rainer Dachselt, der Molières DER BÜRGER ALS EDELMANN in die gepflegte hessische Mundart und ins hessische Ambiente brachte. Wie das klingt, konnte man dann auch gleich in verteilten Rollen hören. Nein, Peter Feldmann hat nur zugehört, den Schlagabtausch gaben Rainer Dachselt und Michael Quast, die im übrigen – echt und ehrlich – eigentlich keine Bühne brauchen, denn wir haben uns gleich schon beim Hören kringelig gelacht.
Die Geschichte geht so: Da gibt es bei Molière den neureichen Herrn Jordan. Diesen Pariser Namen behält Dachselt bei, erfuhr man, verlegt den Wohnsitz nur nach Frankfurt. Daran tut er gut, denn der Name hat's in sich. Seit den Kreuzzügen wird er in Europa gebraucht und stammt tatsächlich vom gleichnamigen Fluß in Israel und Jordanien. Bei den Hugenotten wird er als Jourdan sogar zum Vornamen.Dieser Neureiche möchte also gerne ein Herr sein, wozu er ein „feiner Herr“ werden muß. Verschiedene Experten und Spezialisten, hauptsächlich Lehrer, sollen ihm möglichst schnell Schliff beibringen, also bessere Manieren, gewählte Ausdrucksweise, geistigen Horizont und was an Lebensart ihm sonst noch fehlt. Vor allem ersehnt er eine Gnädige, eine Gräfin für die Liebe. Klar, daß ein nicht astreiner Blaublütiger, ein Graf, ihm bei allem helfen soll, was dieser gerne tut, denn er nimmt den sozialen Aufsteiger aus wie eine Weihnachtsgans.
Schon hier hält man kurz inne und denkt vergnügt, damals mußten also diejenigen noch mit Bildung und Manieren punkten, wo heute das Geld schon den meisten reicht, dazuzugehören. Was aber nur zur Hälfte stimmt, denn wir kennen auch vom Heute die unterschwelligen Kommentierungen, die öffentliche Auftritte von Personen begleiten, die die Platzinhaber eigentlich nicht dabei haben wollen, die aber durch Macht oder auch durch Wählerwille auf einen hervorgehobenen Rang gelangten. Von daher sind solche Stücke einfach weitaus vielschichtiger und tatsächlich aufregender als man platt glaubt. Im Stück allerdings stoßen die Pläne des Bildungswilligen an eine andere Grenze. Denn unser verhinderte Edelmann hat nicht mit seiner Tochter gerechnet. Denn die weiß genau, was sie will, beziehungsweise, wen sie will. Total modern also. Mehr soll nicht verraten werden, bis auf das eine, daß unsere Hauptfigur glücklich bleibt, seine Ausnutzer aber keine Lebensfreude gewinnen, müssen sie sich doch jede Sekunde fragen, wen sie jetzt ausnehmen können, wo noch mehr herauszuschlagen ist, wie sie Geld optimieren. Also wirklich wie von heute. Fortsetzung folgt.
Fotocopyright: Maik Reuß
INFO:
Premiere: 14. August 2014
Spielzeit: 14. August – 7. September 2014
Di-Sa, jeweils 20 Uhr sowie so um 17 Uhr und 20 Uhr
Ort: Bolongarogarten Frankfurt-Höchst
www.fliegendevolksbuehne.de
www.barock-am-main.com