Königin Elisabeth II. besuchte Frankfurt
Claudia Schulmerich
Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Eigentlich gibt es wirklich nicht viel zu berichten, über diesen, den ersten Besuch der englischen Königin in Frankfurt, eine Stadt, die ihr Ehemann Prinz Philip als geborener Hesse ganz gut kennt. Die Menschenmenge, die sie feierte, war für das republikanische Frankfurt schon erheblich, vor allem die Intensität, die manche an den Tag legten.
Übereinstimmend wurde von denen, die dabei waren, berichtet, daß die Königin sehr schweigsam gewesen sei. Insbesondere beim feierlichen Essen im Kaisersaal des Frankfurter Römer, von dem es, gute Sitten sind das, während des Speisens keine Bilder gibt, soll sich ihr Sitznachbar am Tisch WIESBADEN, der Hessische Ministerpräsident Volker Bouffier, rednerisch sehr ins Zeug gelegt haben. Das tut er sonst auch. Von daher war es wohltuend, daß er an diesem Tag in seinen öffentlichen Reden bald einen Schluß fand und zudem keine Dinge sagte, an denen man Anstoß nehmen könnte.
Wir wollen deshalb im folgenden nur die von der Staatskanzlei zu Verfügung gestellten Bilder bringen und jeweils nur kurz kommentieren, wo und was und mit wem.
Am 25. Juni hat also Königin Elisabeth II. gemeinsam mit ihrem Ehemann Prinz Philip Frankfurt am Main besucht.
Sie kam auf dem Frankfurter Flughafen mit einer Maschine aus Berlin an. Dies war die Einladung des amtierenden deutschen Staatsoberhauptes Joachim Gauck, der sicher mit Absicht die Theodor-Heuss gewählt hatte, dem ersten Bundespräsidenten nach dem Krieg in der neuen Demokratie der BRD Deutschland.
Das also ist die Maschine, aus der nun protokollgemäß der Gastgeber Gauck mit dem Gast Queen die Treppe hinunterschreitet, gefolgt von den jeweiligen Partnern.
Das Ständchen des Kinderchors - in Frankfurt singt man gut und gerne dazu, hier wurde der Deutsche Sangverein vor über 150 Jahren gegründet, was sich in vielen Chören bis heute widerspiegelt und vor kurzem gefeiert wurde. Es gab auch DIE GEDANKEN SIND FREI, ein Lied, dessen politische Dimensionen viele gar nicht mehr ahnen.
Die Absperrungen waren gewaltig, denn der Sicherheitsgedanke ist das A und O bei allen Staatsbesuchen, erst recht bei der nationalen Einrichtung des britischen Könighauses, sprich: der am längsten amtierenden Queen.
Eine aparte Aufnahme, die die durchaus ungewöhnliche Architektur der Paulskirche zeigt, die ja wirklich als Kirche gebaut wurde, aber niemals als eine fungierte, weil sie nach der Revolution von 1848 sofort als Versammlungsort der ersten deutschen Nationalversammlung bestimmt wurde. Diese demokratische Bestimmung gibt auch anderen Anlässen, die dort begangen werden, eine gewisse Weihe.
Das Rund im Inneren zu fotografieren, ist sehr schwierig. Hier der Versuch.
Natürlich gab es einen Roten Teppich. Mehrere sogar. Vor der Paulskirche wie auch vor dem sehr breit abgesperrten Rathaus, in Frankfurt nur DER RÖMER genannt, wobei diese Bedeutung bis heute nicht eindeutig geklärt ist. Ob es nämlich römischen Kaufleuten abgekauft wurde. Wäre schon einmalig, daß eine Stadt ihr Rathaus nicht selber baut, sondern von Kaufleuten übernimmt. Auf der anderen Seite paßt das gut zur alten Messestadt Frankfurt am Main.
Ach, wir sind doch noch im Inneren der Paulskirche. Es ist nämlich extra für die Monarchin die GOLDENE BULLE, die ansonsten im Panzerschrank des benachbarten Instituts für Stadtgeschichte verwahrt wird, in die Paulskirche gebracht worden. Die Goldene Bulle ist Weltdokumentenerbe geworden. Das Verfassungsbuch heißt nach seinem Siegel.
Die Goldene Bulle ist eines eigenen Bildes wert! Sie ist von 1356 und so etwas wie das Grundgesetz des Heiligen Römischen Reiches. Sie regelt die Modalitäten von Wahl und Krönung der römisch-deutschen Könige durch die damals sieben Kurfürsten bis 1806, dem bewußt gesetzten Ende des Reiches. Entscheidend wurde, daß die Mehrheit der Stimmen galt und keine Einstimmigkeit gefordert war. Erst die Krönung in Rom machte den König zum Kaiser, was aber seit Maximilian I. direkt hierzulande stattfand, seit 1562 fand nicht nur die Wahl, sondern auch die Krönung in Frankfurt statt, weshalb hier eine der sieben Bullen aufbewahrt werden mußte, weil die den Ablauf von Wahl und Krönung eben regelte.
Irgendwann wollte man ja auch in den Römer. Das sind ein paar Schritte zu Fuß über die Braubachstraße. Diese war nicht nur über Stunden gesperrt, was ärgerlich für diejenigen war, die ansonsten die dort fahrenden Straßenbahnen benutzen. Deren Gleise waren beim Übergang vom Paulsplatz zum Römerberg zudem unterfüttert und abgeklebt, damit ja kein königlicher Fuß ins Stolpern gerät.
Im Römer wurde erst begrüßt. Zum Empfang durfte fotografiert werden. Und anschließend wurde kolportiert, daß die am entscheidenden Tisch Sitzenden alle dem Hessischen Ministerpräsidenten zuhörten, der das Wort führte. Dieses Bild beweist, daß auch mindestens ein Beitrag von der Queen kam.
Dann gespeist ohne Bilder. D.H. ohne aktuelle Fotos, denn wer den Kaisersaal kennt, weiß, daß dort die deutschen Kaiser fast von den Wänden fallen. So viele sind es. Und anders als in England, wo es schon in früheren Jahren auch Königinnen gab, und was für welche, hat es das Heilige Römische Reich Deutscher Nation, deren Kaiser hier hängen, nie geschafft, auch eine Frau Kaiserin werden zu lassen. Obwohl es ja ein Wahlamt war. Selbst die Erbin der Krone, die Habsburgerin Maria Theresia, mußte ihren Mann vorschicken, obwohl sie die geborene Repräsentantin war.
Das Gästebuch der Stadt Frankfurt ist natürlich ein Muß für jeden Staatsgast. Beim Hineinschreiben der englischen Königin kam auch, wie schon in der Paulskirche, Hausherr Peter Feldmann, Oberbürgermeister der Stadt Frankfurt, zum Zuge. Er erklärte so manches und beantwortete die Fragen, die vor allem Prinz Philip stellte. Im Hintergrund die Kaiserbilder an den Wänden.
Von diesem Balkon aus grüßt jeder, der den Frankfurter etwas zu sagen hat, bzw. den sie sehen und feiern wollen. Das sind mit den meisten Zuschauern die Fußballer und neuerdings auch Fußballerinnen, die für Deutschland Siege erringen, aber auch die lokalen Größen wie Eintracht Frankfurt.
Der OB Peter Feldmann hat gegenüber dem DFB derzeit ein gutes Pfand in der Hand, wie es dem DGB gelingen könnte, in dem unerquicklichen Bürgerbescheid, der gegen den Erhalt der Rennbahn ging, in Frankfurt für die DFB-Akademie, die dort entstehen soll, gutes Wetter zu machen: Nach internationalen Siegen werden die Nationalmannschaften wieder in Frankfurt gefeiert. Es spricht nichts dagegen, daß danach Berlin kommt. Aber in der Regel kommen sie am Frankfurter Flughaben an, an dem nun die Queen am Donnerstag wieder abgeflogen ist.
Fotos:
alle von der Hessischen Staatskanzlei, Sabrina Feige. bis auf das letzte Foto, das von der Stadt Frankfurt ist und von Stefan Maurer fotografiert wurde.