Eintracht Frankfurt gegen 1. FC Köln 6:2

 

Claudia Schubert

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Noch die ganze Nacht hallen in einem die lautstarken Sprechchöre: ALEX MEIER FUSSMALLGOTT nach. Auch während der Busfahrt war das so an die 100 Mal, gefühlt mehr als tausendmal im Chor allgegenwärtig. Der Dank der Fans an einen außergewöhnlichen Fußballabend und eine herausragende Leistung des nach fünfmonatiger Verletzungspause wiedererstandenen Alex Meier.

 

Doch, man muß mit ihm anfangen, denn das Entscheidende ist nicht die unglaubliche Einzelleistung, nach dem Wiedereinstieg so zu spielen, also ob nichts passiert, keine Zwangspause gewesen sei, das Entscheidende ist, daß Alex Meier allein durch seine Präsenz und seine Übersicht die ganze Mannschaft mitreißen konnte, denn die vor allem in der ersten Halbzeit gezeigte Spielleistung besteht nicht aus individuellen Glanzlichtern, sondern ist eine durch das hinreißende Zusammenspiel erbrachte.

 

Nun gut, in dem mit 51 500 Zuschauern ausverkauften Stadion, schlug Meier gleich nach drei Minuten und 11 Sekunden zu. Schon das, ein Auftakt wie im Märchen, denn ein Rückkehrer aus dem Zwangsurlaub muß trotz intensivem Training normalerweise sich erst einmal wieder mit der Mannschaft einspielen. Alex Meier hat beide Talente. Er agiert alleine, wenn es sein muß, und er ist grundsätzlich ein Mannschaftsspieler. Man konnte förmlich zusehen, wie der lange Schlacks ein Gefühl von Raum und Zeit auf dem Rasen in traumwandlerische Aktionen umsetzt. Er tut wie von selbst immer das Richtige und wird damit ein spiritus rector, ohne offensichtlich als Superstratege und Dominanz auf dem Platz zu wirken. Die Energien entfalten sich wie von selbst.

 

Und weil es so viele wurden, die Tore, diese vorweg. Nach dem Kopfballtor in der 4. Minute, gelang Meier ein Treffer in der 23. Minute und dann noch als Krönung sein drittes Tor in der 87. Minute. Die Stabilität des Ergebnisses hatte Luc Castaignos – auch er hervorragend – in der 15. Minute zum 2: 0 bewirkt und dann psychologisch wichtig in der 30. Minute sein zweites Tor erzielt. Wichtig, weil nämlich die Kölner mit Anthony Modeste in der 28. Minute dagegenhalten hatte, was insgesamt zum Pausenstand von 4:1 führte.

 

Die Eintracht hatte in der 2. Halbzeit ihr enormes Lauftempo, das auch den Kölnern zu schaffen machte, zurückgeschraubt. Es blieb auch erst einmal ohne weitere Tore ein lebhaftes und gutes Fußballspiel, bis Haris Seferovic, auch er ein absoluter Mannschaftsspieler, in der 73. Minute zum 5:1 erhöhte, Dominique Heintz für die Kölner in der 81. Minute zum 5:2 schoß und eben Alex Meier sechs Minuten später zum Endergebnis 6:2 köpfte.

 

Warum uns so wichtig ist, die Mannschaftsleistung herauszustellen, hat damit zu tun, daß erst dies Meiers Anwesenheit und Spiel als Wiederauferstehung des Alex Meier deutlich macht. Meier wurde zum idealen Verbindungsglied zwischen den Stürmern Castaignos und Seferovic, hinter denen er direkt stand, hin zur Abwehr. Makoto Hasebe dagegen spielte auf Rechtsaußen und er war es, der gleich in der 4. Minute Aleksandar Ignjovski bediente, der zielgenau auf Meier gab, der sich hochschraubte und ziemlich unhaltbar den Ball mit dem Kopf ins Tor beförderte.

 

Übrigens: Wenn man denkt, sechs Tore, da muß der Tormann ja geschlafen haben, ist das unrichtig. Denn Timo Horn vom 1. FC Köln hatte gleich in der fünften Minute auf ein mögliches Tor von Castaignos sicher reagiert, wie auch später. Nein, die sechs Tore wurden nicht durch Fehler der Gegenseite erzielt, sondern durch das lebendige, schnelle Miteinanderspielen der Eintrachtler. Bei den zwei Gegentoren war der wieder sehr gute Frankfurter Tormann Lukas Hradecky machtlos, die Abwehr dagegen....

 

In der zweiten Halbzeit hatten die Frankfurter, wie schon erwähnt, die Luft etwas herausgelassen und ließen auch die Kölner agieren, so daß Hradecky seine Klasse zeigen konnte. Aber auch jetzt noch blieb die Spielfreude der Hessen das den Platz Bestimmende und auch, daß es auf Seiten der Eintracht überhaupt keinen Ausfall gab. Das alles überstrahlte die Freude über den Wiedereinsatz von Alex Meier mit seinem Hattrick, der die Zuschauer auch nach dem Ende des Spiels wie besoffen machte mit Aussagen wie, das würden sie noch ihren Enkeln erzählen. Echte Dankbarkeit, daß man ein so schönes Spiel hat sehen dürfen. Und Lust auf mehr.

 

P.S. : Was die Persönlichkeit Meier im Eintrachtkader darüberhinaus auszeichnet, ist seine Bescheidenheit, mit der er seine Tore immer wieder auf die Zuspieler zurückführt. Vergleiche unten.

 

 

 

Stimmen zum Spiel, eingefangen von Jürgen Schneeberger

 

Heribert Bruchhagen:

Als ich die Aufstellung gesehen habe, war mir mulmig, da sie sehr stark offensiv geprägt war. Aber der Trainer hatte das richtige Gespür gehabt. Es ist schon was Besonderes, wenn man so torreich spielt. Am Ende haben wir hier einen tollen Sieg errungen. Ich wüsste keine Mannschaft, die in den letzten Jahren gegen den 1. FC Köln sechs Tore erzielt hat und von daher können wir sehr stolz sein. Wohlgemerkt, im Augenblick. Es ist Vorsicht geboten.

 

 

Bastian Oczipka:

Daß wir einen besseren Ballbesitz spielen, ist genau das, was wir uns vorgenommen haben. Genau das haben wir in der ersten Halbzeit perfekt umgesetzt. Besser können wir das nicht spielen. Unserer Chancen haben wir vorne sehr gut genutzt und hinten haben wir kaum was zugelassen. Alles in einem, war es ein sehr gutes Spiel von uns. Das Comeback von Alex haben wir ihm alle gegönnt. Es ist auch seine Qualität vorm Tor, mit seinem Kopfball oder seinem Schuss ist er eine Waffe. Wir dürfen uns jetzt nicht von den Ergebnissen blenden lassen und weiter daran arbeiten, dass wir in der englischen Woche auch die Punkte mitnehmen.

 

 

Marco Russ:

Bei Alex Meier hat man heute wieder gesehen, welch eine Qualität er hat, welche uns auch vielleicht in den ersten drei Spielen gefehlt hat. Seine Abschlußstärke ist Wahnsinn. Davon weiß zwar die ganze Bundesliga, aber man sieht, daß man es nur schwer verhindern kann.

Luc Castaignos ist ein sehr Schneller, der vor dem Tor eiskalt ist. Wenn wir da hinten es schaffen den drei da vorne die Bälle hin zu spielen, sind die drei vorne (Meier, Seferovic und Castaignos) eine Gewalt. Wenn wir so spielen, wir wir uns das in der Vorbereitung vorgenommen haben, sieht es dann so aus, wie heute in der ersten Halbzeit.

 

 

Alex Meier:

Damit hat heute glaube ich keiner gerechnet. Es war ein schönes Spiel. Meine Tore waren super vorbereitet, ca. 70 bis 80% gehören den Vorbereitern. Es war gut für mich, daß ich heute länger spielen konnte, dadurch bekomme ich wieder Kraft und komme für die nächsten Spiele weiter. Die Freude über die Tore kommt sicherlich erst morgen, weil man während des Spiels voll konzentriert ist. Ich war vor dem Spiel nicht mehr oder weniger aufgeregt wie sonst auch. Sicherlich kommen auch wieder Spiele, wo es nicht so gut klappt wie heute, aber deswegen müssen wir uns weiter einspielen. Ich finde, daß die zweite Halbzeit nicht so gut war heute, das muß man auch sehen, aber für den Anfang war es doch ganz gut. Ich habe noch keine 100%, ab der 70.Minute wurden meine Beine schwer, aber das wird jetzt immer besser.

 

 

Peter Stöger, Trainer des 1. FC Köln:

Zu einem sind wir heute auf einen sehr guten Gegner getroffen, auf der anderen Seite haben wir zu viel gravierende Fehler gemacht. Bis jetzt sind uns so viel Fehler noch nicht passiert und die klasse Spieler von Frankfurt haben diese Fehler in Tore umgesetzt. Das Spiel geht vom Ergebnis auch in Ordnung. Ich gratuliere zu diesem Spiel. Der tolle Einstieg von Alex Meier ist zwar bitter für uns, sehr bitter, ist aber trotzdem schön, daß er wieder da ist.

 

 

Armin Veh, Trainer der Eintracht:

Köln hat besser gespielt, als das Ergebnis aussagt. In der ersten Halbzeit haben wir richtig gut Fußball gespielt. Ich bin mit meiner Mannschaft sehr zufrieden und ich freue mich natürlich auch, daß Alex Meier wieder dabei ist.

 

 

Auch der Spruch des Tages kommt von Armin Veh:

Daß er drei Tore macht, ist sicher nicht normal. Wenn du nach fünf Monaten zurück kommst und drei Tore macht ist das nicht normal. Aber er ist ein unnormaler Spieler und von daher ist es wieder normal.

 

 

Eigener Kommentar: Ich habe schon sehr lange nicht mehr eine so gutes und sicheres Spiel von der ersten bis zur letzten Minute von der Eintracht gesehen. Wie gefährlich das Eintrachtspiel mit drei Stürmern lief, unser Mittelfeld mit viele guten Ideen und viel Druck nach vorne und unsere Abwehr den Laden hinten soweit dicht gehalten hat (abgesehen von ein paar kleinen Unachtsamkeiten), läßt auf mehr hoffen. Sicherlich sollte man mit den Füßen auf dem Boden bleiben.

Die Eintracht hat hervorragenden offensiven Fußball gespielt, Alex Meier dem Fußballgott ist sein Comeback dreifach gelungen, der Kampfgeist und Siegeswille war heute jedem Eintrachtspieler anzumerken.

 

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