f Nur ein TagSerie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 29. Juni 2017, Teil 5

Margarete Frühling

München (Weltexpresso) - Während der Fuchs (Lars Rudolph) und das Wildschwein (Aljoscha Stadelmann) zum Mittagessen am See sitzen, erhalten sie aus dem Radio die Nachricht, dass heute Eintagsfliegen-Schlüpftag ist.

Da es doch sehr traurig ist, nur einen Tag zu leben, wollen die beiden dem Schlüpfen eigentlich gar nicht zusehen. Doch bevor sie den See verlassen können, kommt die kleine Eintagsfliege (Karoline Schuch) auch schon aus dem Wasser und steht kurz darauf vor ihrer Tür. Sie ist einfach hinreißend, wunderschön und klug. Allerdings wundert sie sich darüber, warum die beiden so traurig sind.

Da weder Fuchs noch Wildschwein ihr die Wahrheit sagen wollen, erzählen sie ihr stattdessen, dass sie traurig seien, weil der Fuchs nur noch einen Tag zu leben hätte. Die kleine Eintagsfliege beschließt daraufhin dem Fuchs einen ganz besonderen glücklichen Tag zu schenken: Ein Tag wie ein ganzes Leben! Dazu gehört Rechnen zu lernen, Gänse zu jagen, zu heiraten und Kinder zu bekommen, traurig zu sein, wenn jemand stirbt, und eine unvergessliche Geburtstagsfeier zu erleben.

Was wird aber aus der Fliege, wenn sie merkt, dass sie selbst nur einen Tag zu leben hat? Wird sie so unglücklich wie die zweite Eintagsfliege (Anke Engelke), die nur die Sekunden runterzählt, bis endlich alles vorbei ist oder wird sie ihre verbliebene Zeit nutzen und ihr Lebensziel doch noch erreichen?

Regisseur und Drehbuchautor von "Nur ein Tag" ist Martin Baltscheit. Der Film beruht auf seinem eigenen Theaterstück von 2007, das er 2014 als Hörspiel und 2016 auch illustriert als Buch herausgebracht hat.

Wie in einem Theaterstück werden im Film die vier Tiere von Menschen dargestellt, die auch bewusst nicht wie Tiere aussehen.

Der Film erzählt eine für Kinder sehr anspruchsvolle und auch traurige Geschichte über Tod und Leben, über die Vergänglichkeit der Zeit und die unbändigen Kraft des Lebens. Es wird auch kurz die Biologie der Eintagsfliegen angesprochen, die drei Jahre als Larven im Wasser leben und dann nur noch einen Tag haben, um als Erwachsene für Nachkommen zu sorgen.

Dabei wird besonders gefragt, wie man an einem einzigen Tag ein ganzes Leben genießen kann und doch am Ende das Lebensziel der Eintagsfliege erreichen kann, also einen Partner zu finden und die Eier für die nächste Generation im Wasser abzulegen. Als Gegensatz wird die zweite Fliege gezeigt, die völlig damit beschäftigt ist, mit ihrem Schicksal unzufrieden zu sein, und deshalb gar nichts macht, sondern nur auf den Tod wartet und sich deshalb auch nicht fortpflanzen kann. Die niedliche Fliege hat ihren Tag genossen und bleibt zudem bei Fuchs und Wildschwein in schöner Erinnerung.

Der Film ist liebevoll gestaltet und es macht Spaß ihn anzusehen, auch wenn die Schauspieler für das Zielpublikum der Kinder in einigen Szenen doch etwas überspielen (vor allem Lars Rudolph als Fuchs).

Die Frage ist allerdings, ob Kinder den Film ohne vorherige Einführung verstehen werden:
Was wurde in dem ereignisreichen Tag, der ja ein ganzes Leben darstellen soll, eigentlich alles gezeigt?
Sollte vorher mit den Kindern eine Auseinandersetzung mit Leben und Tod stattfinden?
Schafft die Zielgruppe der Grundschulkinder die Übertragungsleistung, dass hier Menschen die Tiere darstellen, vor allem, da immer wieder Szenen von realen Tieren in dem Film gezeigt werden?

Die FBW Jugend-Film Jury empfiehlt den Film für Jungen und Mädchen ab 6 Jahren, Familien sowie Erwachsene.

Insgesamt ist "Nur ein Tag" ein wundervoller, tiefgründiger und trotz des ernsten Themas fröhlicher Film mit Witz über den Sinn des Lebens und das kostbare Geschenk der Freundschaft. Er ist ganz sicher auch für Kinder ab etwa 6 Jahren zu empfehlen und auch für sie verständlich, wenn man ihn nicht nur ansieht, sondern ihn vorher oder hinterher mit ihnen bespricht.

Foto: v.l.n.r.: Karoline Schuch (Eintagsfliege), Lars Rudolph (Fuchs), Aljoscha Stadelmann (Wildschwein) © W-film Distribution

Info:
Nur ein Tag (Deutschland 2017)
Genre: Kinderfilm
Filmlänge: 76 Min.
Regie und Drehbuch: Martin Baltscheit
Darsteller: Lars Rudolph, Aljoscha Stadelmann, Karoline Schuch, Anke Engelke
Verleih: W-film Distribution
FSK: ab 0 Jahren
Kinostart: 29.06.2017