Die Ex-OB (CDU) legt dem neuen Oberbürgermeister Peter Feldmann (SPD) die Machtinsignien persönlich um

 

Claudia Schulmerich

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Endlich. Der Abschiede von und der immerwährenden Danksagungen an Petra Roth ist es nun endlich genug. Alles geht zu Ende. Nicht nur eine selbst um ein Jahr verkürzte Amtszeit von veritablen 17 Jahren als Oberbürgermeisterin, sondern auch das Abschiednehmen, das ja nur eins vom Amt ist, nicht von der Person, die in Frankfurt bleiben wird und sicher in der Stadtgesellschaft, die sie mitgeschaffen hat, wie bisher überall auftauchen wird. Auch von neuen Ämtern und gut bezahlten Posten wird gesprochen.

 

Nun geht es aber um den SPD Wahlsieger Peter Feldmann, der auf der Stadtverordnetenversammlung am 29. Juni abends seinen Eid ablegte „so wahr mir Gott helfe“, daß er seine Amtstätigkeit unter Achtung des Grundgesetzes und Erfüllung seiner Amtspflichten tätigen werde, woraufhin ihm die bisherige OB, die damit zur Ex-OB wurde, genau um 19 Uhr 33 die güldene Amtskette, Symbol großstädtischer Würde und nicht ganz, aber dennoch den Kaiserinsignien vergleichbar, umlegte. Bleiben wir kurz bei der schönen auffälligen Kette, die sowohl einen Mann wie eine Frau zieren kann.

 

Mit rund 850 Gramm liegt sie zwar nicht wie ein Ziegelstein um den Hals, aber gewichtig ist die Kette schon, wie halt auch das Amt. Und in der Vergangenheit trugen Frankfurter Oberbürgermeister und -meisterinnen diese Kette immer dann, wenn sie tatsächlich Ausdruck der städtischen Bedeutung von Veranstaltungen oder Ehrungen sein sollte. Das war dann in der Regel im Kaisersaal im Römer oder auf den vielen Bundes- und Hessenveranstaltungen in der Paulskirche, die ja beides ist: das demokratische Schatzhaus der Nation und die Frankfurter Demokratiezelle.

 

Die so bedeutsam und alt aussehende Kette ist gleichwohl kein Produkt der Kaiserzeit. Denn als die Stadt Frankfurt als Wahl- und Krönungsort der Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation ihre bedeutsamsten Feiern auf dem Römerberg, dem Kaisersaal oder dem Dom hatten, da war so etwas wie eine Amtskette für Bürgermeister noch völlig unbekannt. Tatsächlich gab es weder im Mittelalter noch der Neuzeit eine Amtskette als Ausweis der städtischen Befugnisse eines Bürgermeisters. Die Einrichtung von Bürgermeistern dagegen schon. Und weiß man erst, daß mit der blinkenden Amtskette die Erwartungen der Bürgermeister an eine höhere Besoldung besänftigt, ja sogar ad absurdum geführt werden sollten, dann sieht man solch eine Kette mit ganz anderen Augen an.

 

In der Tat war es eine geniale Idee die infolge der Steinschen Reformen und der Selbstverwaltung in den Kommunen geboren wurde: statt mit Geld solch ein öffentliches Amt zu belohnen, wurde die Führung des Amts mit dem Symbol der Ehre und der Auszeichnung durch eine Amtskette belohnt. Das war ja eigentlich schon nach 1800, aber die Frankfurter Oberbürgermeister mußten lange darauf warten. Die erste Amtskette erhielt der Berliner Kollege im Jahr 1836 und erst 1903 durfte dann auch der damalige Oberbürgermeister Franz Adickes eine Amtskette tragen. Nicht irgendeine, sondern eine, die vom Kaiser selbst ausgesucht, das heißt genehmigt worden war, was beim dritten Entwurf dann der Fall war. An der Kette hängt ein Frankfurter Adler, der auf den einköpfigen gekrönten Reichsadler zurückgeht. Die Kosten der Kette übernahm allerdings nicht der Kaiser. Der schickte die Rechnung von 12 000 Reichsmark an den Frankfurter Magistrat.

 

Alle Oberbürgermeister trugen diese Amtskette bei gewichtigen Anlässen – mit einer Ausnahme. Rudi Arndt, der von 1972 bis 1977 Frankfurter OB war, lehnte eine solche Äußerlichkeit als den heutigen Zeiten nicht mehr angemessen ab. Ach, welche Demokrat war doch Rudi Arndt. Die heutigen Zeiten sind schon längst wieder rückwärtsgewandter und symbolisch machtaufgeladener. Heute, wo längst eine Schickeria sich solche Goldgeschmeide um den Hals legt, weil Gold glänzt und mehr hermacht, als ein Träger ohne Gold, denkt man mit einer gewissen Rührung an den aufrechten Rudi Arndt, der seine kommunale Arbeit auch ohne Amtskette schwergewichtig anging. Alle großen Taten der Stadt, eben auch der Frankfurter Flughafen sind seiner Initiative zu verdanken.

 

Auf wen wird sich Peter Feldmann in seiner Amtsführung beziehen? Nach Amtseid und Zeremonie sagte er: „"Ich bin stolz, von den Bürgerinnen und Bürgern dieser Stadt zu ihrem Oberbürgermeister gewählt worden zu sein. Und ich garantiere Ihnen, dass ich das Erbe meiner Vorgänger als Verpflichtung und Ansporn verstehe." Weiter sagte das neue Stadtoberhaupt vor dem Plenum: "Die Demokratie ist die Errungenschaft unserer politischen Kultur, auf die wir am allermeisten achten müssen!" Er reiche seinen Kolleginnen und Kollegen im Magistrat "ausdrücklich die Hand" und freue sich "auf eine konstruktive, parteiübergreifende Zusammenarbeit!" Peter Feldmann erläuterte zudem erneut, welche sozialen Probleme er in der Stadt zuvörderst angehen wolle. Petra Roth wünschte ihrem Nachfolger "Gottes Segen, viel Kraft und Freude, das ist das Wichtigste! Alles Gute, lieber Herr Feldmann!"


Info:
Peter Feldmann, der am kommenden Montag die Arbeit aufnimmt, ist im Jahr 1958 geboren und ein echter Frankfurter. Er ging als Schüler auf die Ziehenschule und legte sein Abitur an der Ernst-Reuter-Schule ab. Der Diplom-Politologe und Sozialbetriebswirt wohnt im Stadtteil Bonames. Seit 1989 saß Peter Feldmann für die Frankfurter SPD in der Stadtverordnetenversammlung, wo er lange Jahre als Vorsitzender des Haupt- und Finanzausschusses firmierte.

Zudem war Peter Feldmann als Stadtverordneter Mitglied des Ausschusses für Soziales und Gesundheit und führte seine Fraktion seit dem Jahr 2004 in seiner Funktion als stellvertretender Fraktionsvorsitzender. Ab heute wird Peter Feldmann auf der Magistratsbank des Plenarsaals Platz nehmen - am Montag bezieht er dann das große Büro im ersten Stock des Römers.