Der Frankfurter Zoo zieht Bilanz
Redaktion
Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Das Jahr 2023 hatte für den Zoo nicht nur bedeutende Veränderungen im Tierbestand im Gepäck, auf der Agenda standen auch wichtige Maßnahmen im Zusammenhang mit der Zooentwicklung.
„Seite Ende Mai 2023 arbeitet der Zoo zusammen mit externen Planern an einem Masterplan für den Zoo, der noch in diesem Jahr präsentiert werden soll. Unseren traditionsreichen Zoo für die Zukunft optimal aufzustellen, ist ein herausfordernder aber auch überaus spannender Prozess. Es geht darum, den Zoo als Ort der Bildung und des Natur- und Artenschutzes langfristig zu sichern“, sagt Dr. Ina Hartwig, Dezernentin für Kultur und Wissenschaft. Im Zuge der Masterplan-Erstellung hat der Zoo 2023 auch zum ersten Mal ein Leitbild als Richtschnur allen Handelns nach innen und in die Öffentlichkeit formuliert und auf seiner Website veröffentlicht.
Die Arbeiten an der neuen Außenanlage für die Asiatischen Löwen sind 2023 weit gediehen, konnten aber, anders als geplant, nicht abgeschlossen werden. Im Frühjahr dieses Jahres soll die über 1.000 m2 große Anlage nun eröffnet werden.
Auch andere Bauprojekte, wie die Mangroven-Anlage im Exotarium und die Brandschutzertüchtigung des Grzimekhauses, konnten vorangetrieben werden. Außerdem gab es auch wieder eine Reihe von Highlights im Tierbereich – zum Beispiel die Eröffnung der Nacktmull-Anlage im Januar sowie der Nachwuchs bei den Sumatra-Tigern im Juni und den Seehunden im Juli.
Besucherentwicklung
750.329 Besucherinnen und Besucher kamen 2023 in den Zoo, der damit ein Minus von 10,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr verzeichnen muss. „2022 hatten wir ein sehr besucherstarkes Jahr. Der Rückgang des vergangenen Jahres ist im Wesentlichen mit dem Wetter zu erklären: Gerade der Saisonauftakt im März sowie die Sommerferien und der November waren sehr verregnet. Hinzu kam, dass wir unser beliebtes Tag- und Nachthaus von Mai bis Juli wegen Sanierungsarbeiten im Besucherbereich geschlossen halten mussten. Bei einem 365-Tage-Betrieb lässt es sich leider nicht immer vermeiden, dass bestimmte Arbeiten während der Öffnungszeiten durchgeführt werden. Sind die Arbeiten sicherheitsrelevant, müssen Bereiche oder ganze Häuser bedauerlicher Weise eine Zeit lang geschlossen bleiben“, erklärt Zoodirektorin Dr. Christina Geiger.
Tierpatenschaften
Spenden aus Tierpatenschaften kommen zu 100 Prozent der Tierhaltung zugute. Die Gelder fließen zum Beispiel in den Neu- oder Umbau von Gehegen oder in Maßnahmen zur Tierbeschäftigung. Am 31.12.2023 zählte der Zoo 3.079 Patinnen und Paten mit gesamt 3.654 Patenschaften. Wie in den Vorjahren wird die Liste der Top-Ten-Patentiere angeführt von den Erdmännchen, gefolgt von Zwergziegen, Rüsselspringern und Humboldt-Pinguinen.
Entwicklungen im Tierbestand
Zum Jahresabschluss wurde wie üblich in allen Revieren Inventur gemacht. Dabei wird stets der Tierbestand zum Stichtag erfasst. Demnach lebten am 31.12.2023 mehr als 5.454 Individuen in 472 Arten im Zoo. Zu erfassen galt es Säugetiere, Vögel, Fische, Reptilien und Amphibien sowie etliche tausend Wirbellose, also Insekten, Spinnen, Korallen, Seeanemonen und viele mehr. Diese Arten sind praktisch nicht zählbar und werden daher nicht nach Individuen erfasst, sondern nur als eins gezählt. Auch Fischschwärme und Nachzuchten bei manchen Fischarten können kaum exakt erfasst werden.
Säugetiere: 1.626 Individuen in 87 Arten
Im Bestand der Säugetiere gab es auch 2023 wieder viele Veränderungen. Neue Tierarten kamen nicht hinzu, wohl aber einige neue Vertreter besonders charismatischer Arten – allen voran die Sumatra-Tiger RAJA und RIMBA, die im Sommer zur Welt kamen. Im Jahresverlauf gab es Nachwuchs bei Bonobos, Rotscheitelmangaben und Klammeraffen. Im Juli zog Okapi-Bulle NGWANI aus Rotterdam an den Main und im Dezember kam das Flachlandgorilla-Weibchen N’GAMBE aus dem Zoo von Heidelberg nach Frankfurt. Verabschieden musste sich der Zoo von Okapi-Weibchen ETANA und Spitzmaulnashorn KALUSHO. Die Haltung von Fenneks und Chinesischen Muntjaks wurde 2023 aufgegeben.
Vögel: 278 Individuen in 64 Arten
Der Vogelbestand verzeichnet im Jahr 2023 einen deutlichen Rückgang, was im Wesentlichen in der großen Zahl an Abgaben von Tieren an andere Zoos begründet ist. So sind allein zehn der auf über 60 Vögel angewachsenen Kolonie Humboldtpinguine an die Zoos in Madrid und Zlin-Lesna abgegeben worden. Dort sollen sie die jeweiligen Zuchtgruppen verstärken. Im April gingen 26 Pinguine zurück in den Luisenpark nach Mannheim, nachdem dort die neue Pinguin-Anlage fertiggestellt wurde. Darüber hinaus wurde die Haltung der Zweifarben-Fruchttaube aufgegeben, da sie, zum einen, in der Natur nicht bedroht ist und, zum anderen, ihr Zoobestand mit über 350 Vögeln in knapp 60 zoologischen Institutionen allein in Europa mehr als gesichert ist. Erfreulich ist die erfolgreiche Nachzucht der in ihrer afrikanischen Heimat (mit weniger als 10.000 Individuen) gefährdeten Rußköpfchen im Grzimekhaus. Die Art wurde erst Ende 2022 in den Bestand aufgenommen und hat gleich in ihrem ersten Jahr im Frankfurter Zoo zwölf Jungvögel erbrütet.
Reptilien: ca. 350 Individuen in 68 Arten, Amphibien: ca. 200 Individuen in 23 Arten
Fische: ca. 3.000 Individuen in 150 Arten, Wirbellose: Tausende Individuen in 80 Arten
Besondere Neuzugänge bei den Reptilien waren im letzten Jahr der Jamaika-Leguan, der als eine der am stärksten bedrohten Reptilienarten überhaupt gilt und in Europa lediglich in den Zoos von Frankfurt und Leipzig zu sehen ist, sowie die Haiti-Gallwespenschleiche. Auch sie gilt – vor allem aufgrund von Lebensraumverlust – als gefährdet und wird in Deutschland nur im Zoo Frankfurt gehalten. Die ebenfalls neu hinzugekommenen Segelechsen sollen nach deren Fertigstellung in die neue Mangroven-Anlage im Exotarium einziehen.
Besonders erfreulich waren die Nachzuchten bei den Anderson-Querzahnmolchen, die von der Weltnaturschutzunion IUCN als „vom Aussterben bedroht“ eingestuft werden, sowie bei den Blauen Felsenleguanen. Ein besonderer Neuzugang bei den Wirbellosen war 2023 die Mexikanische Rotbeinvogelspinne Brachypelma boehmei.
Bildung und Vermittlung
Die Abteilung Bildung und Vermittlung klärt in vielfältigen Programmen auf anschauliche und methodenreiche Weise über die Notwendigkeit der Erhaltung der Biodiversität auf. Ein besonderes Anliegen ist es dabei, Umweltbewusstsein zu steigern und die verschiedenen Ebenen biologischer Vielfalt und ihre Bedeutung zu vermitteln. 2023 wurden bei 481 Führungen Schulen und Privatpersonen über unterschiedliche Themen informiert. Besonders beliebt sind die Kindergeburtstagsführungen, von denen allein 104 stattfanden. Zudem ergänzen seit 2023 mehrstündige Workshops das Angebot, in denen Teilnehmende zum Beispiel einen tieferen Einblick in die Zootierhaltung erhalten oder bedrohte Ökosysteme kennenlernen und angeregt werden, nachhaltiger zu leben.
Neben den klassischen Führungen und Kindergeburtstagen zu unterschiedlichen Themen fanden 2023 auch wieder viele Veranstaltungen im Rahmen von Projekten statt. Auch bei diesen steht Nachhaltigkeit im Mittelpunkt, wie etwa bei der Helmholtz Zoo AG, einer Kooperation mit der Helmholtzschule. In der AG lernen Schülerinnen und Schüler ein Schuljahr lang den Zoo in allen seinen Facetten kennen und lassen sich in Sachen Naturschutz schulen. Doch das neue Wissen soll nicht im Kreis der AG bleiben, sondern von den Teilnehmenden in Zoo und Schule verbreitet werden und so eine größere Reichweite erhalten. Dafür wurde die AG 2023 mit dem „Nachhaltigkeitspreis Frankfurter Schulen“ ausgezeichnet.
Und noch ein paar Zahlen aus dem Zoo
Podcast
„Hinter dem Zoo geht’s weiter“, der Naturschutzpodcast von Zoo und ZGF, ging 2023 mit 24 Folgen on Air. 40.000 Downloads wurden erfasst.
Sammelaktion „Ein Handy für den Gorilla“
2023 wurden 7.240 alte Handys vom und für den Zoo gesammelt. Sie wurden recycelt und ein Großteil der Rohstoffe wieder dem Kreislauf zugeführt. Das Geld, das der Zoo von seinem Recycling-Partner für die alten Geräte bekommt, fließt in den Schutz der Berggorillas in der Demokratischen Republik Kongo.
Einnahmen Naturschutz-Euro
Bei 79 Prozent aller Käufe von Tageskarten für Erwachsene, Gruppen- und Jahreskarten entschieden sich die Besucherinnen und Besucher für den freiwilligen Naturschutz-Euro. So kamen rund 248.000 Euro zusammen, mit denen der Zoo sechs Naturschutzprojekte seiner Partner in Hessen und weltweit unterstützt, darunter vier Projekte der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt (ZGF), ein Projekt zum Schutz der Humboldt Pinguine in Chile und Peru von Sphenisco e. V. sowie die Bienenbotschaft aus Karben in der Wetterau.
Foto:
Tigerjungtiere RAJA und RIMBA
© Manuel Barth
Info:
Quelle: Zoo Frankfurt
Bernhard-Grzimek-Allee 1
60316 Frankfurt am Main
www.zoo-frankfurt.de