f beatriceDie anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 8. Juni 2017, Teil 8

Filmheft

Paris (Weltexpresso) - Sie spielen die Hauptrolle in EIN KUSS VON BEATRICE. Was hat Sie an Claire fasziniert?
Die Rolle hat mich sofort begeistert. Ich wusste auch, dass Martin Provost sie direkt für mich geschrieben und sich vorgestellt hatte, wie ich mich als Hebamme über ihn beuge. Er ist ein sehr einfühlsamer Autor; mir gefiel die Welt, die er entworfen hatte, die Art wie er über die Figuren sprach und seine Fähigkeit, gleichzeitig Emotionen und Witz auszudrücken. Auch die Figur der Beatrice fand ich wunderschön, aber mir war klar, dass sie für Catherine Deneuve bestimmt war, und ich zögerte keine Sekunde. Die Idee zweier so grundverschiedener Frauen fand ich toll: Beátrice ist eine Grille und Claire eine Ameise. Sie sind großartige Figuren für eine Tragikomödie.

Claires Geschichte erzählt von ihrer Verwandlung...

Das ist es, was mich angezogen hat an der Figur. Claire befindet sich an einem zentralen Punkt ihres Lebens: Die Klinik, in der sie so lange gearbeitet hat, steht vor der Schließung, ihr Sohn ist ausgezogen, sie ist dabei sich auf eine Liebelei mit Paul einzulassen und Béatrice taucht unvermittelt auf, wie ein Geist der Vergangenheit. Ihre Routine wird umso mehr unterbrochen, da Claire versucht, sich auf die Bedürfnisse der anderen einzustellen.

Die Rückkehr von Beátrice lässt sie ihr ganzes Leben in Frage stellen. Das ist es, was die Anmut von Claires Figur ausmacht: Indem sie Beátrice vergibt, ermöglicht sie ihre eigene Wandlung und Rückkehr in das Licht.

An welchem Punkt akzeptiert Claire endgültig die Veränderungen in ihrem Leben?

Als sie im Krankenhaus ankommt, um Beá trice zu besuchen: Claire wird den Ärzten gegenüber als ihre Tochter vorgestellt und widerspricht nicht. Faktisch akzeptiert sie damit implizit, sich um sie zu kümmern. Es ist der Beginn des Vergebungsprozesses. Von diesem Moment an beginnt sie zu leben. Claire verschenkt sich an Paul und räumt ihm einen Platz in ihrem Leben ein. Alles beginnt unbewusst, auf ganz natürliche Weise.

Sie ist eine engagierte Frau...

Claire ist keine Mitläuferin. Sie ist nicht der Typ, der bei der kleinsten Hürde sofort seine Prinzipien verrät. Im Gegenteil, sie hat eindeutige und geradlinige Ansichten, insbesondere in Bezug auf ihren Beruf. Sie ist gegen Planziele und verurteilt die sogenannten Babyfabriken.
Claire ist eine Humanistin mit starkem Antrieb.

Die Beziehung von Claire und Beátrice fühlt sich so selbstverständlich an. Wie haben Sie sich der Zusammenarbeit mit Catherine Deneuve genähert?

Alles fügte sich wie von selbst. Catherine Deneuve hatte denselben Effekt auf mich, wie Béatrice auf Claire. Sie ist eine sehr instinktive, sehr elegante Schauspielerin, die im Moment lebt.

Martin Provost wollte echte Geburten filmen. Wie haben Sie sich auf diese Szenen vorbereitet?

Ich muss zugeben, dass ich mich am Anfang etwas scheute, als ich das Drehbuch das erste Mal gelesen hatte. Die Vorstellung bei einer echten Geburt auszuhelfen, so bewegend es auch sein mag, erschien mir als keine Kleinigkeit. Letztlich habe ich es akzeptiert, da es ein integraler Bestandteil von Martins Projekt war. Ich habe mich in Schritten darauf zu bewegt.

Zuerst war ich nur bei Geburten anwesend, um herauszufinden, ob ich mich überhaupt in der Lage sah, die letztlich von mir verlangten Handlungen auszuführen. Mir wurde klar, dass es alles ganz natürlich und total normal war. Dann habe ich Unterricht genommen bei einer ehemaligen Hebamme, die mich mit Puppen proben ließ. Am ersten Drehtag war ich etwas
beunruhigt, aber es hat alles wunderbar geklappt. Normalerweise verlangt mein Beruf von mir, einer Illusion Leben einzuhauchen, ich spielte eine Klaviervirtuosin in Das Mädchen, das die Seiten umblättert (2006) und einen Chefkoch in Die Köchin und der Präsident (2012), doch diesmal sah ich mich herausgefordert, ohne zu zögern, über die Illusion
hinauszugehen.

Haben Sie die zukünftigen Mütter, denen Sie assistieren sollten, bereits im Vorfeld kennen gelernt?

Ich habe sie erst in der Klinik getroffen, kurz vor Drehbeginn. Allen habe ich gesagt, dass sie sich nicht scheuen sollten, mich wegzuschicken, wenn es ihnen unangenehm wird, schließlich war ich nur da, um den echten Geburtshelferinnen zur Hand zu gehen.

Martin Provost berichtete, er hätte etwas gehen lassen müssen, um den Film zu machen. War es bei Ihnen ähnlich?

Ja. Er wollte mich zu einer Form der Hingabe bringen, was nur zu gut passte, da der Film sehr persönliche Themen berührte. Wir beschlossen das Hauptaugenmerk auf Claires Reise zu legen, ihre Verwandlung durch die Verbindung mit Beatrice. Die ́ Figur musste immer berühr- und fühlbar bleiben.

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