Frankfurter Peterskirchhof soll über mehrere Jahre saniert werden

Eric Fischling und kus

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Am Donnerstag, 3. November, haben die Stadträtinnen Ina Hartwig (Kultur) und Rosemarie Heilig (Umwelt) zusammen mit Bürgermeister Uwe Becker (Finanzen, Beteiligungen, Kirche) bei einem Ortstermin erste Ergebnisse der für mehrere Jahre geplanten Sanierung des Peterskirchhofs vorgestellt.

Bei der Peterskriche wie auch dem  Peterskirchfriedhof handelt es sich um eines des bestgehütesten Geheimnisse Frankfurts. Beide liegen mitten in der Stadt, aber so verborgen zwischen den ruhigen Stiftstraße, Stephanstraße, Schäfergasse und der tosenden Bleichstraße, daß ihn nur diejenigen kennen, die gezielt dorthin gehen. Und diese werden belohnt. In der Tat ist die Ruhe des Ortes und seine Atmosphäre in Frankfurt einzig. Zudem ist das Ensemble ein Kleinod, dem man bei der Kirche zwar seine Frühzeit im 15. Jahrhundert nicht mehr ansieht, die aber durch den Friedhof die kunstgeschichtlichen Weihen erhält.

Der Peterskirchhof in Frankfurt am Main ist der älteste noch erhaltene christliche Friedhof, auf dem von 1418 bis 1828 bestattet wurde. Hier befinden sich die Grabstätten von Goethes Eltern, der Familie Textor, Merian, Nestlé und vieler weiterer bekannter Frankfurter Familien. „Die Grabmäler auf dem Peterskirchhof sind ein 'Who is Who' der Stadtgeschichte, deren kulturhistorische Bedeutung für die Stadt gar nicht hoch genug zu schätzen ist“, so Kulturdezernentin Hartwig. „Ich freue mich, dass wir dieses große mehrjährige Projekt gemeinsam anpacken und damit den Frankfurtern wieder einen Teil ihrer über Jahrhunderte reichenden Stadtgeschichte ins Gedächtnis zurückbringen können.“

Das auf insgesamt acht bis zehn Jahre angelegte Sanierungsprojekt umfasst die Restaurierung des Turms der Peterskirche und ihrer Stützmauern, die Neugestaltung der Grünflächen des Friedhofs sowie die Erhaltung der Grabmäler aus fünf Jahrhunderten und ist damit ein dezernatsübergreifendes städtisches Gesamtprojekt.

„Die Kirchen Frankfurts sind Inseln der Einkehr im oftmals hektischen Alltag und bergen bedeutende kulturgeschichtliche Denkmäler, wie auch der Peterskirchhof. Daher freut es mich als Kirchendezernent besonders, dass dieser nun saniert wird. Wir schätzen unser kulturelles Erbe und wollen dieses bewahren. Die Kirche St. Peter ist eine der acht Dotationskirchen, mit denen die Stadt Frankfurt am Main historisch eng verbunden ist. Die heutige Jugendkulturkirche wurde auf dem historischen Peterskirchhof in den Jahren 1891 bis 1894 errichtet. Sie ist zu einem einzigartigen Treffpunkt vor allem der jungen Bürger geworden“, sagt Bürgermeister und Kirchendezernent Becker.

Mit der in diesem Jahr abgeschlossenen Sanierung des Kirchturms und der Stützmauern wurde die Grundlage geschaffen für alle sich nun anschließenden Maßnahmen wie die Erhaltung der Grabmäler und die Neuanlage der sie umgebenden Grünflächen auf dem Innenstadtareal.

„In einer sich immer weiter verdichtenden, in großer Geschwindigkeit sich verändernden Großstadt wie Frankfurt, müssen wir uns mehr denn je in die Pflicht nehmen, die Orte zu schützen und zu entwickeln, die Identitätsverlust entgegenwirken und kulturelle Verortung fördern“, so Umweltdezernentin Heilig. „Neben den Grünanlagen gehören auch unsere historischen Friedhöfe zu diesen ganz besonderen Orten. Als einzigartige Parkflächen wirken sie dem Klimawandel entgegen und übernehmen gleichzeitig eine wichtige ökologische Funktion. Insbesondere der Petersfriedhof sorgt für ein angenehmes Klima in der eng bebauten Innenstadt und bietet eine grüne Wegeverbindung an der Nahtstelle zwischen City und Wallanlagen.“

In enger Verzahnung mit den Arbeiten an den Grabmälern, die zum Teil auch vor Ort erfolgt, werden die Grünflächen inklusive Wege neu angelegt und Sitzbänke aufgestellt. Unter anderem soll durch eine entsprechende Stauden-Bepflanzung bis vor die Diamantenbörse auf der gegenüberliegen Straßenseite die ursprüngliche Größe des Friedhofs anschaulich dargestellt und auf die Gräber der Eltern Goethes hingewiesen werden. Ziel ist es, dem Peterskirchhof nicht nur als kulturhistorisch wichtiges Gesamtensemble, sondern auch als Naherholungsoase mitten in der Stadt wieder zu erschließen. Die Arbeiten für die Grünfläche beginnen im Frühjahr 2017 und sollen im Herbst desselben Jahres abgeschlossen sein.

Bereits seit Frühjahr dieses Jahres laufen die Erhaltungsarbeiten an den insgesamt 188 teils stark verwitterten Grabmälern des zu Anfang des 19. Jahrhunderts als Begräbnisstätte aufgegebenen Friedhofs in der Innenstadt. Seit heute sind neun von ihnen wieder an der Stützmauer unterhalb der Kirche zu sehen. Ein zehnter Grabstein, der sogenannte „Seufferheldt“, hat aufgrund seiner ungewöhnlichen Höhe einen neuen Standort an der westlichen Mauer des Friedhofs gefunden. Er wurde 1818 von den Kindern dem Andenken ihrer Eltern, dem wohlhabenden Seidenhändler Johann Jacob und seiner Frau Catharina Elisabeth Seufferheldt, gewidmet. Der Entwurf zu diesem besonders schön gestalteten klassizistischen Epitaph stammt möglicherweise aus der Feder des Stadtbaumeisters Johann Friedrich Christian Hess (1785 − 1845), allerdings ist diese Vermutung nicht ausreichend belegt.

Darüber hinaus erstrahlt die Kreuzigungsgruppe vor dem Friedhof am Eingang Stephanstraße nach einer Reinigung und der Restaurierung des Sockels wieder in neuem Glanz. Sie ist eine Kopie des berühmten Originals von Hans Backoffen aus dem 16 Jahrhundert. Bis Ende dieses Jahres werden insgesamt 18 kulturhistorisch bedeutsame restaurierte Epitaphe wieder an der Kirchenstützmauer hängen.

Die verbliebenen, zum Teil noch ausgelagerten 165 Grabmäler werden abschnittsweise in Päckchen von jeweils drei bis fünf Grabmälern für unterschiedliche Restaurierungsbetriebe ausgeschrieben. Angesichts der komplexen Schadensbilder der Epitaphe sind für die Erhaltung dieser Relikte vergangener Zeiten eine gute Vorbereitung sowie viel Zeit und Expertenwissen der beteiligten Spezialbetriebe erforderlich. Dafür stehen jährlich 200.000 Euro bereit. Das Programm ist auf etwa zehn Jahre angelegt, die Gesamtkosten betragen damit rund zwei Millionen Euro.

 

Foto: (c) petersfriedhof.de