Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 8. Juni 2017, Teil 12
Filmheft
Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Frankensteins Monster. Der Schrecken vom Amazonas. Der Wolfsmensch. Der unsichtbare Mann. Die Mumie.
Dies sind nur einige von Universal Pictures‘ legendären Monstern aus Vergangenheit und Gegenwart, die unvergesslich-gespenstische Kinobilder in Erinnerung rufen... Bilder, die wir ein Leben lang vergeblich verdrängen wollen.
Fast ein Jahrhundert lang fühlten sich Zuschauer zu diesen Monster aus den unterschiedlichsten Gründen hingezogen. Diese übermenschlichen Kreaturen existieren nicht nur auf dem dünnen Grad zwischen Leben und Tod, sondern haben auch die Macht von Wesen, die zu so viel mehr fähig sind, als wir selbst. Oft identifizieren wir uns sogar mit ihrem epischen Daseinskampf zwischen Gut und Böse.
Interessanterweise hat unsere Faszination mit Monstern geradezu filmgerechte Anfänge.
Obwohl Altertumsforscher bereits einen Großteil des mumifizierten ägyptischen Könighauses ausgegraben hatten, war die Entdeckung der britischen Archäologen Howard Carter und Lord Carnarvon eine Sensation. 1922 stießen sie auf das Grab eines jung verstorbenen Königs namens Tutanchamun – gerade zu dem Zeitpunkt als die Unterhaltungsbranche weltweit explodierte. Eigentlich kannte das weltweite Publikum Mumien nur von Wanderausstellungen, aber fast gleichzeitig zu dem Fund wurde der Tonfilm eingeführt und begann den Stummfilm langsam zu verdrängen.
Das damalige Publikum war nicht auf die Macht des Tonfilms vorbereitet, als Boris Karloff, bislang bekannt als Frankensteins Monster, 1932 als die erste Kinomumie, Imhotep, in Karl Freunds Meisterwerk die Leinwand betrat. Angstschreie, die man sich ein gutes Jahrzehnt früher noch vorstellen musste, kamen nun vom Publikum und der Leinwand.
Filmemacher Sean Daniel, der auf eine vielfältige Berufslaufbahn bei Universal zurückblicken kann – 1985 wurde er zu einem der jüngsten Produktionschefs in der Geschichte des Studios ernannt – war von Mumien fasziniert, seit er ein kleiner Junge war. Er produzierte nicht nur die jüngste Mumien-Trilogie, sondern schlug vor vier Jahren als nunmehr freier Produzent Universal vor, die Mumie als Antiheldin für eine junge Generation neu zu erfinden... ein Publikum, das genauso darauf wartete, von dieser dunklen Kreatur fasziniert und erschreckt zu werden, wie Generationen vor ihnen.
Daniels glaubte fest daran, dass dieser unsterbliche Charakter uns nicht nur in unseren dunkelsten Nächten begegnen, sondern auch im Kino weiterhin in seinem Bann halten würde. Genau dies trieb den Paten der modernen Mumienfilme dazu, sich das faszinierende Ausgangsmaterial von 1994 wieder anzusehen. „Seit meinem ersten Tag bei Universal habe ich dafür plädiert, dass wir wieder ins ‚Mumiengeschäft‘ zurückkehren. Ich glaube, dass dieser Charakter anspricht, was das Publikum über Leben und Tod denkt“, philosophiert Daniel. „Er ist mysteriös, düster und aufregend. Im Laufe der Jahre wollte ich immer Mumien-Filme im Kino sehen – und deshalb habe ich mich so sehr für sie eingesetzt. Ich glaube an Monsterfilme als ein Genre und dass diese fesselnden Charaktere und Geschichten für weltweites Publikum gedacht sind.“
Nachdem das bei Universal ansässige Team aus Regisseur/Produzent Alex Kurtzman und Produzent Chris Morgan als erzählerische Architekten der Monstersaga an Bord kamen, wurde beschlossen, dass Die Mumie das erste Kapitel in einer neuen Serie für Universal werden sollte.
Daniel war sich sicher, dass ausreichend Zeit seit dem letzten Film vergangen war und man nun die Möglichkeit hatte, die Grundidee neu zu erfinden. Ausgehend von einer Geschichte von Jon Spaihts, Kurtzman und Jenny Lumet, begann das Team von Die Mumie den nächsten Schritt im Entwicklungsprozess, der dazu führte, dass Kurtzman auch die Regie übernahm.
Die Produzenten waren der Meinung, dass eine zeitgemäße Filmversion sowohl eine ernstzunehmende Herausforderung, als auch eine große kreative Chance darstellen würde. „Wichtig an der tollen Zusammenarbeit mit Alex war, dass er genau wusste, wie er diese Geschichte erzählen und einen neuen Charakter kreieren wollte – die erste weibliche Mumie,“ erklärt Daniel. „Er wollte, dass wir Empathie für diese gefährliche Kreatur mit Supermächten empfinden, deren Misere und Qual. Dies war ein wichtiger Punkt von Alex‘ Vision und auch dem, was ich dem Studio vorgeschlagen hatte, um der Idee neues Leben einzuhauchen.“
Die Filmemacher gaben ihrem Team ausreichend Zeit, um die Stimmung und den Geist der Welt von Die Mumie präzise einzufangen. „Was wir hier versuchen wollen, ist die Textur und den Ton eines Universal Horrorklassikers beizubehalten, gleichzeitig aber einen Fuß in der modernen Zeit zu haben“, fügt Kurtzman hinzu. “So schaffen wir gleichzeitig eine Hommage an die Klassiker und erwecken die Monster in einem ganz neuen Zeitalter für ein weltweites Publikum wieder zum Leben.“
„Wir wussten, dass das nur funktionieren kann, wenn der Film angsteinflößend ist“, erklärt er. „Sehr angsteinflößend. Aber wir wollten immer noch sehen können, dass in diesem Monster ein menschliches Wesen steckt und Mitgefühl für sie haben. Eine der wichtigsten Sachen bei unseren Monstern ist, dass wir sie lieben können und sie trotzdem fürchten.“
Der Charakter der Mumie hatte auch Morgan in jungen Jahren beeindruckt. Der Produzent erinnert sich an sein erstes Erlebnis mit ihr: „Wenn man zum ersten Mal von Monstern hört, ist dies meist als Kind und sie lassen dich dann auch nicht mehr los. Mein Bruder war bei den Pfadfindern und ich war gerade mal sechs Jahre alt. Eines Tages machten sie einen Ausflug in die Bibliothek, wo sie einen Horrorfilm vorgeführt bekamen. Es war Halloween und der Film war Die Mumie.
“Ich war zu jung und durfte mir ihn nicht ansehen, aber ich erinnere mich daran, dass ich mich an die Tür des Vorführraums geschlichen und reingeschaut habe. Dies war zu genau dem falschen Zeitpunkt für einen Sechsjährigen: genau während der Szene, in der Boris Karloff bei lebendigem Leibe mumifiziert wird. Ich weiß noch, dass ich einen Schritt zurücktrat und eigentlich gehen wollte, aber dann dachte ich: ‚Was passiert als Nächstes?‘ Also habe ich mich wieder reingeschlichen und den Rest des Films gesehen. Seit dem Tag bin ich nach Monstern süchtig.“
Das Hauptteam hinter Die Mumie, Daniel, Kurtzman und Morgan, wurde durch die Produzentin Sarah Bradshaw verstärkt, die ihre Talente zuvor schon in so epische Neuerzählungen wie „Maleficent“ und „Snow White and the Huntsman“ eingebracht hatte.
Das Quartett begann nun, sich einen Antihelden für eine neue Generation auszudenken und fragte sich, was das Kinopublikum am meisten überraschen würde. Das Resultat – nach einem Drehbuch von David Koepp, Christopher McQuarrie und Dylan Kussman – ist ein episches Actionabenteuer voller gruseliger Momente, aber in gleichem Maße auch außerordentlich vergnüglich, furchteinflößend und mutig.
Die Produzenten waren sicher, dass ihre Version von Die Mumie in der Jetztzeit spielen müsse und freuten sich darauf, sie in eine Zeit und an Orte zu transportieren, die ihr vollkommen fremd sein würden. Sie fragten sich: „Was würde passieren, wenn eine knallharte weibliche Mumie, befeuert von einem Jahrhunderte alten Rachegelüst, auf die heutige Menschheit losgelassen würde?“ Es war dem gesamten Team außerdem sehr wichtig, dass diese neue Version von Die Mumie anders sein würde, als alles, was man bislang auf der Leinwand gesehen hat.
Fortsetzung folgt
Foto: © Verleih
Info: Der Abdruck aus dem Presseheft zum Film zeigt klar die Strategie von Universal Pictures International, die sich gegenüber den kommerziellen Erfolgen von Disney und Warner in neue, alte Stärken retten wollen.