Politologe prägte auf entscheidende Weise die wissenschaftliche Beschäftigung mit Marx und Marxismus

 

Hubertus von Bramnitz

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Natürlich hat die Johann Wolfgang Goethe Universität an Iring Fetschers Tod besondere Anteilnahme, lehrte dieser doch hier seit 1963 und blieb auch danach seiner Hochschule tief verbunden.

 

Die Universität teil mit: Im Alter von 92 Jahren ist am Wochenende der Politologe Prof. Dr. Iring Fetscher in Frankfurt am Main gestorben. Fetscher war von 1963 bis zu seiner Emeritierung 1987 Professor für Politikwissenschaft und Sozialphilosophie an der Goethe-Universität. Im Zentrum seiner Forschung standen Studien zu Rousseau, Marx und Hegel. Zu seinen Hauptwerken zählen „Von Marx zur Sowjetideologie“ (1957), „Der Marxismus“ (1963-68) und das gemeinsam mit seinem Schüler, dem heute an der Humboldt-Universität zu Berlin lehrenden Herfried Münkler herausgegebene „Handbuch der politischen Ideen“.

 

Die Goethe-Universität trauert um einen großen Forscher und akademischen Lehrer, der sich engagiert in wichtigen gesellschaftlichen Debatten der 60er und 70er Jahre zu Wort gemeldet hat“, betonte Universitätspräsident Prof. Werner Müller-Esterl. Fetscher habe mit seinen Studien einen differenzierten Blick auf Marx und die vielen Schulen und Deutungen des Marxismus ermöglicht.

 

Der 1922 in Marbach am Neckar geborene Fetscher wuchs in Dresden auf. Nach dem Krieg studierte er Philosophie, Germanistik und Romanistik in Tübingen und Paris. Er promovierte mit einer Arbeit über „Hegels Lehre vom Menschen“ (1950). In dem neu geschaffenen Fach "Politikwissenschaft" an der Universität Tübingen habilitierte er sich mit der Arbeit "Rousseaus politische Philosophie" (1960). Ferner engagierte sich Fetscher politisch in der SPD-Grundwertekommission und beriet die Bundeskanzler Willy Brandt und Helmut Schmidt.

 

Fetscher hatte Gastprofessuren an den Universitäten Nimwegen, Göttingen und Basel inne, arbeitete an den Forschungsinstituten "Netherlands Institute for Advanced Studies" in Wassenaar, "Institute for European Studies" an der Harvard University und am Australian National University in Canberra. Er war Mitglied des deutschen PEN, Vizepräsident der "Société Européenne de Culture" (Venedig) und Vorsitzender des Landespräventionsrates Hessen.

 

Ausgezeichnet wurde Fetscher mit der Goethe-Plakette der Stadt Frankfurt am Main (1992) und dem Verdienstkreuz 1. Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland (1993); er wurde zum Chevalier dans l'Ordre des Palmes Académiques der Republik Frankreich ernannt (1993).

 

 

INFO:

 

Die Goethe-Universität ist eine forschungsstarke Hochschule in der europäischen Finanzmetropole Frankfurt. 2014 feiert sie ihren 100. Geburtstag. 1914 gegründet mit rein privaten Mitteln von freiheitlich orientierten Frankfurter Bürgerinnen und Bürgern fühlt sie sich als Bürgeruniversität bis heute dem Motto „Wissenschaft für die Gesellschaft“ in Forschung und Lehre verpflichtet. Viele der Frauen und Männer der ersten Stunde waren jüdische Stifter. In den letzten 100 Jahren hat die Goethe-Universität Pionierleistungen erbracht auf den Feldern der Sozial-, Gesellschafts- und Wirtschaftswissenschaften, Chemie, Quantenphysik, Hirnforschung und Arbeitsrecht. Am 1. Januar 2008 gewann sie mit der Rückkehr zu ihren historischen Wurzeln als Stiftungsuniversität ein einzigartiges Maß an Eigenständigkeit. Heute ist sie eine der zehn drittmittelstärksten und drei größten Universitäten Deutschlands mit drei Exzellenzclustern in Medizin, Lebenswissenschaften sowie Geisteswissenschaften.“

 

Mehr Informationen unter www2.uni-frankfurt.de/gu100