Mit der Volkshochschule zu ausgewählten Orten der Frankfurter Medizingeschichte

 

Lona Berlin und pia

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) -  „Vom Irrenschloß zum Eiskeller in der Bibliothek“ heißt die von Thomas Götz geleitete Führung, die die Volkshochschule (VHS) am Donnerstag, 2. Oktober, in Kooperation mit dem Gesundheitsamt veranstaltet.

 

 

Es geht zum Ort der ehemaligen Frankfurter „Anstalt für Irre und Epileptische“, im Volksmund „Irrenschloss“ genannt, und in eine Kunstgarage im Westend, wo kreative Entwürfe für ein Denkmal zu Auguste Deter, Alois Alzheimers erster Patientin, besichtigt werden. Daß Alois Alzheimer hier seine Forschungen betrieben hatte, ist bekannt. Aber nicht alle wissen, daß sein Direktor der Autor des Struwwelpeter Heinrich Hoffmann war. Dieser hatte früh – da war er noch Frauenarzt in Sachsenhausen – erkannt, daß die Lebensbedingungen von Armen, die zusammengepfercht in luft- und lichtlosen Räumen lebten, nicht nur zu körperlichen Krankheiten, sondern auch seelischen führt.

 

Mit einer unglaublichen Bürgerbeteiligung wurde auf dem Affenstein, wo noch ein mittelalterlicher Turm erhalten war, dieses Irrenschloß errichtet, was auf den alten Bildern wirklich herrlich aussieht, was nur leider nicht von Dauer blieb, denn die nach außen schönen Mauern waren schnell vom Schwamm durchsetzt. Das  Haus mußte abgerissen werden – und die weitere Geschichte ist in Frankfurt immer noch nicht jedem bekannt. Die IG-Farben kauften das Gelände auf, errichteten dort ihren repräsentativen Firmensitz, den der Architekt Hans Poelzig so grandios wie harmonisch als gebogenen Riegel bis 1928 gestalten konnte. Die repräsentative Funktion des Hauses sprach sich bis über den großen Teich herum und noch bevor die USA in den Krieg gegen Deutschland eintraten, beschlossen sie schon – nach dem Sieg, denn davon war auszugehen – hier ihr europäisches  Headquater zu erirchten. Und so geschah es.

 

Als nach 1989/90 sich die USA als Besatzungsmacht  verabschiedeten, war die Begierde, dieses Gebäude für sich zu nutzen vor allem bei der Großindustrie groß. Es bleibt eine historische Tat der damaligen SPD Regierung Hessens, daß sie diese geschichtliche höchst umstrittene Stätte – die Farbwerke Hoechst hatten das in den Konzentrationslagern verwendete Gas zur Ermordung so vieler Menschen geliefert, vgl. Auschwitzprozeß - , daß sie das IG.Hochhaus genannte Gebäude mit dem Casino zur neuen Universität machten. Inzwischen ist der ehemaligen Affenstein mit weiteren Universitätsgebäuden für 40 000 Studenten eingerichtet .

 

Bei dieser Führung geht es jedoch um Auguste Deter, weshalb der Frank Oswald von der Goethe-Universität die Teilnehmenden abschließend zu einem Gespräch über die aktuellen Forschungen seines Arbeitsbereichs Interdisziplinäre Alternswissenschaften. Die zweistündige Führung beginnt um 17 Uhr am Haupteingang des Uni-Campus Westend, Fürstenberger Straße, und kostet acht Euro.

 

INFO:

 

Details zu den Führungen können über die Website der Volkshochschule http://www.vhs.frankfurt.de nachgelesen werden. Inhalte sind dort über die Kursnummern 0200-51, 0200-52 und 0200-53 abrufbar. Die Führungen kosten jeweils acht Euro. Anmeldungen können über die VHS-Website oder unter 069/212-72501 erfolgen.