Eintracht Frankfurt kämpft SV Darmstadt 98 mit 2:0 nieder, Spielbericht

Claudia Schubert

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Lilien heißen sie, die Fußballer aus Darmstadt,  Lilien, die ja schön aussehen, elegant dazu, mit vielen etymologischen Bedeutungen. Wenn Lilien allerdings Fußball spielen, kommen neue Bedeutungsinhalte dazu: Robustheit, Bollwerk, Mauer, Ende der Fahnenstange.


 
Die Darmstädter waren in Orange angetreten.  Die Hütte brennt. Eine Feuerfarbe und richtig geeignet, die Truppe als Sondereinsatz und Hilfsträger für Darmstadt erscheinen zu lassen, gegen die die schwarz-weiße Eleganz der Frankfurter einfach nichts ausrichten konnte. Aber deren Eleganz bezieht sich nur auf den Fußballdreß, denn zum richtigen Spielen und Spielfluß  kamen sie ja nicht.  So war es aus Darmstädter Sicht schon eine Gemeinheit, daß diese festgefügte Masse, gegen die die Eintracht 73 Minuten keine Chance sah, den entscheidenden Riß erhielt, der dann alles ins Wanken brachte und zur Niederlage führte. Das war der Elfmeter in der 74. Minute.

Den Hergang konnte man von der Tribüne aus nur schwer sehen. In den Videobildern danach sieht man, wie der Darmstädter Alexander Milosevic dem Eintrachtler Jesús Vallejo am Rockzipfel hängt und mehrere Meter beide wie im Slapstick zusammen torkelnd die Strafraumgrenze schaffen und fallen. Na, gut, ein Elfmeter, entscheidet Schiedsrichter Manuel Gräfe, aber bitter für die Darmstädter, besonders bitter, worauf Trainer Frings durchaus mit Recht verweist, daß eine Gegenaktion zuvor  ungeahndet blieb. Da hatte in der Frankfurter Verteidigung David Abraham gegenüber Peter Niemeyer des Guten zu viel getan, was keine Folgen hatte. Das Angefressensein auf Darmstädter Seite kann man also verstehen.

Der dann zum Elfer angetretende Makoto Hasebe – Alex Meier schießt derzeit besser keine Elfer, einfach, weil er sie nicht unbedingt schießt – kam lässig, schoß dann aber knallhart und präzise in die rechte Ecke des Tors, derweil Tormann Michael Esser in die linke flog, unhaltbar also zum 1:0. Damit begann eigentlich erst das Spiel. Der Knoten war geplatzt. Denn nun fuhr die Eintracht auf und einige Minuten spielte sie wie entfesselt, als sei der Panzer ums eigene Spiel gesprengt. Eigentlich eine gute Leistung der Darmstädter, daß sie in dieser Phase, in der ja ihre eigene Absicht der Verhinderung eines Eintrachterfolges aufgeflogen war, noch weiterhin gut verteidigten und erst mal aus dem Frankfurter Auftrieb nichts wurde.

Für die Frankfurter allerdings war dann die  83. Minute sehr heilsam. Denn in einem völligen Durcheinander vorm Darmstädter Tor hatte Alex Meier auf der Rechten den Ball geschnappt und legte ihn dem direkt vorm Tor stehenden Ante Rebic direkt auf den Fuß, der ihn reinschob zur von den 51 000 Zuschauern – abzüglich des starken Fanblocks aus Darmstadt – ersehnter sicheren Führung. Das war ein Tor, wie es ansonsten vor allem Fußballgott Meier gelingt, der hier die Vorarbeit leistete. Das Tor war wichtig, weil es den Geschmack verbesserte, den ein 1: 0 Ergebnis aufgrund des Elfmeters gehabt hätte.

Nun war die Niederlage für Darmstadt gegessen. Aber auch jetzt fiel das Bollwerk nicht zusammen, sondern funktionierte bis in die 4 Minuten Nachspielzeit. Schaut man sich die Statistiken an, dann bekräftigen die Zahlen die eigene Anschauung. Nur 4 Torschüsse der Lilien. Das ist einfach zu wenig. Die Darmstädter waren so mit der Verteidigung beschäftigt, daß sie einfach zum eigenen Spiel gar nicht kamen. Daß die Eintracht 15 Versuche für 2 Tore braucht, ist ein arges Mißverhältnis. Ein Eckenverhältnis von 8:2 spricht genauso von der drückenden Überlegenheit der Eintracht wie Zweikampfquote und Ballaktionen.

Nach dem Elfer war also das Spiel eigentlich erst losgegangen. Zuvor nämlich blieb alles irgendwo stecken. Die Ideen der Frankfurter in den Füßen der Darmstädter. Ein konfuses Spiel, das insbesondere in der ersten Halbzeit ein Nichtspiel war. Dabei hatte es immer wieder Möglichkeiten gegeben. Auch für Darmstadt, für die Peter Niemeier in der 34. Minute einen scharfen Schuß wagte, der die Latte geradeso streifte. Auf der anderen Seite endete jegliche Aktion bei einem Darmstädter und auch deren Tormann war aufmerksam und wendig.

Der Frankfurter Ante Rebic verdient ein Sonderlob, er war überall, gab nicht auf, kurbelte an. Motivierend für alle.

Mit 35 Punkten hält Eintracht Frankfurt den sensationellen dritten Rang, währenddessen der Darmstädter SV mit 9 Punkten das abgehängte Schlußlicht darstellt, das das nächste Spiel gegen Dortmund bestreiten muß. Man weiß nicht recht, wo da Hoffnung keimen soll.

 

Foto:  Wie stark beide Mannschaften von ihren Fans unterstützt wurden, zeigt dieses Bild, das noch statisch ruht, aber in der nächstenSekunde zu einem wedelnden Flaggenmeer wurde. Von den Sprechgesängen ganz abgesehen, die laut Europa forderten, will sagen, die erneute Beteiligung der Eintracht in der euroäischen Spitzenklasse. (c) Jürgen Schneeberger