1. FFC Frankfurt gewinnt souverän mit 4: 0 gegen Köln, den Tabellenletzten

 

Hartwig Handball

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Da mußte erst ein Redner daherkommen, daß einem selber klar wurde, daß das ja stimmt: Der 1. FFC ist derzeit die bei weitem erfolgreichste Frankfurt Fußballmannschaft! Die Eintracht kommt abgeschlagen dahinter und der FSV sowieso. Die Besonderheit beim Spiel gegen Köln waren nämlich die Reden, mit denen das aufwendig renovierte Stadion per Schlüsselübergabe von OB Peter Feldmann und dem Hessischen Innenminister Peter Beuth an den Frauenfußballklub ging.

 

Übrigens nicht alleine. Der 1. FFC teilt sich den Platz mit zwei weiteren Vereinen. Die Redner hatten mitsamt vieler Frankfurter Lokalpolitiker – noch einmal: Kommunalwahl am nächsten Sonntag - nach dem Anpfiff noch nicht einmal richtig Platz genommen, als die ersten Zuschauer schon wieder von den Sitzen sprangen. Das gibt es auch nicht alle Tage, ein 1:0 in der ersten Minute. Exakt waren es 37 Sekunden, die Dzenifer Marozsán brauchte, um das erste Tor zu erzielen und wir sagen es gleich, die Frankfurter ließen viele weitere Torgelegenheiten verstreichen, sprich: das Ergebnis hätte noch viel höher ausfallen können.

 

Man konnte an den schwarzgekleideten Frankfurterinnen seine Freude haben, nur leider wurden die in attraktivem Rot gewandeten Kölnerinnen keine Teufel, sondern hatten alle Mühe mitzuhalten, wobei das ja auch eine Tugend ist, nicht aufzugeben und es einfach weiterzuversuchen. Und darin übten sich die Aufsteigerinnen bei den souverän spielenden Frankfurterinnen weidlich.

 

 

Simone Laudehr sah zweimal vergeblich zu, wie ihr der Ball abgenommen wurde; tatsächlich wurde sie in der 11. Minute geradezu übertölpelt. Aber wer wollte es den unterlegenen Spielerinnen verübeln, daß sie mit allen Mitteln zumindest an den Ball gelangen wollten, wobei Ballbesitz noch lange nicht hieß, damit auch etwas anfangen zu können. Das Eindrucksvolle am Stadion am Brentanobad ist entgegen solchem Überwältigungsstadion wie dem im Stadtwald einfach der Sachverhalt, daß man alles so mitbekommt. Wie die Mädchen, die jungen Frauen sich gegenseitig warnten, dem Ball gute Wünsche mit auf den Weg gaben, wie sie verärgert die Gegnerin beschimpften oder uns unverständliche Geheimsprachen einander zuriefen, man hat einfach viel stärker das Gefühl mittendrin zu sein als anderswo: weil es auch so ist!

 

Aber während wir noch darüber sinnieren, sind die Kölnerinnen richtig angriffslustig geworden. Zwar scheinen sie nicht wirklich torgefährlich, aber sie greifen an und geben nicht auf. Schade, daß heute die Kulissen nicht voll sind. Denn die 1 310 Zuschauer finden wir viel zu wenig bei einem Stadion, das 3 000 packt. Gilt der Aufsteiger Köln als nicht attraktiv genug? Oder ist einfach an diesem 28. Februar zu viel los in Frankfurt – wo am Abend dann auch noch die Eintracht im Stadion in die Nacht hinein spielt.

 

Tja, zu früh gefreut. Denn der Ball war erneut im Kölner Tor und Beifall sowie die Tormelodie schon fetzig im Rund zu hören, als sie abgebrochen wurde und der Stadionsprecher einem schnöde mitteilte: abseits! Doch das kehrte Mandy Islacker mit der Nummer 17 schnell ins Gegenteil um. In der 32. Minute schoß sie unhaltbar zum 2:0 ein und gerade als der Beifall abflachte, da gelang ihr ein weiterer Treffer zum 3:0 in der 33. Minute. Diesmal war es so, daß auch der Stadionsprecher noch vom zweiten Tor erzählte, als das dritte schon drinnen war. Das hat schon was von Irresein und die Leute waren ganz schön aus dem Häuschen und klatschten wie wild. Nur leider leider waren es eben zu wenig Zuschauer, daß daraus hätte ein brausender Sturm werden können.

 

Doch den lieferten auf dem Rasen die Fußballfrauen. Und nach der Pause hatten wir direkt das Kölner Tor im Blick, saßen also sozusagen in der Ersten Reihe, denn das Spiel spielte sich in der Kölner Hälfte ab. Manchmal sah es wirklich wie ein Trainingsspiel aus, so sicher agierten die Frankfurterinnen. Wenn nach dem Spiel in der Pressekonferenz der Kölner Trainer Marcus Kühn so warme Worte für die Frankfurter Mannschaft und ihre Leistung finden wird, hat das mit der Souveränität zu tun, wie sie nicht nachlassen, die Kölnerinnen zu belagern.

 

Eine heikle Situation, als Kerstin Garefrekes, die Spielführerin, mit Laura Giuliani zusammenstößt. Sie trägt keine Schuld, aber weh tut das trotzdem und man sieht die Torfrau sich ständig an den Kopf fassen.

 

Nach wie vor sind die Frankfurterinnen am Zuge und als in der 58. Minute das 4:0 durch Kerstin Garefrekes nach der Ecke durch die eingewechselte Sophie Schmidt als Kopfballtor fällt, denkt man, es folgen noch viele weitere Tore.

 

Übrigens, das fällt einem dabei auf und ein, sehr foulfrei dieses Spiel bei einer gelben Karte für eine Kölner Spielerin in der 69sten Minute. Da es im Strafraum gegen Mandy Islacker geschah, folgte ein Elfer, den Simone Laudehr ebenfalls souverän verschoß. Übrigens gleich zweimal. Es kam nicht so drauf an. Zwar wurde weiterhin kräftig verteidigt, aber ganz schön lupenrein gespielt, wenn man das mit Männerfußball vergleicht. Diesmal. Es gibt auch andere Spiele.

 

Aber es war den Frankfurterinnen genug. Ihr Trainer Matt Ross, der mit dem Kölner gemeinsam hat, daß sie die einzigen sind, die mitten in der Saison ihre amtierenden Kollegen ersetzten, sprach auf Englisch vom fantastischen, ja perfekten Start, den sich ein Trainer nur wünschen könne.“ Und wie konziliant der Kölner Trainer den Sieg 'auch in dieser Höhe' als verdient kennzeichnete.

 

Die Frankfurterinnen bleiben nach den ebenfalls siegreichen Bayern München auf dem 2. Platz mit dem Abstand von 10 Punkten nach 14 Spielen. Jetzt ist Länderspielpause. Am 20. März geht es gegen den Dritten, Vfl Wolfsburg weiter und drei Tage darauf wartet das Hinspiel er Woman's Champions League in Malmö auf die Frankfurterinnen.

 

P.S.

Als ziemlich unvermittelt in der zweiten Halbzeit noch einmal alle gekommenen Politiker genannt wurden, sie waren ja zu Beginn freundlich begrüßt worden, zog das über das Stadion unkommentiert weg. Kein einziger Klatscher. Es paßte auch nicht zum Geschehen. Aber beim Namen Hans Busch hätte man schon innehalten sollen, denn der 85jährige ehemalige SPD-Stadtverordnete, der für Sport zuständig war, hat den Frauenfußball außerordentlich gefördert und kommt regelmäßig zu den Spielen.

 

Foto: A2 Bildagentur Peter Hartenfelser