Staatstragender Tag in der Alten Oper, der Paulskirche und dem Kaiserdom in Frankfurt

 

Günter Winckel

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Das konnte man kaum glauben, was sich in Frankfurt noch um Mitternacht auf den vielen Plätzen abspielte, wo die 16 Bundesländer sich genauso präsentierten, wie die vielen Künstler, die auf den öffentlichen Bühnen auftraten, so daß noch um 24 Uhr die Innenstadt so was von überfüllt war, wie sonst bei Weihnachtseinkäufen am 24. Dezember, also, wenn es gleich vorbei ist.

 

Dennoch war auch ein Stück Angst dabei. Zumindest bei den Oberen. Anders kann man das gewaltige Polizeiaufgebot nicht interpretieren. Man hatte von Protesten im Vorfeld gehört und wollte die ersticken. Ersticken tut man aber durch eine solche Polizeidominanz eher den unschuldigen Bürger, der nicht versteht, ist das Schutz für ihn oder eher Bedrohung? Denn es sieht wirklich unschön und ungemütlich aus. Wie im Fernsehen, sagten diejenigen, die abgesperrt wurden und die Totalitäten nur aus der Ferne sehen durfte. Natürlich sind damit die Hohen Herren und Damen gemeint, die politische Nomenklatura des Staates, die nach der ruhigen Nacht in Frankfurt am Morgen des Samstag, des 3. Oktober zum Staatsakt kamen.

 

In guter Stimmung und bei strahlendem Sonnenschein waren etwa 350 000 Besucher am ersten Veranstaltungstag, dem Freitag, auf dem Bürgerfest zum 25. Jahrestag der Deutschen Einheit unterwegs. "Wir freuen uns über einen ersten sonnigen und fröhlichen Veranstaltungstag. Auch in den Nachtstunden blieb in Frankfurt alles ruhig", sagte Michael Bußer vor dem Beginn der protokollarischen Veranstaltungen.

 

Heute werden die Verfassungsorgane zum Gottesdienst im Kaiserdom und zum Festakt in der Alten Oper in Frankfurt sowie zum Eintrag in das Goldene Buch der Stadt in der Paulskirche erwartet. Dabei sagte der Ministerpräsident und Bundesratspräsident Volker Bouffier: „Wir feiern den Siegeszug der Freiheit in unserem Land und in Europa“. Das waren Worte, die nur von der den Festgästen ertönten, weshalb wir Bouffiers Rede veröffentlich werden und hier nur kurz die wichtigsten Passagen zitieren.

 

Anlässlich des 25. Jahrestages der Deutschen Einheit hat Volker Bouffier hat heute dazu aufgefordert, mit dem gleichen Mut und der gleichen Zuversicht wie bei der friedlichen Revolution vor 25 Jahren die Herausforderungen der heutigen Zeit anzugehen. „Wir feiern heute den Siegeszug der Freiheit in unserem Land und in Europa“, sagte er beim Festakt in der Alten Oper in Frankfurt. Die Erfahrungen aus der Wiedervereinigung und den vergangenen 25 Jahren hätten gezeigt, dass „wir die Kraft haben, auch außergewöhnliche Herausforderungen erfolgreich zu gestalten“. Auch heute müsse gehandelt und angepackt werden. Der 3. Oktober 1990 sei einer der glücklichsten Tage für Deutschland und zeige, was möglich sei, wenn Freiheit sich Bahn breche. „Das wiedervereinigte Deutschland ist ein tolerantes und weltoffenes Land.“

 

Am zweiten Tag des Einheitsfestes standen die protokollarischen Veranstaltungen mit Bundespräsident Joachim Gauck, Bundeskanzlerin Angela Merkel, Bundestagspräsident Norbert Lammert, dem Präsidenten des Bundesverfassungsgerichtes Andreas Voßkuhle und dem gastgebenden Bundesratspräsidenten Volker Bouffier im Mittelpunkt. Höhepunkt war der Festakt mit einem würdevollen und fröhlichen Programm, das die Jahre der Wiedervereinigung Revue passieren ließ. Zuvor hatten sich die Verfassungsorgane in der Paulskirche ins Goldene Buch der Stadt Frankfurt eingetragen und an einem Gottesdienst im Kaiserdom teilgenommen.

 

Nachdem am Freitag 350 000 Besucher zum Fest gekommen waren, war das Bürgerfestgelände bei strahlendem Sonnenstein auch am Samstag sehr gut besucht.Ein kulinarischer und kultureller Streifzug durch Deutschland wird den Gästen noch bis Sonntagnachmittag vor allem auf der Ländermeile an beiden Seiten des Mains geboten. Für sportlich Aktive bietet die Sportmeile auf der Zeil, der Konstablerwache und dem Börsenplatz ein vielfältiges Angebot an Mitmachstationen. 25 Jahre deutsche Geschichte interessant und verständlich aufbereitet erleben Besucherinnen und Besucher auf dem Paulsplatz und dem Liebfrauenberg.

 

Ein effektvoller Abschluss des zweiten Veranstaltungstags war eine Licht- und Bühnenshow am und auf dem Main. Neben einem Chor mit über 200 Sängerinnen und Sängern und einer Jet-Ski Show begeistern Namika mit ihrem Hit „Lieblingsmensch“ und ein Feuerwerk. Kurz zuvor werden 25 Lichtbrücken als Symbol für die 25 Jahre der Deutschen Einheit über den Main gebaut.