fern landgerichtZDF-Zweiteiler  gewinnt beim Shanghai International Television Festival

Günther Winckel

Berlin (Weltexpresso) - Das ist uns wirklich diese Meldung wert. Oft haben ja Presseverlautbarungen etwas Selbstbeweihräucherndes. Aber hier handelt es sich um ein hochklassiges Produkt, wenn man das geistesfern mal in der Sprache der Wirtschaft ausdrückt.

Schon das Buch ist eine Wucht und bringt ein längst überfälliges Thema der Nachkriegszeit in unser Bewußtsein. Nie werde ich vergessen, wie im Roman, der auf Fakten aufbaut,  wie im Roman dem aus dem Exil überlebenden und heimkommenden Richter, der an seine frühere Dienststelle zurückkehren will, gesagt wird, nein, er könne ja als Exilant bei Verfahren gegen frühere Nazis nicht unparteiisch richten, während man das von den ehemaliger Nazi-Richter aber voraussetzende, die oft genug Wölfe im Schafspelz waren. Der Roman LANDGERICHT hat zum Thema, was jetzt allerorten geschieht, daß mit der immer noch nötigen Aufarbeitung der NS-Vergangenheit der Deutschen, auch das Fehlen eines eindeutigen Schlußstrichs mit den Nazis am Anfang der Bundesrepublik zum Thema wird. Längst überfällig.
 
"Landgericht – Schicksal einer Familie" hat nun also beim 23. Shanghai TV Festival den Magnolia Award gewonnen. Der ZDF-Zweiteiler  erhielt am Freitag, 16. Juni 2017, den renommierten  Preis in der Kategorie "Best Foreign TV Film". Da gratulieren wir und schlagen die baldige Wiederholung im DZD vor.

Die Verfilmung des preisgekrönten Romans "Landgericht" von Ursula Krechel erzählt die Geschichte einer jüdisch-christlichen Familie, die Verfolgung und Exil in der Nazizeit überlebt und nach Kriegsende versucht, ihr Leben in Westdeutschland wieder aufzubauen.

"Die Freude ist groß, und wir sind auch ein wenig stolz, dass ein ZDF-Programm, das sich so ernsthaft mit der deutschen Geschichte auseinandersetzt, hohe internationale Anerkennung erfährt", so ZDF-Fernsehfilmchef Reinhold Elschot: "Ich gratuliere insbesondere dem Regisseur Matthias Glasner, dem Produzenten Benjamin Benedict und unseren Hauptdarstellern Johanna Wokalek und Ronald Zehrfeld zu diesem so schönen wie verdienten Erfolg."

Wegen der zunehmenden Verfolgung durch die Nazis zerbricht 1938 die Familie Kornitzer: Um sie in Sicherheit zu bringen, schicken die Eltern ihre Kinder Georg und Selma, acht- und fünfjährig, mit dem jüdischen Kindertransport nach England. Der jüdische Richter Richard Kornitzer (Ronald Zehrfeld) flieht nach Kuba, seine nicht jüdische Frau Claire (Johanna Wokalek) erhält jedoch kein Visum. Sie bleibt allein zurück. Weil sie die Scheidung von ihrem Mann verweigert, muss Claire bald mittellos Berlin verlassen. Fast zehn Jahre später – nach Ende des Krieges – soll die Familie wieder zusammenfinden.

"Landgericht" ist eine UFA Fiction-Produktion in Koproduktion mit dem ZDF. Der mit Johanna Wokalek, Ronald Zehrfeld, Barbara Auer, Saskia Reeves, Ulrike Kriener, Katharina Wackernagel, Christian Berkel, Felix Klare und vielen anderen prominent besetzte Film wurde von Matthias Glasner inszeniert, das Drehbuch schrieb Heide Schwochow. Die Redaktion im ZDF lag bei Caroline von Senden und Solveig Cornelisen.

Im Jahr 2015 hatte der ZDF-Dreiteiler "TANNBACH – Schicksal eines Dorfes " beim 21. Shanghai TV Festival den Magnolia Award gewonnen.

Foto: Richard (Ronald Zehrfeld, l.) und Claire Kornitzer (Johanna Wokalek, r.) sind entschlossen, ihre Kinder Georg (Moritz Hoyer, 2.v.l.) und Selma (Lisa Marie Trense, 2.v.r.) in Sicherheit zu bringen. Sie sollen mit einer Hilfsorganisation nach England ©  ZDF/Walter Wehner