Eintracht Frankfurt siegt durchaus verdient mit 2:1 gegen Werder Bremen, Teil 1
Claudia Schubert
Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Es stand für alle viel auf dem Spiel, zumal die Weihnachtspause auch immer den Jahresabschluß bedeutet und die Tabelle, das heißt der eigene Tabellenplatz dann für einige Wochen zementiert ist. Das ist schön, wenn man oben steht, schlimm, wenn man dicht Richtung Abstieg ist und auch nicht schön, wenn man, wie nach dem Samstagsspiel den 14. Rang einnimmt.
Aber die Bremer sind eben nun 15. und damit direkt vor dem Relegationsplatz. Nach dem Spiel. Aber nach dem Sieg der Stuttgarter am späteren Abend, der diese mit der gleichen Punktzahl von 15 mit dem besseren Torverhältnis auf Platz 15 brachte, belegt Werder Bremen nun den Relegationsplatz. Dazu noch mehr. Das Spiel gehört zu denen, den ganz wenigen, von denen man nach 90 Minuten Fußball das Gefühl hat, man sie mittendrinnen. Sprich: selten war die Zeit beim Zuschauen so schnell vergangen wie an diesem Vorweihnachtssamstag, wo mit 46 000 Zuschauern ganz schön viele diesem Abstiegsverhinderungskampf zweier Mannschaften zuschauen wollten, die schon im letzten Jahr gefährdet waren, aber sich in sichere Gefilde retten konnten.
Die Partie war von Anfang an bewegt, aber auch von Anfang an konnte man sehen, daß die Frankfurter nicht ihren Hasenherzfußball spielen wollten und auch nichts von einer Altherrenmannschaft an sich hatten, sondern daß sie flink und guter Dinge unterwegs waren in den gegnerischen Strafraum. Und so zischte es schon in der 6. Minute am Bremer Tor vorbei und die gehörige Chance für die Eintracht zerstob. Das passierte noch oft. Aber immerhin gingen von 16 Torschüssen der Eintracht zwei ins Netz, während der SV Werder Bremen bei 12 Torschüssen nur einen versenkte.
Gleich nach den ersten Chancen kamen in der 7. und 8. Minute weitere Chancen und irgendwann merkte man, ja, es stimmt, die Eintracht macht ernst und stürmt und spielt auch so offensiv, daß ein kämpferischer, attraktiver Fußball daraus wird. Und die Bremer? Irgendwie hatte man das Gefühl, daß die Bremer Mannschaft eine halbe Generation älter sei, auch erfahrener, auch im Körpermaß größer und stärker, allerdings nicht schneller. Und so hatte man immer den Eindruck, die Bremer seien bei ihren Angriffen gefährlicher und einfach besser im Ball Halten oder Erobern. Die Frankfurter dagegen liefen, was das Zeug hielt und waren so schnell im Strafraum der Bremer, wie man es sich nur wünschen kann, wenn, ja wenn, sie erstens die weit abgeschlagenen Bälle ihres Tormanns erwischt hätten – die überwiegende Anzahl landet vor Bremer Füßen und Köpfen – und zweitens sich nicht so viele Bälle hätten abnehmen lassen.
Insbesondere Haris Seferovíc war ein Läufer vor Gottes Gnaden, er gab nicht auf, wuselte herum, zeigte wirklich Einsatz, ja Leidenschaft, aber man bedauerte ihn, wie sehr er die günstigsten Situationen vor dem Tor durch klägliche Abschüsse zunichte machte. Und im nicht unbedingt zielgerichtetem Fußballspielen blieb er nicht der einzige der Eintracht. Es war eine eigenartige Mischung von Durcheinandersein, aber Kampfeswillen zeigen wollen und es auch tun! Auch Stefan Aigner war ein Kümmerer, er half nach allen Seiten und war stets für eine gefährliche Situation gut. Aber dem Bremer Torwart, dem ExEintrachtler Felix Wiedwald gelang es, das Tor sauber zu halten, so daß in der 29. Minute der gute 37 Jahre alte Claudio Pizarro in einem starken Schuß von ca. 18 Metern aus Lukas Hradecky keine Chance ließ. Geholfen hatte ihm durch die gute Vorlage der Eintracht-Außenverteidiger Aleksandar Ignjovski.
Also noch mal zur Bremer Führung. Tja, so hatten es sich manche vorgestellt im sadomasochistischen Eintrachtverliergefühl! Aber man hatte das Tor kaum mental aufgenommen, schon war auf der Gegenseite der ebenfalls gute alte Alex Meier zur Stelle und köpfte den Ball dem Torwart so vor die Füße, daß der Ball einfach ins Netz sprang zum 1:1 in der 31. Minute. Von Tor zu Tor hatte es 90 Sekunden gedauert. Das war psychologisch um so wichtiger, als die Zuschauer damit den Führungstreffer von Werder gar nicht als die Schlappe, die es war, werten konnten, weil der unmittelbare Ausgleich die Frankfurter als die Retourkutschenmannschaft stark erscheinen ließ.
Und psychologisch Spitze war dann direkt nach dem Wiederanpfiff zur zweiten Halbzeit, daß schon in der 48. Minute sich Haris Seferovic durch einen verunglückten Paß des jungen Florian Grillitsch einen wieder mal verlorenen Ball zurückeroberte und diesmal auch nicht abnehmen ließ, sondern Stefan Aigner eine richtig runde Torvorlage bot, die dieser zum 2:1 einschloß. Geholfen hat ihm dabei Aleksandar Ignovski, also derjenige der beim Führungstreffer der Bremer alt aussah. Man kann gar nicht glauben, daß dies den Endstand bedeutete, denn vom Spiel her blieb es aufregend und kämpferisch, so daß man sich bei der 90sten Minute noch mitten im Spiel wähnte.
Es gäbe noch sehr viel zu sagen. Wichtig ist uns zu betonen, daß Marc Stendera tolle Ecken schießt. Er plaziert den Ball knallhart gezielt und butterweich ankommend direkt vors Tor – leider immer in die Hände des Tormanns. Da müßte man doch was machen können...
Bleibt eine Gedenkminute für Haris Seferovíc, dem unermüdlichen Läufer. Er bleibt mit sieben Torschüssen derjenige, der so eifrig wie kein anderer ein Tor erzielen wollte, aber konsequent ein Tor nach dem anderen vermasselte. Immerhin überlistete ihn zweimal Wiedwald, aber die anderen Schüsse gingen ins Nichts, verrutschten oder verkullerten. Üben!
Das Eckenverhältnis, das manche ja für gleichbedeutend für Siege oder Niederlagen halten, beträgt 6: 3.