Pettersson & Findus: 1 an Weihnachten im ZDF; 2 – Das schönste Weihnachten überhaupt, Weihnachten 2016 im Kino, Teil 1

 

Claudia Schulmerich

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Was man alles nicht kennt. Was man alles nicht weiß. Auf jeden Fall staunt man darüber, wie aufwendig ein Film mit Animationsanteilen in der Vorbereitung ist und daß 24 Leute über Monate daran sitzen. Mindestens. Das hat sich der Hessische Kunst- und Wissenschaftsminister Boris Rhein, der den Film mitfördert, bei der für Animation und Visuelle Effekte zuständigen Firma Chimney in Frankfurt ganz genau angesehen.

 

Man muß schon die Hanauer Landstraße ein Stück rausfahren, da wo vor Jahren schon in einem ursprünglichen Industriegebiet sich Clubs, Bars und Kultureinrichtungen breit gemacht hatten, und wo jetzt oben im ersten Stock wie an durchgehenden Schulbänken in sechs Reihen je vier Mitarbeiter vor ihren riesengroßen Bildschirmen sitzen, jeder mit etwas anderem beschäftigt, aber alle mit dem Film Pettersson & Findus 2 – Das schönste Weihnachten überhaupt. Daß der erst nächste Weihnachten in die Kinos kommt, spricht eben für die unglaubliche Arbeit, die hier geleistet wird und über die wir gleich berichten.

 

Erst noch einmal ein Schritt zurück und eine kurze Reminiszenz an PETTERSSON UND FINDUS, der 2013 in die Kinos kam und am 24. Dezember im ZDF läuft. Weil da so vieles zusammenkommt, hat die Redaktion von Weltexpresso beschlossen, bis Weihnachten der Sache auf den Grund zu gehen und eben auch die Bücher, die zum Film führten, genau zu lesen und dies weiterzugeben . Heute aber steht der Besuch des Ministers im Mittelpunkt, Besuch bei denen, die die technischen Arbeiten machen. Aber zuvor mußte erst mal das Material herangeschafft werden, an dem dann die vielen Hände einen stimmigen, flüssigen animierten Film machen können, wo nicht in der einen Szene Findus einen Schraubenzieher in der Hand hat und bei der nächsten Bewegung mit dem Hammer zuschlägt. So was fällt auch kleinen Kindern auf – wie wir wissen, denen sogar besonders! - und deshalb ist die Perfektion hier Alltag.

 

Vorausgegangen sind also die eigentlichen Filmaufnahmen, das Drehen. Was schon nicht ganz stimmt, denn zuvor müssen zwei Dinge erledigt sein: Es muß ein Drehbuch her, das viel genauer als sonst, die einzelnen Szenen festschreibt. Schauspieler können ihre Texte variieren, ihren Körper auch nach ihren Vorstellungen drehen und wenden. Aber die animierten Personen oder wie hier, wo es um das Einfügen einer Figur in den schon gedrehten Film geht, da muß alles fix und fertig auf dem Papier stehen. Das Drehbuch also. Aber wer spielt denn? Das ist die zweite Sache, die geklärt werden muß. Da gibt es Castings genannte Auswahlproben und die waren nötig, weil der Pettersson vom ersten Film, Ulrich Noethen, für die diesjährige Produktion, die schon im Januar begann und bis August nächsten Jahres geht, keine Zeit hatte. Wie gut, daß Stefan Kurt einspringen konnte, denn er wurde ausgewählt und da man als Zugabe auch noch die allerersten Aufnahmen vom neuen Film sehen konnte, denkt man sich so: gut macht er das. Und ist natürlich überhaupt nicht wiederzuerkennen, denn aus dem fitten Kerl wird der etwas tüttelige Opa. Mit wenig Haaren auf dem Kopf, dafür vielen am Kinn.

 

Und seit Januar hat dann der neue Pettersson mit einigen anderen Schauspielern in sechs Wochen den Film gedreht. Ja wie? Tatsächlich. Der Film ist abgedreht, alles andere ist jetzt die nötige Nacharbeit. Denn FINDUS fehlt doch noch. Schließlich kann keine echte Katze die gezeichnete der Illustrationen aus dem Buch in einem Film nachmachen. Als man noch darüber staunt, wie denn dann am Bildschirm Findus in den Film gezaubert wird, so daß auf der Kinoleinwand das alles wie Natur aussieht, kommt die nächste Überlegung: Ja, wie hat denn der Pettersson im Film mit Findus gesprochen, sie mit Blicken verfolgt, ihr etwas gegeben von ihr etwas genommen, wenn doch die Dreharbeiten ohne Katze stattfanden? Fortsetzung folgt.

 

 

Info:

 

 

 

Animation, was aus dem Lateinischen kommt und erst einmal in Animieren zum Leben erwecken bedeutet und im Unterhaltungsbereich eben zum gefälligen Zuhören und Zuschauen animieren möchte, bedeutet in Bezug auf Film ein technisches Verfahren. Allerdings steht der Film damit nicht alleine, diese technisch verstandene Animation ist simpel erst einmal ein so schnelles Aneinandereihen von Einzelbildern, daß im Auge des Betrachters daraus ein flüssiger Ablauf, eben ein bewegtes Bild wird. Das geschieht übrigens, wenn Sie um die 24 Bilder pro Sekunde im Ablauf sehen.

 

 

 

Wer Kunstgeschichte studiert hat, wird des auf ewig mit der Serienfotografie von Eadweard Muybridge verbinden, dessen galoppierender Reiter für das 19. Jahrhundert einfach ein Teufelswerk waren. Und der Anfang von dem, was heute mit der Computeranimation noch lange kein Ende hat. Wir wollen ein andermal auf die notwendigen Unterscheidungen innerhalb von Animationstechniken eingehen, denn landläufig spricht man schon von animierten Filmen, wenn wie bei PETTERSSON UND FINDUS ein in Wirklichkeit gedrehter Film durch Animation verändert, eben animiert oder teilanimiert wird. Ein echter Animationsfilm dagegen sollte vollständig 'unecht', also ohne Dreh in der wirklichen Welt entstanden sein.

 

 

 

Die eigentlich interessanten Details sind in den Animationen dann einerseits die technischen Verfahren wie 2D-Animation mit Zeichentrickfilm u.a., andererseits die Prinzipien genannten Verfahren, wie man diese Technik zur Belustigung der Zuschauer nutzt, in dem die Figuren gequetscht, gestreckt oder durch Körpercodes übertrieben werden, bis zur Karikatur, die manchen Figuren eigen ist. Aber um die so spannenden Finessen kann es bei unserem Besuch nicht gehen. Der bleibt allgemein, auf den Film und die Arbeit von Chimney bezogen.

 

Foto:

 

Pettersson (Stefan Kurt) und Findus in der Küche, Mathias Neumann, Chimney © 2015 Tradewind Pictures, Senator Film