1. FFC gegen SGS Essen als Auftakt und Heimspiel zur Frauen-Bundesliga 2:0

 

Hartwig Handball

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Wenn wir so literarisch werden und uns auf Hermann Hesse beziehen, der diese Aussage in seinem Gedicht STUFEN von sich gibt, wollen wir auch dessen Fortsetzung zitieren: „der uns beschützt und der uns hilft, zu leben.“ Das gilt auch für den Auftaktsieg des 1. FFC.

 

Denn dieses 2: 0 vom Sonntag im Stadion am Brentanobad enthält sowohl die Möglichkeiten, die die Frankfurter Mannschaft für die vorderen Plätze prädestinieren, wie auch die Probleme, die es geben kann, die an diesem Tag schlicht in der Verwertung der Torchancen lag, von denen es überaus viele gab, denen gegenüber dann zwei Tore einfach zu wenig sind. Aber wie luxuriös, wenn man sich nur darüber Gedanken machen muß. Von vorne.

 

Mit Desiree Schumann im Tor und Kerstin Garefrekes als Kapitänin waren insgesamt neun Spielerinnen der bisherigen Mannschaft des 1. FFC dabei. Trainer Colin Bell hatte nur zwei der Neuen von Anfang an aufgestellt: die Japanerin Yuki Ogimi, die – was nicht geht, wovon auch niemand spricht, aber grundsätzlich ja doch so ist – Celia Sasic ersetzten soll und tatsächlich deren Nummer 9 übernommen hat und die Kanadierin Sophie Schmidt, Nummer 12, und diejenige, die im Mittelfeld nach vorne und hinten dirigieren sollte. Für beide war es ein geglückter Einstand.

 

Von Beginn an, drängten die Frankfurterinnen aufs gegnerische Tor, was bedeutete, daß tatsächlich 45 Minuten lang das Fußballspiel in der Hälfte der Essenerinnen stattfand. Dabei nutzten die durchaus jede Möglichkeit zum Kontern und waren ein Gegner, der nicht aufgab. Die vielen Möglichkeiten der Frankfurterinnen kann man gar nicht alle aufzählen. Mandy Islacker hatte so manchen tollen Schuß, Kerstin Garefrekes mühte sich in alle Richtungen, wurde selbst zum Sturm, wenn es nottat, und gab sonst die Bälle ihren Spielerinnen vor. Daß dabei auch so mancher Fehlpaß passierte, ist angesichts der vielen Bälle, die richtig plaziert waren, nicht weiter wichtig.

 

Auch Kathrin Julia Hendrich kam zum Abschuß, der lautstark an den Pfosten knallte. Wir haben die vielen, so gut herausgespielten Torschüsse nicht gezählt, selten konnte man so viele Torchancen sehen, die dennoch einen Halbzeitstand von 0:0 brachten. Dafür gibt es Gründe. Denn die Torschüsse landeten überwiegend in den Armen der Torfrau vom SGS Essen. Lisa Weiß machte ein hervorragendes Spiel, weil sie nicht nur perfekt reagierte, ob Luftsprünge oder ein Hechten zur Seite, sondern darüber hinaus psychologisch agierte. Sie stellte sich mit weit geöffneten Armen vor ihr Tor, so daß eine psychologische Weisheit eintrat: die Frankfurter Spielerinnen bedienten sie und schossen ihr direkt in die Arme. Was im Training nottut, ist also, genau mit dem Kopf diesem automatischen Handeln beim Toreschießen zu entgehen und eiskalt gegen das eigene Gefühl den Ball an der Torfrau vorbei zu plazieren.

 

Dies muß deshalb angemerkt werden, weil die Überlegenheit der Frankfurter Spielerinnen an diesem Tag drückend war, was sich in der zweiten Halbzeit dann leicht eingeschränkt fortsetzte, allerdings fielen genau dann die Tore für Frankfurt. Mit einem Eckenverhältnisse von 10:2 für Frankfurt ist schon alles gesagt, aber keine der Ecken, die auf der rechten Seite gerne Yuki Ogimi trat, führte zum Tor. Auch das ist interessant. Die beiden Tore fielen erst nach der 75. Minute und beidemale war die Japanerin beteiligt. In der 76. Minute – hoffentlich die richtige Zeit, denn leider gibt es im mit 10,7 Millionen modernisierten Stadion, das außer dem 1. FFC auch der Verein SG Rot-Weiß Frankfurt nutzt, keine Anzeigetafel. Weder eine für die Zeit, noch für Tore und Auswechslungen. Doch irgendwie – man möchte gerne die Wendung vom Geduldsfaden, der gerissen ist, benutzen – war es Yuki Ogimi zu viel mit den verpaßten Chancen. Sie nahm von der Strafraumgrenze den Ball auf, bugsierte ihn um zwei Spielerinnen aus Essen herum, mal rechts, mal links abgezirkelt und dann blitzschnell und kräftig der Schuß ins Tor zum befreienden 1:0 für Frankfurt.

 

Man hatte erwartet, daß nun der Faden gerissen sei und sich die Überlegenheit der Frankfurterinnen auch in Toren zeige. Da waren aber die Essenerinnen davor, die auch jetzt noch auf jeden Konter lauerten und ebenfalls Chancen hatten, den Ausgleich zu erzielen. Geradezu dramaturgisch zugespitzt dann in der 90.+2 Minute, also Nachspielzeit, riß erneut Yuki Ogimi den Ball an sich, flankte den Ball nach vorne, den Isabelle Linden, die in der 68sten Minute für Mandy Islacker eingewechselt war, ebenfalls blitzschnell im Tor versenkte: 2:0 und Endergebnis.

 

Das war ein Spiel, das im Mißverhältnis von Chancen und erzielten Toren stand, also viel Mühe bei immerhin dem Ertrag, siegreich zu sein und auch kein Gegentor hineinbekommen zu haben. Weil es anderswo zu sehr viel torreicheren Spielen gekommen war, steht der 1. FFC nur am letzten Platz der siegreichen Mannschaften, also Rang 5; die Tabelle wird vom VfL Wolfsburg angeführt, der mit 0:8 beim FF USV Jena abräumte.

 

In Frankfurt gab es zwei Ereignisse zusätzlich. Vor dem Spiel nahm der OB der Stadt Frankfurt, Peter Feldmann, teil an der Auszeichnung der ehemaligen Starspielerin des 1. FFC, Celia Sasic, die zu ihrer internationalen Ehrung nun auch noch die Torjägerkanone des Fußballmagazin Kicker entgegennehmen durfte (im Bild)  und sich aufrichtig bei ihren Mitspielerinnen und den Fans für diese beiden grandiosen Jahre in Frankfurt bedankte, die ihre letzten im aktiven Fußballsport sind. Es war ihre Entscheidung, auf dem Höhepunkt ihrer Fußballkarriere aufzuhören.

 

Das andere Ereignis war, zu erleben, wie tief der Frauenfußball inzwischen auch bei den Mandatsträgern der Stadt, bzw. deren Umfeld verankert ist. Alle diejenigen aufzuzählen, die den Start in die neue Saison hier miterleben wollten, sprengt den Rahmen. Es soll nur auf zwei verwiesen werden, die nach Möglichkeit immer dabei sind: die Bundestagsabgeordnete Ulli Nissen und der Doyen der SPD-Sportfraktion, der einst älteste Stadtverordnete der Nachkriegszeit, der inzwischen 85 Jahre zählende Hans Busch, der nicht nur den Frauenfußball goutiert, sondern es auch fertig bringt, aus seiner ehemals als tendenziell rechts bezeichneten Ecke über das Mittelfeld ins linke Lager seiner Partei gewechselt zu haben.

 

Das nächste Spiel bestreitet der 1. FFC in Hoffenheim, das nächste Heimspiel findet am 13. September gegen 1. FFC Turbine Potsdam statt.

P.S. Zu erwähnen sind unbedingt die hervorragenden Konditionen aller Spielerinnen. Die Partie, begonnen um 11 Uhr, fand unter glühender Sonne statt, was die Spielerinnen mit links nahmen. Wenigstens sah es so aus.

 

Fotos: 

Die "Neue" Yuki Ogimi mit der "Alten" Kerstin Garefrekes, die beide schon prima zusammenspielten und Lust auf mehr machen.

Verabschiedung von Celia Sasic, die zur ihrer Ehrung auch noch die Torjägerkanone vom Chefredakteur des Kicker, Rainer Franzke, überreicht bekam.

(c) A2 Bildagentur/Peter Hartenfelser