Serie: Verleihung des Hessischen Film- und Kinopreises 2012 in der Alten Oper Frankfurt , Teil 1/2
Anna von Stillmark und Klaus Hagert
Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Sie sprach uns aus dem Herzen, die ziemlich aufgeregte Claudia Michelsen, der gerade zum Sieg als beste Schauspielerin auf der Bühne gratuliert wurde, von vielen, besonders aber vom gut aufgelegten Moderator Adnan Maral, als sie antwortete: „Heike Makatsch, Julia Richter, Ihr seid auch Siegerinnen, denn nominiert zu sein, ist der eigentliche Sieg.“
Wir haben die Jury fast bedauert, denn das muß schwer gewesen sein, unter so vielen Guten an diesem Abend jeweils einen Sieger zu kreieren. Claudia Michelsen erhielt den Preis für ihre Rolle der Ehefrau im Fernsehfilm DER TURM, der gerade letzte Woche in der ARD zweitägig lief. Heike Makatsch, die als Laudatorin wohl eingesprungen war, kam unmittelbar danach dran und auf die Bühne und nutzte die Situation schlagfertig: “So komm ich doch noch hier oben rauf“. Stipe Erceg dagegen mußte sterben in BLAUBEERBLAU, aber wie er das macht, das erregte Bewunderung im Publikum, die vor der Entscheidung, dem Öffnen des Briefumschlages, jeweils Filmausschnitte auf einer größeren, gut sichtbaren Leinwand mitverfolgen können, wo auch sonst das Bühnengeschehen vergrößert mitläuft, was wichtig ist, füllt die Alte Oper doch über 1 200 Plätze, was dann oft doch weit weg von der Bühne ist.
Bei der Verleihung des Hessischen Kinokulturpreises für gewerbliche und für kommunale Kinos hat man dann immer den Eindruck, der halbe Saal stünde auf der Bühne. Diese ausgewählten Kinobetreiber müssen sich ja auch die 95 000 Preisgeld teilen. Auffällig, wie gut sich die Kino-Konkurrenten, ob so oder so, verstehen, was einzelne auch im Kurzinterview bestätigten. Man starte auch gemeinsame Aktionen, weil das Ergebnis für potentielle Zuschauer, „öfter ins Kino gehen zu wollen“ allen zu Gute käme, weshalb man beispielsweise Schauspieler einlade, die dann örtlich ihre Tour machen.
Welcher Film der „beste“ wird, ist immer Höhepunkt des Abends. Übrigens sind die Preise des Hessischen Film-, Fernseh- und Kinokulturpreises immer daran gebunden, daß die Produkte einen Hessenbezug haben. Der allerdings wird durchaus weit aufgefaßt. Als BESTER SPIELFILM wurde LORE ausgewählt, Regie Cate Shortland, mit dem Preisgeld von 25 000 Euro. Es geht um Deutschland im Frühjahr 1945, wo die 14jährige Lore mit ihren jüngeren Geschwistern die Heimat verlassen muß, sich auf den Weg macht und eine gefahrenvolle Odyssee erfährt. Starke Konkurrenten waren hier 3 ZIMMER/KÜCHE/BAD und DER DEUTSCHE FREUND.
Sinje Köhler hatte für NADJA UND LARA schon den HESSISCHEN HOCHSCHULFILMPREIS mit 7 500 Euro gewonnen, Astrid Rieger den HESSISCHEN DREHBUCHPRIES für EINWÄRTS, ebenfalls 7 500 Euro. BESTER DOKUMENTARFILM wurde VERGISS MEIN NICHT, von David Sieveking, wo es um die sich nach und nach ausbreitende Demenz seiner Mutter Gretel geht, die er filmisch zwischen Tragik und Komik einfängt. Der Dokumentarfilm erobert immer stärker die Leinwand, was mit dem Preisgeld von 20 000 Euro sich erneut dokumentiert.
Beim BESTEN KURZFILM gab es dann gleich zwei Filme. Das ist einmal DER NOTFALL von Stefan Müller und HENKER von Baoying Bilgeri, je 5 000 Euro wert. Laudatoren waren beide Male Andreas Schmidt und Felicitas Woll. Letztere aus Nordhessen gebürtig, hatte gerade zwei Monate lang im Taunus gedreht, wo die Krimis der Nele Neuhaus spielen, derzeit der bundesrepublikanische Krimischlager in Wort und Ton und nun auch im Film. Felicitas Woll spielt die Kommissarin Pia Kirchhoff. Fortsetzung folgt.