Schlachtfest beim 4: 5 von Eintracht Frankfurt gegen VfB Stuttgart
Claudia Schulmerich
Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Der geschlagene neue Eintrachttrainer Thomas Schaaf fand zu diesem Spiel die richtigen Worte: „Ich mag Spektakel. Ich mag aber kein Spektakel, wenn ich dabei verliere.“ Der alte und mit dem VfB nun siegreiche Trainer Armin Veh konnte glückstrunken nur „Wahnsinn“, „Ein Wahnsinnsspiel“ von sich geben und Alex Meier traf den Nagel auf den Kopf: „Das war ein Spiel zwischen überragend und katastrophal. Wir haben es ihnen zu einfach gemacht.“
„Ihnen“, das sind die Spieler des VfB, die in der ersten Halbzeit den Ton angaben, auch wenn die Eintracht in der 21. Minute durch Alexander Madlung in Führung ging, wobei das ein schönes, ein überlegtes und gleichzeitig instinktiv geschossenes Tor war. Vorangegangen waren heiße Minuten, die schon in der 3. Minute begannen, als dreimal das Tor für Stuttgart eigentlich schon gefallen war, aber gute Abwehr, verbunden mit Glück den Siegestreffer für die Schwaben verhinderte.
Und mit den Fast-Toren ging es weiter. Am Schluß sagte die Statistik, daß beide Mannschaften je 20 Torschüsse unternahmen und den Eindruck von einem ausgewogenen Spiel, was die Siegeschancen angeht, konnte man haben, selbst bei den Fouls von 17 Stück auf jeder Seite. Ansonsten war gar nix ausgewogen. Statt dessen eine Leidenschaft auf dem Platz, die Früchte trug. Ausgelassen, ohne Rücksicht auf Verluste, konnte man beide Mannschaften bestaunen, die nach vorne drängten und ja auch verhältnismäßig viele Tore erzielten. Das macht beim Zuschauen auf jeden Fall sehr viel mehr Spaß, als wenn gemauert wird und keine Tore fallen.
Noch in der ersten Halbzeit war es Martin Harnik, der zum Ausgleich in der 34. Minute kam und ab da kam eine öfter geübte Größe im Fußball zustande, aber, was nun ganz selten ist, auf beiden Seiten. Die Tore fielen im Rausch, nämlich immer dicht aufeinander. Es war nämlich der gleiche Harnik, der zwei Minuten später zum 1.2 für Stuttgart einschoß, was Pausenstand war und auch dem Spielverlauf glich. Kaum einer wettete auf die Eintracht als Gewinner der 2. Hälfte. Im Spielverlauf waren sie es aber. Obwohl schnell nach der Pause – und 'ungerecht' dazu – das 1:3 durch Christian Gentner erfolgte, spielte nun die Eintracht so richtig auf.
In acht Minuten aus einem 1:3 ein 4:3 zu machen (Meier in der 57., Aigner in der 61. und erneut Madlung in der 65. Minute) , wie sollte man das anders als Fußballrausch kennzeichnen. Es flutschte einfach und die Stuttgarter Spieler waren so ratlos wie ihre Fans, die im Minutentakt vom Sieger zum Gleichauf und dann zum Verlierer wurden. Allerdings nur auf Zeit. Denn dieselbe Situation folgte auf der Stuttgarter Seite, wo in drei Minuten aus der Niederlage der dann stabilisierte Sieg wurde. In der 81. Minute war es der eingewechselte Timo Werner, der das Pari von 3:3 herstellte und in der 84. erneut Gentner, der mit 3: 4 für Stuttgart den Entstand erreichte.
Wenn der eine der beiden zweifachen Stuttgarter Torschützen, Martin Harnik, nach dem Spiel sprach: „Es ist brutal, wie eng Himmel und Hölle manchmal beieinander liegen.“, so hat er zwar recht, aber das kann für den Eintrachttrainer Schaaf, der an diesem Tag sein 750. Bundesligaspiel als Spieler und Trainer bestritt, nicht alles gewesen sein. Zu offensichtlich waren die Schwächen in der Abwehr und eine Mannschaft, der die Führung fehlte. Man hatte den Eindruck, daß den Spielern das nach vorne Spielen Spaß machte, das dieses aber irgendwie planlos vor sich ging. Die verlorenen Bälle ließen sich kaum mehr zählen und bei aller Leidenschaft fehlte das, was dazugehört, unbedingt siegen zu wollen. Diesen Biß hatten an diesem Tag die Stuttgarter, die eigentlich bisher in der Tabelle abgeschlagen hinten lagen, nun aber dank des Sieges nach oben klettern, während die Eintracht massiv nach unten rutschte auf den 11. Rang, zudem nun ein sehr schlechtes Torverhältnis hat.
Da in den nächsten Spielen mächtige Gegner auf sie warten, zählen die beiden letzten verlorenen Spiele demnächst sozusagen doppelt. Das Polster, das sich die Eintracht bisher zulegen konnte, ist aufgebraucht.Jetzt kommt die Stunde der Wahrheit, was mit dieser noch instabilen, inhomogenen Mannschaft los ist. Wie sehr der verletzte Peruaner Carlos Zambrano auf dem Platz fehlte, das konnte man auch erkennen. Schau'n wir also mal.
P.S. Zu erwähnen ist noch, daß ein Stuttgarter Tor eindeutig als Abseits hätte gepfiffen werden müssen und daß Haris Seferovíc, der als der Torjäger schlechthin diesmal nicht traf, in der 86. Minute vom Schiedsrichter nicht als komisch angesehen wurde, als er diesem nonverbal zeigte, daß dieser nicht so genau hingeschaut hätte. Er fehlt also beim nächsten Bundesligaspiel in Hannover, darf aber am kommenden Mittwochabend zum DFB-Pokal gegen Mönchengladbach mitspielen.
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