Frankfurter Kirchendezernent fordert gegenseitiges Verständnis und Offenheit

 

Gerhard Wiedemann und pia

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – In Frankfurt sind alle schockiert über die Schüsse auf eine Flüchtlingsunterkunft in unmittelbarer Nähe der Stadt. Schockiert auch deshalb, weil das soziale Klima in der Stadt ein anderes ist und ebenfalls in Dreieich, im Kreis Offenbach, wo in der vorletzten Nacht jemand auf schlafende Menschen schoß. Daß nur einer am Bein verletzt wurde, ist kein Trost.

 

Für Frankfurt formuliert der Kirchendezernent, der auch – und das ist meist wichtiger: Stadtkämmerer ist: Neben der schwarzen Null, Uwe Becker mit den Haushalten 2014 und 2015 erreicht hat beziehungsweise erreichen wird, gilt für die Stadt Frankfurt auch null Toleranz gegenüber Ausgrenzung, Fremdenhass und Antisemitismus – „dieses Leitbild sollte auch im Jahr 2016 das Handeln der Menschen bestimmen“, so Frankfurts Kirchendezernent Uwe Becker. „Frankfurt am Main ist eine liebens- und lebenswerte Stadt. Hierzu trägt entscheidend auch die kulturelle und religiöse Vielfalt bei. Das gegenseitige Verständnis, die Offenheit und die Toleranz der Frankfurter muss bewahrt werden. Ausgrenzung und Fremdenhass dürfen in der Mainmetropole auch weiterhin keinen Nährboden finden“, betont Becker.

 

In Frankfurt leben rund 720 000 Einwohner aus über 170 Nationen und Mitglieder von rund 160 Gemeinden aller Weltreligionen friedlich zusammen, sie haben hier ihre Heimat gefunden.

 

Eine sichere Heimat zu haben, ist ein Privileg. Fast 60 Millionen Menschen sind weltweit auf der Flucht. Das sind so viele wie seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr. Zudem leben rund eine Milliarde Menschen in Krisengebieten. Die Auswirkungen der weltweiten Krisenherde sind auch in Frankfurt zu spüren. Jede Woche kommen rund 170 Flüchtlinge in der Stadt an, Tendenz steigend.

 

Kommen Flüchtlinge nach Deutschland, gebühre ihnen zunächst Fürsorge und christliche Nächstenliebe. Jene, die ein Anrecht auf einen längeren oder dauerhaften Aufenthalt bei uns bekommen, müssen schnell in unsere Gesellschaft integriert werden, unsere Sprache und Werte erlernen, um Teil unserer Gesellschaft werden zu können“, so Becker.

 

In einigen Wochen, am 27. Januar, wird mit dem Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus wieder deutlich, wie wichtig ein entschiedenes Entgegentreten gegenüber Ausgrenzung und Fremdenhass ist. Der Jahrestag der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz wurde 1996 auf Initiative des damaligen Bundespräsidenten Roman Herzog offizieller deutscher Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus. Zum Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust wurde dieser Tag von den Vereinten Nationen im Jahr 2005 erklärt.

 

Neben Offenheit und Toleranz ist auch Unterstützung der sozial Schwachen wichtig für ein funktionierendes Zusammenleben. „Die Mildtätigkeit und Nächstenliebe, die sich in der Weihnachtszeit besonders deutlich zeigt, sollte auch über diese hinaus wirken. Es gibt viele Menschen, die das ganze Jahr über auf Unterstützung angewiesen sind. Auch die Stadt Frankfurt trägt viel zu einem sozialen Ausgleich in der Frankfurter Bevölkerung bei. Den finanziellen Schwerpunkt im Haushalt stellt mit einem Zuschussbedarfs von 647 Millionen Euro im Jahr 2016 der Sozialbereich dar. Darüber hinaus ist das ehrenamtliche Engagement vieler Helfer unverzichtbar, denn die Kommune kann nicht alles leisten“, sagt Becker.