FFC FRANKFURT siegt mit 1:0 gegen 1. FFC TURBINE POTSDAM

 

Hartwig Handball

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Das macht schon Spaß im Frauenfußball, daß da nicht alles neu ist, sondern schon längst bewährte Traditionen da sind, wie beispielsweise, daß das Aufeinandertreffen beider Mannschaften Frankfurt und Potsdam eben längst ein Klassiker im Frauenfußball ist.

 

Genauso wie die gleichzeitige Paarung Bayern München und Wolfsburg. Und da wir jetzt alles aufmerksamer verfolgen, woher die Vereine kommen und wohin sie gehen, muß man gleich hinzufügen, daß die beiden Spitzenspiele eben auch die Besonderheit haben, daß in Frankfurt die 'reinen' Frauenmannschaften, die in Frankfurt und in Potsdam geschaffen wurden, auftreten, während in München schon am Freitag der Ligasieger FC Bayern München einen Heimsieg von 1:0 gegen den Vizemeister und Pokalsieger VfL Wolfsburg einfuhr, die beide sogenannte Linzenvereine sind, also den Männervereinen entspringen, wohin auch die Reise verbandstechnisch gehen wird.

 

Vielleicht kommt auch deshalb schon länger ein neuer Ton zwischen den beinharten Konkurrenten, dem Frankfurter Boß Siegfried Dietrich und dem 73jährigen Potsdamer Trainer Bernd Schröder auf. Der ist ja nicht nur der Älteste, sondern auch der mit der längsten Erfahrung, denn er hatte schon in der DDR den Frauenfußball in Potsdam mitsamt dem einmaligen Spiel der Frauen- Nationalmannschaft trainiert. Für Turbine Potsdam gab er von 1992 bis 1997 den Manager und wechselte dann wieder ins Traineramt, wobei er nicht zum ersten Mal seinen Abschied mit der laufenden Saison ankündigte. Aber mit jeder Ankündigung wird das schon ein bißchen wahrscheinlicher. Also spürt man auch den Atem der Geschichte, was in der anschließenden Pressekonferenz ganz deutlich wurde.

 

Zuerst aber endlich zum Spiel. Über das es nicht ganz so viel zu berichten gibt, als ein 1:0 Ergebnis schon andeutet. Doch einige markante Fehlentscheidungen der rechten Linienrichterin. Aber dazu später. Denn wichtiger ist erst einmal in der Gesamtwertung, in der nach drei gewonnenen Spielen der 1. FFC noch kein Gegentor reinließ, aber insgesamt vier Tore schoß, so daß er mit 4:0 Toren und 9 Punkten – nein, immer noch nicht erster ist. Aber zweiter, denn Bayern München hat mit 6:1 das (knapp) bessere Torverhältnis.Wolfsburg ist Dritter und Turbine Potsdam tummelt sich – ungewöhnlich – auf Platz 10. Das wird sich ändern, denn schlecht waren die Spielerinnen nicht!

 

Aber sie sind nicht mehr die Erzrivalen von gestern – die Mannschaft genauso wenig wie die beiden Verbandsheroen – und somit ist auch die übertriebene Verbissenheit geschwunden. Das zeigte sich vor allem in der ersten Halbzeit, wo die Frankfurterinnen lebhaft aufspielten, über beide Seiten in den Torraum der Potsdamerinnen drängten und eine Anzahl von Torschüssen aufwiesen, die auch Tore geworden wären, wenn nicht Lisa Schmitz das Potsdamer Tor so überragend sauber gehalten hätte. Sie schraubte sich in die Luft, sie schlängelte am Boden, sie war auf jeden Fall immer an der richtigen Stelle den doch eigentlich unhaltbaren Ball doch zu halten. Andererseits hatten die Frankfurterinnen auch manches Pech, beispielsweise als Mandy Islacker, nachdem sie schon zuvor allein vor dem Tor den Ball nicht hineinbrachte, nun perfekt die Latte traf, was Simone Laudehr gleich nachmachte. In unserer Mitschrift steht dann jeweils „fast ein Tor“.

 

Doch in der zweiten, ansonsten ruhigeren Halbzeit gab Mandy Islacker in der 57. Minute den Ball vor und Kerstin Garefrekes zeigte ihre Erfahrung geradezu cool, indem sie nicht dem Trend der anderen folgte und der Torfrau den Ball in die Arme schoß, sondern gezielt an ihr links unten vorbei den Ball unhaltbar ins Netz schoß. Überhaupt Kerstin Garefrekes. Auch diesmal war sie der Halt der Mannschaft, bildet mit ihrer Person das Rückgrat. Die 36jährige ist inzwischen die älteste Spielerin der Liga und macht vor, was Mannschaftsspiel bedeutet. Sie ist in der Lage, was übrigens am Tag zuvor Alex Meier in die Eintrachtmannschaft brachte, den Mitspielerinnen das gemeinsame Vorgehen gegen den Gegner als die richtige Siegerstrategie zu vermitteln. Denn an diesem Tag war vor allem das gemeinsame Agieren zu sehen, weniger sensationelle Einzelleistungen. Und auch nach dem Tor weiterzustürmen, auch das konnte Garefrekes weitergeben, da sie es selbst vormachte.

 

Mit einem Wort, kein aufregendes, aber ein gutes Fußballspiel, das die Frankfurter Frauen verdient gewannen. Das betonte auch Bernd Schröder für die Potsdamer, der sehr gerne Punkte mitgenommen hätte, auch damit gerechnet hatte. Bei diesem Spiel auf „Augenhöhe“ sei es „am Schluß 1:0 nicht unverdient“ für den 1. FFC ausgegangen. Aber, bemerkte er listig. „Die müssen alle noch zu uns“, nämlich nach Potsdam kommen. Neues Spiel. Neues Glück.

 

Ach so, die fehlende Schiedsrichterin. Drei Fehlentscheidungen in ein paar Minuten. Jeweils gegen den 1. FFC: eine Ecke nicht gegeben, einen Freistoß gelassen und ein Foul ohne Ahndung zugelassen.

 

Foto:

Kerstin Garefrekes (c) A2 Bildgagentur Hartenfelser

 

Info:

Spiel am Sonntag, 13. September 2015, 11.00 Uhr im Stadion am Brentanobad, Frankfurt-Rödelheim