40 Jahre Welterbekonvention“ als Sonderausstellung im Senckenberg Naturmuseum Frankfurt

 

Manfred Schröder und Siegrid Püschel

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Die jungen Kolleginnen versicherten alle, ja, sie würden seinen Namen noch kennen: Bernhard Grzimek (1909-1987), einst Zoodirektor in Frankfurt am Main und derjenige, der mit Tiersendungen im Deutschen Fernsehen angefangen und sie gleich zur sensationellen Blüte gebracht hatte: Ein Platz für Tiere. Sein gelber Pullover aus der Sendung ist Teil dieser Sonderausstellung, die sein Lebenswerk mit dem globalen Anspruch der Welterbenaturstätten verbindet. Aber der Pullover ist eine Kopie von Loriot – und das kam so.

 

Bernhard Grzimek hatte in seinen ab 1956 ausgestrahlten Fernsehsendungen über Tiere etwas so individuell Eigenes im Sprachduktus, in der Mimik, in den Gebärden, aber auch gegenüber heutigen schnoddrigen Fernsehansprachen ernsthaft und überzeugend mit dem Schuß Belehrung, der nötig war und sympathisch rüberkam. Eine Steilvorlage für Loriot, der nun auch schon gestorben ist. Sein Pullover, den er als Grzimekimitator trug, ist in der Ausstellung, weil er beide großen Männer verbindet. Loriot hatte nämlich in seiner unnachahmlichen Art auf den Tierfreund als Fernsehmoderator - in dessen Outfit und vor den Fernsehkameras mit Steinlaus und Igel– eine Parodie hingelegt, die so mancher Zuschauer für den echten Grzimek hielt, was diesen in seiner nächsten Sendung beginnen ließ: „Diesmal bin ich es wirklich!“.

 

Volkstümlich war dieser Bernhard Grzimek und Wissenschaftler dazu, seine eigentlichen Meriten entspringen aber seinen Macherqualitäten, daß er nämlich seine Ideen auch in Taten umsetzen konnte und die dann so schnell und gekonnt unters Volk brachte, daß er mit seinen Taten mehr Bewußtseinsänderung der deutschen und internationalen Bevölkerung hinsichtlich Natur- und Tierschutz erreichte als viele wohlgelehrte Werke und Aufrufe. Gegen die soll auch nichts gesagt werden, aber dem Bernhard Grzimek ein Denkmal errichtet werden, so oft man es kann.

 

Diesmal kann man es, weil sich zum vierzigsten Mal jährt, was er mit ins Leben rief: eine internationale Übereinkunft der Staaten, außergewöhnlich Naturstätten als WELTERBE auszuzeichnen und dafür zu sorgen, daß ihr Zustand erhalten, bzw. sogar gebessert wird. Grzimeks persönliche Leistung, zusammen mit seinem Sohn Michael, ist dabei die Serengeti, die wir hier im Bild zeigen und um deren Schutz der Arten und der Vielfalt es schon damals ging. Heute sagt man Schutz der Biodiversität. Sein dies vorführender Film SERENGETI DARF NICHT STERBEN wurde 1959 für den Oscar nominiert und gewann ihn 1960. Er mußte ihn allein entgegennehmen, sein Sohn Michael war mit 24 Jahren tödlich verunglückt. In der Ausstellung sieht man nun einerseits die Devotionalien, die die Grzimekerben zur Verfügung stellten, staatliche Auszeichnungen, aber auch die vielen Filmpreise, denn Grzimek war einer, der vor allen anderen erkannte, mit welchen medialen Mitteln man Tiere und Natur ins Herz der Menschen transportiert und wie man die Gelder aquiriert, die man braucht, um Tiere und ihre Lebensräume zu schützen.

 

In dieser Ausstellung werden über die Person Grzimek hinaus 14 der von der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) finanzierten insgesamt 19 Weltnaturerbestätten in 13 Entwicklungsländern vorgestellt. Diese sind Ausfluß einer Konvention der UNESCO vor 40 Jahren, die das Welterbe insgesamt angeht. Meist hören wir vom Kulturerbe, das am 16. November 1972 die Weltstaatengemeinschaft in dieser Konvention festschrieb und so gibt es heute auch über 725 Kulturerbestätten auf der Welt. Deutschland hat dabei mit 34 – bisher 33, aber mit der Barockoper Bayreuth eine weitere - eine gute Position. Aber es gibt auch derzeit 183 Naturerbestätten in der Welterbeliste, von denen drei in Deutschland liegen: 1995 wurde die Grube Messel als erstes deutsches Naturdenkmal aufgenommen, im Jahr 2009 das Wattenmeer (vgl. unseren Bericht als Link unten) und 2011 die Alten Buchenwälder Deutschlands.

Diese Ausstellung führt sie nun kurz und knapp und anschaulich dazu zu 14 dieser Naturerbestätten, wobei wir uns jetzt auf die drei in Peru beschränken. Warum gerade dreimal Peru? Das wissen wir nicht. Hier geht es um die Nationalparks Huascaran, Manu und Río Abiseo. Jedesmal zeigen große Schautafeln erst einmal, wo das Land und wo die ausgezeichnete Stätte liegt. Dann – das versteht man sehr schnell und zeigt, wie glückhaft didaktisch die Ausstellungsmacher uns das nahebringen – sind große Fotos angebracht, die hier das Lama, den Tamandua – eine Art Ameisenbär in weiß mit schwarzer Rüstung – und das bolivianische Totenkopfäffchen zeigen. Süß! Allesamt. Schon die Tierfotografien motivieren einen, auch die Texte zu lesen, in denen es darum geht, was getan werden muß, damit Fauna und Flora leben kann. Um letztere geht es nämlich auch. Als Beispiele für diese Naturräume in Peru werden Baumfarne, die Scheibenpalme und die Cantua buxifolia als Heilige Blume der Inkas vorgestellt. Das gilt für jede der 14 Stätten.

 

Das eigentliche Ereignis ist aber für uns die Ankoppelung an den herrlichen Frankfurter Palmengarten und den Zoo. In einer Begleitbroschüre, die Sie unbedingt brauchen, werden ja nicht nur diese 14 Stätten ausführlich beschrieben, sondern dort stehen bei den Tieren und Pflanzen auch die Hinweise, an welcher Stelle im Zoo oder Palmengarten Sie diese Exemplare mit eigenen Augen sehen können. Im Palmengarten ist das des Klimas wegen überwiegend das Tropicarium, aber im Zoo sind die Tiere ganz schön verstreut und am besten ist es, man macht gleich einen richtigen Besuch daraus. Das gilt natürlich auch für den Palmengarten, so daß sie, die Frankfurter, mit dieser Ausstellung gleich drei Ziele haben, was andererseits Sie, die nicht aus Frankfurt sind, motivieren könnte, einen Tagesausflug hierher zu machen.

 

Eine kleine, feine Ausstellung.

 

Bis 19. Juli

www.senckenberg.de

 

Artikel über das Naturerbe Wattenmeer

http://weltexpresso.tj87.de/index.php/unterwegs/606-in-und-um-toenning-das-multimar-wattforum