Frankfurter Pressegespräch anlässlich des Tags des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus am 27. Januar, Teil 1/2
Gerhard Wiedemann
Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Aus Anlass des Tags des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus am 27. Januar luden das Jüdische Museum und das Abendgymnasium zu einem Pressegespräch am 26. Januar ein.Zusammengekommen sind Ina Hartwig, Dezernentin für Kultur und Wissenschaft, Mirjam Wenzel, Direktorin Jüdisches Museum Frankfurt, Irene Kambas, Schulleiterin Abendgymnasium Frankfurt, sowie Sophie Schmidt, Mitarbeiterin am Pädagogischen Zentrum des Fritz Bauer Instituts und des Jüdischen Museums Frankfurt.
Am 27. Januar 1945 befreite die sowjetische Armee das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz. 1996 erklärte der damalige Bundespräsident Roman Herzog diesen Tag zum bundesweiten Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus; 2007 wurde er von der Generalversammlung der Vereinten Nationen zum Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust ernannt. „Die Auseinandersetzung mit Auschwitz und dem Holocaust darf sich nicht auf einen Gedenktag beschränken“, sagte Ina Hartwig. Die Stadträtin wies darauf hin, dass in unmittelbarer Nähe des Abendgymnasiums vor etwa einem Jahr die Erinnerungsstätte an der Großmarkthalle eröffnet worden war. Von diesem Ort organisierte die Geheime Staatspolizei von Oktober 1941 an die Deportation von rund 10.000 Frankfurter Jüdinnen und Juden in Ghettos, Konzentrations- und Vernichtungslager. Nur 176 der deportierten Erwachsenen und Kinder überlebten den Holocaust.
Museumsdirektorin Dr Mirjam Wenzel zog Bilanz nach einem Jahr Vermittlungsarbeit in der Erinnerungsstätte an der ehemaligen Großmarkthalle: „Das öffentliche Interesse an der Erinnerungsstätte ist enorm. Rund 5.000 Menschen haben diesen besonderen Ort seit Dezember 2015 im Rahmen der Führungen besucht, die das Jüdische Museum anbietet.“ Das Vermittlungsangebot richtet sich vor allem an Gruppen und wird durch Workshops mit Schulklassen ergänzt, die vom gemeinsamen Pädagogischen Zentrum des Jüdischen Museums und Fritz Bauer Institut entwickelt wurden.
Nun wurde eine Bildungspartnerschaft vereinbart, die die Zusammenarbeit mit der Schule auf eine feste Grundlage stellt. Diese Kooperationsvereinbarung zwischen dem Abendgymnasium Frankfurt und dem Pädagogischen Zentrum wurde am Donnerstag im Rahmen des Gesprächs unterzeichnet. Anwesende Unterzeichner waren Schulleiterin Irene Kambas, Dr. Mirjam Wenzel für das Jüdische Museum und Prof. Werner Konitzer für das Fritz Bauer Institut. Die Kooperation soll die Informations-, Kultur- und Geschichtskompetenz bei Studierenden sowie Lehrerinnen und Lehrern entwickeln und fördern. Das Jüdische Museum als außerschulischer Lernort unterstützt die Schule bei der Erfüllung ihres Bildungsauftrages; Angebote werden vom Pädagogischen Zentrum an aktuelle Gegebenheiten in Schule und Museum angepasst und weiterentwickelt. Neben der Unterstützung und Beratung bei der Planung von Unterrichtsreihen zählt etwa auch die Einbindung von Führungen und Workshops in den Geschichtsunterricht dazu. Alle Mitglieder der Schule erhalten freien Eintritt ins Jüdische Museum, zu Führungen und Workshops im Museum sowie zur Erinnerungsstätte Großmarkthalle und am Norbert-Wollheim-Memorial. Zudem erprobt das Pädagogische Zentrum Workshop-Konzepte oder Unterrichtsmaterial im Abendgymnasium.
Dazu sagte die Schulleiterin Irene Kambas: „Geschichte berichtet von den einschneidenden Erfahrungen, die Wunden und Gräben hinterlassen haben. Erst wenn sie immer wieder in neuer Perspektive erinnert werden, lassen sie ein gemeinsames Terrain wachsen, das tragfähig ist. Das wollen wir mit unserer Kooperation erreichen. Das Abendgymnasium selbst rückt durch die Kooperation mit dem Jüdischen Museum und dem Fritz-Bauer-Institut mehr in die Mitte des Ostends, tiefer in die Stadt Frankfurt und an unseren gemeinsamen Anspruch an gelingende Bildung.“
Neben der Schulleiterin standen außerdem Ralf-Michael Kloka, stellv. Schulleiter, Linda Funk als Fachleiterin, Verbindungslehrer Nico Brademann und einige Studierende für Fragen zur Verfügung. Die Kooperation ist bereits die fünfte Bildungspartnerschaft, die das Pädagogische Zentrum eingeht. Bisher bestehen bereits erfolgreiche Bildungspartnerschaften mit der Anne-Frank-Schule, der Louise-von-Rothschild-Schule, der Franz-Böhm-Schule und der Ricarda-Huch-Schule in Dreieich.
Foto: Unterzeichnende von links nach rechts: WErner Konitzer, Mirjam Wenzel, irene Kambas (c) Jüdisches Museum
Info:
2017 jähren sich die Deportationen aus dem Jahre 1942 zum 75. Mal. Daher bietet das Jüdische Museum an den Tagen, an denen Frankfurter Jüdinnen und Juden deportiert wurden, öffentliche Führungen über die Erinnerungsstätte an: Die Termine sind wie folgt: Montag, 8. Mai 2017, Mittwoch, 24. Mai 2017, Sonntag, 11. Juni 2017, Freitag, 18. August 2017, Freitag, 1. September 2017, Freitag 15. September, und Sonntag, 24. September. Die Führungen beginnen jeweils um 16.30 Uhr und um 18.00 Uhr, sonntags um 10:30 Uhr und um 12:00 Uhr.
Anmeldungen nimmt Christine Wern entgegen per
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Es gibt ein sehr informatives Buch:
Hrsg.: Raphael Gross und Felix Semmelroth, Erinnerungsstätte an der Frankfurter Großmarkthalle. Die Deportation der Juden 1941-1945
Prestel 2016