Serie: Eröffnung des Städel-Erweiterungsbaus mit dem Sammlungsbereich GEGENWARTSKUNST, Teil 3/3

 

Manfred Schröder

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Das haben wohl auch Optimisten nicht erwartet, daß der Eröffnungsreigen zum Erweiterungsbau des Städel, der am Wochenende bei freiem Eintritt und vielfältigem Programm unter dem Motto offen für alle die Bürger Frankfurts in das neue Städel eingeladen hatte, mit 18 000 Besuchern so erfolgreich würde.

 

Museumsdirektor Max Hollein hatte zur Eröffnungspressekonferenz ausdrücklich betont, daß innerhalb der vielen Spenden, die in Millionenhöhe für den Erweiterungsbau nötig geworden waren und auch eingingen, ihm die kleinen Beträge von Bürgern der Stadt genauso wichtig seien wie die von Beziehern großer Einkommen, wobei wir dazu sagen, daß er damit solche meinte, wie Familie Josef Ackermann, noch Deutsche Bank Chef, die 100 000 Euro spendete oder Hilmar Kopper, von dem sogar 250 000 kamen.

 

Das Bürgerwochenende, das von herrlichem Wetter sicher profitierte, war minutiös vorbereitet. An beiden Tagen waren zehn Stunden, von 10 bis 20 Uhr die Türen offen. Neben Führungen VON ANGESICHT ZU ANGESICHT, die 700 Jahre Kunstgeschichte im Blick hatten, wurden auch Architekturführungen DER ERWEITERUNGSBAU durchgeführt. Daneben gab es Familienführungen, spezielle Führungen zur neuen Gestaltung der Gegenwartskunst und eigentlich zu allen Bereichen ein inhaltliches Angebot, das zielgruppenorientiert formuliert und durchgeführt wurde.

 

Auch die Sonderausstellung CLAUDE LORRAIN. DIE VERZAUBERTE LANDSCHAFT konnte mit Führung besucht werden. Andererseits konnten auch Vierjährige an dieser Eröffnung mitmachen bei NASEWEIS MIT BASELWITZ, einer Märchenreise durchs Städel. Es gab auch Führungen durch Jugendliche, die „ihr Städel vorführten. Insgesamt gab es neben der gerade neueröffneten „Gegenwartskunst“ auch in den anderen, vor kurzem neu präsentierten Sammlungsbereichen „Alte Meister“ und „Kunst der Moderne“ Führungen, die unter speziellen Fragestellungen an die Bilder, den Dialog der Besucher mit den Gemälden in Gang setzten.

 

Das sind die inhaltsbezogenen Führungen. Es gab aber auch neue Veranstaltungsformate, wie „Improtour“, in der die Besucher den Rundgang selbst bestimmen konnten, über Dialogführungen bis hin zur „Vielen-Dank-Führung“, die das große bürgerschaftliche Engagement für das neue Städel veranschaulichte. Unter dem Motto „Offen für Entdeckungen“ hat sich außerdem die Graphische Sammlung vorgestellt. Der beispiellose Andrang sorgte für meterlange Besucherschlangen vor dem Museum, was gelassen hingenommen wurde.

 

In den Führungen zum Erweiterungsbau wurde auf die Besonderheit hingewiesen, daß das Frankfurter Städel mit einem beispiellosen Kraftakt auf einen Schlag eine Verdoppelung seiner Ausstellungsfläche und damit die größte inhaltliche und architektonische Erweiterung in den knapp 200 Jahren seiner Geschichte hinlegte. Allerdings unter der Erde. Die unter dem Städel-Garten platzierte lichtdurchflutete Ausstellungshalle mit ihren signifikanten kreisrunden Oberlichtern bringt rund 3.000 m² zusätzliche Ausstellungsfläche und verdoppelt damit den Umfang der Sammlungspräsentation. Mit der Fertigstellung des Erweiterungsbaus sind im Städel von nun an 700 Jahre abendländische Kunstgeschichte unter einem Dach in einer ebenbürtigen Präsentation erlebbar: alte Meister, die Kunst der Moderne und die Gegenwartskunst.

 

Das Städel hat in einem ebenfalls beispiellosen Kraftakt eine Reihe von differenzierten Eröffnungsfeiern durchgeführt, die vom Mittwoch 22.  bis zum 24. Februar abendlich zwar teilweise dieselben Redner, wie Direktor Max Hollein und Sylvia von Metzler, die Vorsitzende des Städelschen Museums-Vereins , aufbot, dann aber insofern differenzierte, als zweimal mit Nikolaus Schweikart, Vorsitzender der Administration des Städel, und Felix Semmelroth, Kulturdezernent der Stadt sprachen. Nur Martin Engler, der Sammlungsleiter für Gegenwartskunst, der die Hängung im Erweiterungsbau vorgenommen hatte, war täglich gefordert.
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Zur Eröffnung des Städel-Erweiterungsbaus sind eine Reihe von Katalogen und Bücher neu herausgekommen, nachdem schon die Neueröffnungen für die Alte Kunst und die Kunst der Moderne eigene Kataloge vorlegte.

 

Die Erweiterung des Städel Museums 2007-2012, hrsg. von Städel Museum, Frankfurt 2012 gibt einen wirklich schönen Überblick über die Baugeschichte und stellt in 125 Schritten dar, wie langsam Land gewonnen und die Sammlung erweitert wurde. In der Architektur des Neubaus kommen die Macher zu Wort, aber auch diejenigen, die die Finanzierung voranbrachten.

 

Gegenwartskunst. 1945 bis Heute im Städel Museum, hrsg. von Martin Engler und Max Hollein, Verlag HatjeCantz 2012. Dieser Band bezieht sich auf zwei Parameter. Einerseits ist die Sammlung der Gegenwartskunst Teil der 700 Jahre alten seit 200 Jahren im Städel gesammelten Kunst. Die Gegenwartskunst ist dabei in den letzten Jahren um rund 1000 Werke angewachsen. Wie dies durch Spenden großen Stils finanziert wurde, ist bekannt. In diesem Band werden nun rund 300 Werke aus dem aktuellen Sammlungsbestand vorgestellt, also fast alle derzeit in der Galerie ausgestellten.

 

Laura J.Padgett, Raum über Zeit, Text von Adrian Giacomelli. Die Fotografin hat im Zeitraum von 2010 bis 2012 die Baumaßnahmen durch das Architektenbüro Schneider+Schumacher mit ihren Fotos begleitet. Ihre Linse richtet sich sowohl auf die Räume und Gegebenheiten des Altbaus, wie auch das Fortschreiten des Erweiterungsbaus. Mal sind es Nahaufnahmen, aber noch beeindruckender sind die aus der Ferne, wenn die Oberlichter des Erweiterungsbaus wirklich wie Bullaugen oder auch Frisbeescheiben wirken. Hier kann man die Entstehung des Baus mitverfolgen und auch, wie herrlich die unterirdischen Räume ganz ohne Kunst aussehen. Abgehoben wie unter einem Himmel voller Monde.

 

Art works. Sammlung Deutsche Bank, Zentrale Frankfurt. Leistung aus Leidenschaft. Hrsg. Deutsche Bank CCKunst, 2. Auflage Februar 2012. Ziemlich überrascht werden Sie sein, was die Deutsche Bank alles gesammelt hat, wobei vor allem auffällt, wie international die Sammlung ist. Damit ist eben nicht nur der amerikanische Kunstmarkt gemeint. Sehr viele Werke kommen aus Asien, Afrika ist kaum vertreten, aber das liegt nicht an der Deutschen Bank. Welche Werke abgegeben wurden ins Städel, erschließt sich aus dem Band nicht.

 www.staedelmuseum.de