Mit Prof. Birgitta Wolff leitet von 2015 an erstmals eine Frau Deutschlands drittgrößte Universität

 

Hubertus von Bramnitz

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Soeben teilt die Frankfurter Universität mit: Die Goethe-Universität hat eine neue Präsidentin: Die Wirtschaftswissenschaftlerin und ehemalige Kultus-, Wirtschafts- und Wissenschaftsministerin Sachsen-Anhalts, Prof. Birgitta Wolff, wurde vom erweiterten Senat am 15. Juli mit einer Mehrheit von 20 Stimmen zur Nachfolgerin von Prof. Müller-Esterl gewählt, der für eine Wiederwahl nicht zur Verfügung stand.

 

Wolff ist die erste Frau an der Spitze von Hessens größter und Deutschlands drittgrößter Universität, die in diesem Jahr ihren 100. Geburtstag feiert. Sie tritt ihr Amt am 1. Januar 2015 an. Ihr Mitbewerber, der Mainzer Neurowissenschaftler und Philosoph Prof. Robert Nitsch, erhielt im 1. Wahlgang 4 Stimmen.

 

Der erweiterte Senat, der aus 34 Mitgliedern – 17 Senatoren und ihren Stellvertretern – besteht, votierte im 4. Wahlgang für Frau Wolff. In einer ersten Stellungnahme zeigte sich Birgitta Wolff hocherfreut über das Votum: „Dies ist für mich ein großartiger Moment. Ich danke für das Vertrauen, das mir die Goethe-Universität damit entgegenbringt. Ich werde alles in meinen Kräften Stehende tun, dieses Vertrauen in den nächsten Jahren zu rechtfertigen. Und ich freue mich auf einen offenen Dialog auch mit denjenigen, die mich nicht gewählt haben.“ Die Goethe-Universität habe als eine der führenden deutschen Forschungsuniversitäten Strahlkraft weit über die Region Rhein-Main hinaus entwickelt. Und sie habe sich als autonome Stiftungsuniversität im Inneren erneuert. „Beide Prozesse bedingen sich gegenseitig und müssen erfolgreich weiter fortgesetzt werden“, so Wolff. „Diese Herausforderung reizt mich sehr. Und ich werde mich auch dafür einsetzen, dass die Studierenden und der wissenschaftliche Nachwuchs noch mehr an dieser gewachsenen Strahlkraft der Uni teilhaben.“

 

Wolff hat an der Universität Witten/Herdecke, an der Ludwig-Maximilians-Universität in München und der Harvard University Wirtschaftswissenschaften studiert. Anschließend lehrte sie an der Georgetown University in Washington. Seit 2000 hat sie den Lehrstuhl für Internationales Management an der Otto-von-Guericke-Universität in Magdeburg inne; zudem war sie seit 2002 Prodekanin und Dekanin der Fakultät. Wolff wurde 2010 zur Kultusministerin und anschließend zur Ministerin für Wissenschaft und Wirtschaft des Landes Sachsen-Anhalt bestellt. In diesem Zusammenhang ist sie wiederholt zur beliebtesten Wissenschaftsministerin des Jahres gekürt worden; uneins mit Ministerpräsident Haselhoff über dessen Sparkurs an den Hochschulen schied sie im April 2013 aus dem Kabinett aus und kehrte auf ihre Professur an der Universität Magdeburg zurück.

 

Universitätspräsident Professor Werner Müller-Esterl gratulierte Wolff: „Ich bin erleichtert und glücklich, dass die Goethe-Universität Sie als Präsidentin gewinnen konnte. Ich wünsche Ihnen Glück und Erfolg in ihrem neuen Amt!“

 

Der Vorsitzende des Hochschulrats, Dr. Rolf-E. Breuer, zeigte sich ebenfalls erfreut: „Ich bin überzeugt, dass mit Frau Prof. Wolff eine hervorragende Präsidentin gefunden werden konnte, die die erfolgreiche Entwicklungs- und Aufbauarbeit der letzten 10 bis 15 Jahre weiter fortsetzen und zugleich eigene Akzente setzen kann. Ihre politischen Erfahrungen werden dabei sicher von Vorteil sein. Für Ihr Präsidentenamt wünsche ich Frau Wolff alles Gute und immer eine glückliche Hand.“

 

 

Die Goethe-Universität ist eine forschungsstarke Hochschule in der europäischen Finanzmetropole Frankfurt. 2014 feiert sie ihren 100. Geburtstag. 1914 gegründet mit rein privaten Mitteln von freiheitlich orientierten Frankfurter Bürgerinnen und Bürgern fühlt sie sich als Bürgeruniversität bis heute dem Motto „Wissenschaft für die Gesellschaft“ in Forschung und Lehre verpflichtet. Viele der Frauen und Männer der ersten Stunde waren jüdische Stifter. In den letzten 100 Jahren hat die Goethe-Universität Pionierleistungen erbracht auf den Feldern der Sozial-, Gesellschafts- und Wirtschaftswissenschaften, Chemie, Quantenphysik, Hirnforschung und Arbeitsrecht. Am 1. Januar 2008 gewann sie mit der Rückkehr zu ihren historischen Wurzeln als Stiftungsuniversität ein einzigartiges Maß an Eigenständigkeit. Heute ist sie eine der zehn drittmittelstärksten und drei größten Universitäten Deutschlands mit drei Exzellenzclustern in Medizin, Lebenswissenschaften sowie Geisteswissenschaften.“

 

Kommentar:

Da wir nicht dabei waren, sind wir auf eine korrekte Information angewiesen. Die obige erscheint uns sehr ausbaunotwendig. Zum einen fehlt - was aus Sicht der Uni verständlich ist - der Hinweis darauf, daß es im Vorfeld der Kandidaturen viel Unruhe gab, weil sich Professor Cornelius Prittwitz (Jura), der erst in der Findungskommission war, was eine Bewerbung ausschließt, aus dieser austrat und selbst bewarb, weil derjenige Bewerber, den viele Hochschulangehörige wohl hatten wählen wollen,den Ruf an eine andere Universität angenommen hatte. Es war aber der ordentliche Zeipunkt für eine Bewerbung abgelaufen. Ein neuer Termin wurde nicht akzeptiert.

Dies muß aber Hintergrund sein für eine Abstimmung, in der die einzige Kandidatin, die übrige blieb, vier Wahlgänge brauchte, bis sie die Mehrheit erreichte. Denn ihr Mitbewerber, dessen vier Stimmen im ersten Wahlgang in der obigen Meldung erwähnt werden, war damit ausgeschieden, denn man braucht für den 2. Wahlgang mindestens fünf Stimmen. Kann gut sein, daß sich das Wahlgremium hier selbst ein Bein gestellt hat. Auf jeden Fall sind die Hintergründe für die Öffentlichkeit wichtig, auch wenn genauso stimmt, daß die jetzt gewählte neue Präsidentin, wenn sie denn am 1. Januar 2015 ihr Amt antritt, mit der normative Kraft des Faktischen gut leben wird. Ist sie klug, wird sie wissen, auf wen sie zugehen muß, damit der Universitätsbetrieb gedeihlich läuft.