Eintracht Frankfurt siegt im vorletzten Saison- und letztem Heimspiel gegen Borussia Dortmund 1:0, Spielbericht
Claudia Schubert
Frankfurt am Main (Weltexpresso) – So ein spannendes Spiel hat man noch nie gesehen, glaubt man noch unmittelbar nach dem unerwarteten Sieg von Eintracht Frankfurt, der ihr in Verbindung mit dem Unentschieden von Bremen in Köln und der Niederlage der Stuttgarter zu Hause gegen den sicheren Absteiger Hannover für dieses Wochenende den sicheren 15. Rang in der Bundesligatabelle beschert.
Und weil derzeit nicht die Qualität der Spiele das Entscheidende ist,sondern die Punkte, sei gleich noch hinzugefügt, daß beim letzten Spiel am nächsten Samstag, wie in einem Fußballhimmel schon vorher geplant, die beiden Mannschaften aufeinandertreffen, die um den sicheren 15. Platz spielen werden, wobei der Verlierer auf dem 16., den Relegationsplatz landet, was weiterhin Hoffnung verspricht.
Daß die Eintracht um den Sieg kämpfen wird, versprach Trainer Niko Kovac - hier im Bild nach dem Siegestor - in der anschließenden Pressekonferenz und natürlich sind drei Siege – 2:1 gegen Mainz, 2:1 gegen Darmstadt und heute 1:0 - hintereinander eine gute Voraussetzung für den nächsten Samstag. Es ist in der Euphorie des Tages richtig, daß der Trainer mahnt: „Es ist noch nichts geschafft. Die letzte Schlacht muß erst noch geschlagen werden.“ und ankündigt: „Im Weserstadion wird Alarm sein. Da müssen wir noch einmal neunzig Minuten lang bestehen. Auf Unentschieden kann man da nicht spielen.“ Nach einer solchen Strategie hatte nämlich ein Kollege gefragt, aufgrund der nun errungenen Punkte, die zeigen, die Eintracht hat einen Lauf, wie es fußballerisch heißt .
Was ihr allerdings am Samstag im Stadion gelang, gehört in die Rubrik Krimi. Es fing ganz normal an, wobei die massiv aufs Feld gelaufenen Dortmunder schon eine Assoziation von Bienen- oder Hummeltanz hervorriefen, allzu sehr erinnert die gelb-schwarz gestreifte Tracht und vor allem die Ringelstrümpfe an die entsprechenden Comics. Und es ist keine abwegige Assoziation – nicht wegen des überragenden Dortmunder Spieler Mats Hummels, denn mit Namen machen wir keine Scherze - , sondern weil die ersten Minuten glauben ließen, es seien doppelt so viele Borussen auf dem Platz als Eintrachtler – noch dazu alle in der Hälfte der Eintracht. Die Mehrzahl dachte an ein schnelles Tor der durch Thomas Tuchel sicher darauf orientierten Mannschaft.
Doch es kam anders. Der Dortmunder Schlußmann Roman Bürki zeigte tolle Paraden. Gleich dreimal hintereinander griff er richtig und beim dritten Mal ins Aus. Wirklich eine tolle Tormanaktion, wobei Bürki auch die anschließende Ecke sicher bewältigte. Entscheidend aber war, daß er von den Frankfurter dazu genötigt wurde, denn die gaben nicht auf und hatten drei Minuten lang das Heft so in der Hand, daß man die Verwunderung der Gelb-Schwarzen richtig bemerkten konnte. Und dann zog Matt Hummels zieht Pfiffe auf sich, weil er verlangsamt. Er schiebt den Fall und dreimal hin – und her. Das Publikum ist wütend, aber dahinter steckt eine Strategie, das merkt man das Spiel über, denn dieser Vorgang, daß die Dortmunder im Ballbesitz bleiben, aber nichts damit anfangen, wird sich das gesamte Spiel über wiederholen. Falsche Taktik, die Herren.
Denn kaum sind die Frankfurter am Ball, scheinen sie viel gefährlicher, sie haben nämlich deutlich sichtbar den Drang ins gegnerische Tor. Und werden in der 14. Minute belohnt. Die Eintracht zog erneut ab, Ecke, und den Ball köpft Stefan Aigner in einer rasanten Gegenbewegung ziemlich unhaltbar ins untere linke Tor. Er hatte nämlich den Körper in der Gegenrichtung in der Luft und den Kopf zum Tor verdreht. Zehn Minuten hatte die Eintracht für dieses Tor gebraucht und mustergültiges Kampfverhalten gezeigt und – überblickt man das gesamte Spiel – wurde trotz vieler Versuche auch nie wieder eine Torgefahr für Dortmund.
Und jetzt greifen die Dortmunder verstärkt an, aber sind - wir sind in der 24. Minute - nicht zwingend. Mats Hummels ist wirklich ein herausragender Spieler. Er zeigt absolute Übersicht und ist ein geschickter Ballverteiler, der dann aber überraschend auch selber schießt und zwar immer in Torrichtung und scharfe Schüsse dazu. Der Frankfurter Tormann Lukas Hradecky kann häufig seine Klasse zeigen. Eben war Gefahr für das Frankfurter Tor, weil Abraham sich verschätzte, aber Pierre-Emerick Aubameyang schoß hoch über Tor , fest, aber zu weit.
Es gibt kuriose Situation, so geschickt gehen die Borussen mit dem Ball um, als einer von ihnen den Ball exakt durch die Beine eines Eintrachtlers schießt. Der BVB hat schon Klasse, denkt man eins ums andere Mal. .Seit langem spielt sich alles in der Eintrachthälfte ab und so gefährlich Dortmund ist, die Spieler kommen nicht durch. Und wenn doch, dann verhindert wieder – wie in der 29. Minute - Hradecky ein sicheres Tor. Jetzt ein gefährlicher Freistoß von Henrikh Mkhitarayn, von einem Eintrachtler mit dem, aber erneut Kopf abgewehrt und ins Feld gegeben, erneuter Schuß, aber satt gehalten von Hradecky. Das nächste Fasttor wird gleich dreimal abgewehrt. Noch sechs Minuten bis zur Halbzeit. Zu lange, um einen Sieg über die Zeit zu retten. Auf jeden Fall ist jetzt ununterbrochen Dortmund am Drücker. Es hilft nur nichts.
Es fällt auf, daß die Borussen, durch Hummels gelenkt, sehr viel mehr über die linke Seite, kommen, eigentlich fast alle Spielzüge. Vielleicht ist Constant Djakpa auf der anderen Seite als Haltestelle bekannt. Aber auch Bastian Oczipka steht gut und David Abraham sowie Yanni Regäsel bunkern, es ist kein Durchkommen für das leichte Geschwader der Dortmunder. Ihr Trainer wird richtigerweise im Gespräch sagen, er sei eigentlich sehr zufrieden gewesen mit dem Spiel seiner Mannschaft, aber 20 Meter vor dem Tor sei nichts mehr zwingend gewesen. Das stimmt.
Die letzten Minuten reine Abwehrschlacht schon wieder Ecke – insgesamt werden es 19 (!) Ecken der Dortmunder sein und drei für die Eintracht. Die vielen Ecken sind ein direkter Beweis für die Abwehrleistung der Frankfurter. Denn egal, wohin der Ball geschossen oder geköpft oder sonst wie in den Himmel bugsiert wurde, immer raus aus der Gefahrenzone ums Tor. Das war die Devise, die aufging - und gleich ist Halbzeit, in das die Eintracht mit dem 1:0 beruhigt gehen kann.
Wenn wir von einem Krimi schreiben, so ist damit die zweite Halbzeit gemeint. Was in der ersten vorbereitet wurde, wuchs sich in der zweiten zu einer Abwehrschlacht aus, von der die allermeisten im Stadion nicht geglaubt hätten, daß man tatsächlich ein Tor der gegnerischen und spielerisch weit überlegenen Mannschaft über weitere 45 Minuten verhindern kann. Aber der Eintracht gelang es. Dabei ging's nicht nur ums Mauern. Sondern auch darum, wie nach einer geglückten Abwehr Kontermöglichkeiten genutzt wurden. Die Überlegung, es hätte der verletzte Alex Maier mitgespielt oder auch der gesperrte Seferovic, führt zur Schlußfolgerung, daß mit besseren Torjägern die Eintracht einem Tor – trotz der wenigen Konter – näher gewesen wäre als die unaufhörlich in Ballbesitz befindlichen Borussen.
Daß er, der Trainer, da etwas falsch gemacht habe, bei seinen Auswechslungen und Strategieüberlegungen, hob Thomas Tuchel im anschließenden Gespräch besonders hervor. Wir stimmen ihm darin zu. Denn alle Anwesenden konnten es nicht glauben,daß es der Eintracht Frankfurt mit einer solchen Abwehrschlacht gelungen war, die Dortmunder derart zu bremsen, daß sie keinen Weg ins Tor fanden. Aber gut so, befanden die Eintrachtfans, die ihrer Mannschaft die gesamte zweite Halbzeit hindurch eine lautstarke Unterstützung geboten hatten.
Auf also nach Bremen zum letzten Gefecht in dieser Spielzeit.
Fotos:
alle (c) A2Bildagentur Hartenfelser
Titelfoto, der Schütze Stefan Aigner inmitten der Eintrachtoberen
Die Fankurve
Trainer Niko Novac nach dem Tor von stefan Aigner, in der 14. Minute, das das einzige Tor blieb.
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