Seit 1958  war er eine Stütze des Eintrachtfußballs, erst als Spieler, dann als Fußballdenkmal

Claudia Schubert

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Eintracht Frankfurt trauert um Wolfgang Solz. Der „Brasilianer“, wie er wegen seiner glänzenden Technik genannt wurde, verstarb am 24. März 2017 im Alter von 77 Jahren.


Wolfgang Solz kam 1958 als Jugendnationalspieler von Union Niederrad an den Riederwald, 1959 debütierte er in der Ersten Elf der Eintracht. Da muß man sich an die Zeit zurückerinnern, wer und was die Frankfurter Eintracht damals in der Oberliga Westdeutschlands war! Sie war Landesmeitster geworden und im europäischen Wettbewerb kam sie bis ins Finale! Das ging dann übel aus. Aber das Halbfinale wurde zu einem Triumph! Mit 6:1 und 6: 3, also mit 12:4 besiegte Eintracht Frankfurt Glasgow Rangers.

Und Wolfgang Solz war dabei in den Zeiten des Triumphes, auch wenn er noch nicht fest eingesetzt war. Ach so, was übel ausging? Das war das Endspiel. Das der Eintracht Frankfurt gegen Real Madrid. Das Finale fand am 18. Mai 1960 im Hampden Park von Glasgow vor 135.000 Zuschauern statt, der bis heute höchsten Zuschauerzahl bei einem Europapokalendspiel, statt. Real Madrid gewann mit 7:3 gegen Eintracht Frankfurt zum fünften Mal in Folge den Pokal. Trotz der zahlenmäßig niederdrückenden Niederlage wurde dieses Spiel für die Eintracht nicht zur Katastrophe, sondern hatte sie international etabliert, was später verloren ging, aber immerhin dazu führte, daß zum 50 Jahre Jubiläum dieses sagenhaften Spiels ein Freundschaftspiel Real Madrid gegen die Frankfurter im hiesigen Stadion stattfand.

Da war auch Wolfgang Solz dabei, der sich genau an damals erinnerte, als wir mit ihm darüber sprachen. Das Besondere kann man bei Wikipedia noch heute nachlesen und auch, daß die BBC dieses Spiel jährlich wiederholt, was wir nicht wußten.  Sir Bobby Charlton gab folgendes Urteil über das Spiel ab: „Mein erster Gedanke war, dieses Spiel ist ein Schwindel, geschnitten, ein Film, weil diese Spieler Dinge taten, die nicht möglich sind!“ Das entnehmen wir Wikipedia, wie auch das Folgende. Der damalige dänische UEFA-Präsident Ebbe Schwartz über das Endspiel: „Das beste der bisherigen fünf Endspiele! Dazu gehören ja zwei, was der Eintracht zur Ehre gereicht.“


Auch der damalige englische Nationalspieler Jimmy Greaves, der das Spiel zusammen mit der englischen Nationalmannschaft in Budapest vor dem TV-Bildschirm verfolgte, lobte: „Wir haben niemals so etwas wie das gesehen. Real war wie von einem anderen Planeten. Wir haben alles mit offenen Mündern verfolgt. Der langjährige Trainer von Manchester United, Alex Ferguson, besuchte damals das Spiel im Glasgower Hampden Park im Alter von 18 Jahren. Laut eigener Aussage überzeugte ihn dieses Spiel so sehr, dass er sich entschied, dem Beruf des Fußballers nachzugehen. Auch das schreibt Wikipedia und der Tod von Wolfgang Solz ist eine passende Gelegenheit, an den damaligen Triumph auch in der Niederlage zu erinnern.

Das wurde übrigens in Frankfurt groß gefeiert. Zig Tausend Menschen säumten die Strecke vom Flughafen zum Römer. Wir sahen damals Wolfang Solz auf einem der Fasnachtswagen, die als Triumphzug durch die Stadt rollten. Und er sah uns. Daß wir danach  längere Zeit als SOLZINE benamst wurden, hat mit Dingen zu tun, die hier nicht hingehören. Auf jeden Fall war auch die abendliche Feier im Zoo Gesellschaftshaus phänomenal, wo sich die Fußballer als so was von trinkfest herausstellten. Bier und Jägermeister, mehrmals hintereinander, das war eine leichte Übung. Der Zusammenhalt der Mannschaft wurde durch gemeinsames Trinken noch gefestigt. Es ist wirklich rührend im Nachhinein, wenn man sich das Leben eines Profifußballers heute vorstellt, wie 'normal' damals Linzenzspieler noch sein durften. Ein Freundeskreise innerhalb der Eintrachtmannschaft unternahm regelmäßig sonntags Spritztouren nach Rüdesheim am Rhein, genau: in die Drosselgass', die damals jedem ein Begriff war. Wolfang Solz war immer dabei. Er war lustig und den anderen ein guter Freund.

Aber er war auch enorm ehrgeizig als Fußballer. Er trainierte mit und für die A-Jugendnationalmannschaft. Das war schon eine große Ehre, in Europa herumzugondeln. Und eine interessante Sache dazu. In den folgenden Jahren entwickelte sich der zweimalige A-Nationalspieler, zu dem er dann wurde,  zu einem  Leistungsträger der Frankfurter Mannschaft, die 1963 in das Abenteuer Bundesliga startete. Der „Brasilianer“ , der ja nicht nur wegen seiner Schußtechnik so passend genannt wurde, sondern in seiner Jugend auch ein südländisch dunkler Typ war, trug die Rückennummer 10, absolvierte 242 Pflichtspiele für die Eintracht und erzielte  91 Treffer.

1968 wechselte Wolfgang Solz zum SV Darmstadt 98, wo er später auch als Spielertrainer arbeitete. 1971 folgte ein weiterer Wechsel zur SpVgg Bad Homburg, mit der Solz 1973, ebenfalls als Spielertrainer, die Deutsche Amateurmeisterschaft gewann. Weitere Stationen seiner erfolgreichen Trainerkarriere waren die SpVgg Neu-Isenburg, Victoria Aschaffenburg, der VfR Bürstadt, der FC Erbach, der FC Hanau 93, Borussia Fulda, Rot-Weiss Frankfurt und der FSV Frankfurt.

Doch sein eigentlicher Verein blieb stets die Eintracht, deren Spiele er bis zuletzt mit viel Begeisterung verfolgte. „Wolfgang Solz war ein begnadeter Techniker  - und ein großer Spaßvogel, er sorgte in unserer Mannschaft immer für gute Laune“, erinnert sich sein Mitspieler Friedel Lutz. „Die ganze 1959er Meistermannschaft trauert um einen guten Freund.“ Auch Vereinspräsident Peter Fischer würdigt den großen Eintrachtler. „Wolfgang Solz war ein sympathischer, bescheidener Sportsmann, der mit viel Liebe und Enthusiasmus am Vereinsleben Anteil nahm. Unser Mitgefühl gilt seiner Frau Hannelore und der ganzen Familie.“

Foto: Wolfgang Solz (c) eintracht.de