Ausstellung und Begleitprogramm im Institut für Stadtgeschichte

Helga Faber

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - „Hier wird der lange Entwicklungsprozess des Frankfurter GrünGürtels umfassend und anschaulich dargestellt“, unterstrich Kulturdezernentin Dr. Ina Hartwig bei Vorstellung der stadthistorischen Ausstellung „Vision und Verpflichtung. Frankfurts GrünGürtel“. Sie ist vom 15. November 2016 bis 27. August 2017 im Institut für Stadtgeschichte zu sehen.

„Es freut mich besonders, dass wir wieder eine fruchtbare innerstädtische Kooperation realisieren können und das Umweltamt sowie das Grünflächenamt als Impulsgeber für dieses Projekt an uns herangetreten sind“, hob Dr. Evelyn Brockhoff, Leitende Direktorin des Instituts für Stadtgeschichte, hervor.

Vor einem Vierteljahrhundert wagte Frankfurt am Main einen ganz großen Wurf: Die Stadt schützte ein Drittel ihres Territoriums als GrünGürtel Frankfurt vor Bebauung. Die Landschaften rings um die Kernstadt sollen seitdem als zusammenhängender Freiraum für Mensch und Natur weiterentwickelt werden. Die Grundidee für den GrünGürtel Frankfurt lässt sich ins 19. Jahrhundert zurückverfolgen, als aus der ehemaligen Stadtbefestigung die bis heute bestehenden und geschützten Wallanlagen entstanden. Auch der heutige Alleenring wurde um 1900 als zweiter Grünring ausgebaut, gefolgt von Planungen in den 1920er Jahren für einen dritten Grüngürtel entlang der Nidda. Ende der 1950er Jahre gab es konkrete Überlegungen zum Schutz eines zusammenhängenden Grünsystems rund um die Stadt.

„Die zentrale Bedeutung des GrünGürtels für Stadtklima, Artenvielfalt und urbane Lebensqualität, wird in der Ausstellung und im Begleitbuch klar herausgearbeitet“, unterstrich Umweltdezernentin Rosemarie Heilig. Dr. Thomas Hartmanshenn (Umweltamt), Leiter der Projektgruppe GrünGürtel, machte deutlich, „dass es den Machern des GrünGürtels – unterstützt von vielen Ehrenamtlichen –  in den vergangenen 25 Jahren gelungen ist, den GrünGürtel fest in den Köpfen der Frankfurter zu verankern und ihn damit für die Zukunft zu sichern“.

Die Ausstellung erinnert an die Ursprünge dieses stadtbildprägenden Projekts, das die Stadtverordneten am 14. November 1991 – also vor genau 25 Jahren –  einstimmig beschlossen. Wie hat sich der GrünGürtel als Erholungs- und Freiraum entwickelt? Was lässt sich für die weitere Stadtentwicklung von der Entstehungsgeschichte des GrünGürtels lernen? Alle diese Fragen finden ihre Antworten in der Ausstellung, die die GrünGürtel-Planung in den historischen Kontext stellt und die Bandbreite seiner Wirkung vom Erholungs- und Freizeitraum, über Natur- und Klimaschutz bis zum Wirtschaftsfaktor dokumentiert.


„Die Recherchen überraschten damit, dass wichtige Impulse für einen dritten Grüngürtel aus der Stadtverwaltung kamen, die sich über Jahrzehnte dafür eingesetzt hat – jedoch lange ohne durchschlagende Resonanz bei den politisch Verantwortlichen“, so die Kuratorin Jutta Zwilling. Die Frankfurter Historikerin hat nicht nur unbekannte Schätze aus den Beständen des Instituts für Stadtgeschichte sowie bei privaten Leihgebern zusammengetragen, sondern lässt auch Zeitzeugen zu Wort kommen. Mit mehr als hundert Abbildungen, Filmdokumenten, Grafiken und Exponaten zeichnet sie ein lebendiges Bild des GrünGürtels und seiner Geschichte, das die Frankfurter Grafikerin Claudia Leffringhausen überzeugend in Szene setzte. Die Schau ist montags bis freitags von 10 bis 18 Uhr und am Wochenende von 11 bis 18 Uhr zu sehen. Der Eintritt ist frei.

Die Ausstellung wird am 14. November, dem tatsächlichen Geburtstag des GrünGürtels, um 18 Uhr von den Rednerinnen und Rednern gemeinsam mit geladenen Gästen mit einem Festakt eröffnet. Dabei fällt der musikalische Rahmen aus dem Rahmen. Denn in einer speziell für diesen Anlass und für diesen Raum angefertigten Komposition fängt der österreichische Künstler Sam Auinger die Klänge der Stadt und des GrünGürtels ein. „Jede Stadt, jeder Ort erzählt eine auditive Geschichte, so wie jeder Raum spricht und ein Klangereignis färbt. Jahreszeit, Topografie, Architektur, Geschichte, ökonomische und soziale Struktur und Dynamik, all das lässt sich hören“, meint Auinger.

Ein umfangreiches Begleitprogramm vertieft Einzelaspekte der Ausstellung. Zwei programmatische Höhepunkte sind das Gespräch „Wie wild darf es sein?“ am 21. Februar 2017, 18 Uhr, zwischen Umweltdezernentin Rosemarie Heilig und Christian Setzepfand sowie die von Dr. Evelyn Brockhoff, Leitende Direktorin des Instituts für Stadtgeschichte, moderierte Podiumsdiskussion „Der GrünGürtel und seine Bedeutung für die Stadtentwicklung Frankfurts“ am 25. April 2017, 18.30 Uhr, mit Peter Dommermuth, Leiter des Umweltamtes, Stephan Heldmann, Leiter des Grünflächenamtes, und Martin Hunscher, Leiter des Stadtplanungsamtes. Die Teilnahme ist jeweils kostenfrei.

Am 23. November 2016 referiert Björn Wissenbach M. A. unter dem Titel „Von den Wallanlagen zum Alleenring“ über die beiden ersten Grüngürtel der Stadt. Der Abend gehört zum Jahresschwerpunkt „Grün trifft Blau. Grüne Ringe & Blaue Bänder“ des Projekts GartenRheinMain der KulturRegion FrankfurtRheinMain. Bei der Veranstaltung „Der GrünGürtel im städtischen Imagefilm“ zeigen die Historikerin Jutta Zwilling und die Archivarin Claudia Schüßler, beide Institut für Stadtgeschichte, Filme zum Stadtgrün. Im Mittelpunkt des Abends steht der 40-minütige Streifen „Ferien im Alltag. Ein Film von Gärten, Wiesen und Wäldern in der Großstadt“ vom Beginn der 1960er Jahre. Der Eintritt zu beiden Veranstaltungen beträgt 4 Euro, ermäßigt 3 Euro. Der Vortrag „Historische Gartenpläne: Schätze aus dem Archiv des Frankfurter Grünflächenamtes“ von Heike Appel, Grünflächenamt und stellvertretende Leiterin der Projektgruppe GrünGürtel, folgt am 13. Februar 2017. Lydia Specht vom Umweltamt stellt schließlich am 13. März 2017 unter dem Titel „Die Anbindung nach Innen und Außen“ den aktuellen Speichen- und Strahlenplan vor. Der Eintritt zu den beiden letzten Veranstaltungen ist frei. Sämtliche Vorträge beginnen um 18 Uhr im Institut für Stadtgeschichte.

Öffentliche Führungen mit der Kuratorin Jutta Zwilling stehen mittwochs am 30. November und 14. Dezember 2016 sowie am 26 April 2017, jeweils um 18 Uhr, auf dem Programm. Die Teilnahme an diesen Führungen kostet 6 €, ermäßigt 3 €. Der Eintritt in die Ausstellung ist frei. Gruppenführungen sind mit Anmeldung unter 069-212 314 17 oder Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! möglich. Kostenfreie Führungen in der Ausstellung bieten Expertinnen der GrünGürtel-Projektgruppe samstags am 28. Januar (Ingrid Wentzell, Umweltamt), 11. Februar (Lydia Specht, Umweltamt) und 11. März 2017 (Heike Appel, Grünflächenamt) jeweils um 15 Uhr an.
Zwischen dem 23. April und dem 25. Juni 2017 starten zudem unter Leitung von Experten und Expertinnen aus Umweltamt und Grünflächenamt sowie der Stadtentwässerung sechs Spaziergänge bzw. Radtouren in den GrünGürtel. Die Teilnahme an diesen Veranstaltungen ist kostenfrei. Weitere Informationen unter www.stadtgeschichte-ffm.de und www.grüngürtel.de.

Im Cocon Verlag ist das 180-seitige Begleitbuch „Vision und Verpflichtung. Frankfurts GrünGürtel“ von Jutta Zwilling erschienen – herausgegeben von Dr. Evelyn Brockhoff, Peter Dommermuth und Stephan Heldmann. Es dokumentiert die Ausstellung nicht nur vollständig, sondern bietet zusätzlich einen Anhang mit Daten und Fakten sowie ein ausführliches Literaturverzeichnis zum GrünGürtel. Die Publikation ist zum Preis von 14,90 Euro im Institut für Stadtgeschichte sowie im Buchhandel erhältlich (ISBN 978-3-86314-343-5).


Foto: Cover des Begleitbandes