f pubertierSerie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 6. Juli 2017, Teil 2

Romana Reich

Berlin (Weltexpresso) - Das ist nun gerade so ein Film, wo es einem leid tut, daß man ihn nicht so richtig loben kann, von dem man aber trotzdem meint, die Leute sollen ihn sich anschauen, weil dort Probleme des Lebens verhandelt werden. Es geht darum, zu welchem Tier Pubertierende werden können.

In den Augen der anderen, aber auch in den eigenen Augen, denn es ist das Wesen der Pubertät, der zeitlichen Spanne zwischen 'kein richtiges Kind mehr'  und "noch kein Erwachsener", in der man ja nicht nur an der familiären Umwelt verzweifelt, sondern am meisten an sich, weil sich der junge Mensch nicht mehr auskennt, wer er ist, weil er ja gerade dabei ist, einer werden zu wollen. Wohin also.

Davon handeln die meisten Filme. Dieser nicht. Denn die Hauptperson ist der Vater, der Journalist Hannes Wenger (Jan Josef Liefers), der seiner Tochter Carla (Harriet Herbig-Matten) in ihrer Pubertät zur Seite stehen will, hauptamtlich, und deshalb eine Arbeitspause macht und zu Hause bleibt. Also genau das, was Pubertierende am meisten hassen, die in dieser Zeit eben für sich sein wollen und anfangen, ihre Freunde gegen die Familie als neues Nest zu bilden.

Von daher ist am Drehbuch, das der Erfolgsautor Jan Weiler nach seinen eigenen Kolumnen zusammen mit Regisseur Leander Hausmann, den wir in guter Erinnerung haben, geschrieben hat, schon mal Kritik anzumelden, dann nämlich, wenn sie ernsthaft die Probleme für Eltern durch ihre pubertierenden Jugendlichen darstellen wollten. Bevor wir das vertiefen, muß erst einmal die Geschichte her. 

Carla wird 14 Jahre, Geburtstag und Geburtstagsfeier stehen vor der Tür, aber eigentlich müßten Vater und Mutter (Heike Makatsch) die Feier gleich verbieten, denn das junge Ding schlägt überall über die Stränge. In der Schule sowieso, aber jetzt kommt Alkohol dazu und was das mit Jungens läuft, ist sowieso die schlimmste Befürchtung des Vaters? Die Mutter? Doch die gibt es auch und selten, ach was noch nie,  sah man Heike Makatsch so beziehungslos durch die Landschaft, hier Familie, wanken. Gut, sie geht arbeiten und nimmt das ernst. Aber die Zeit zu Hause, da hätte man ihre Rolle schon ausarbeiten können, ihr irgendeine Rolle überhaupt geben müssen.

Kommt das raus, wenn zwei Männer einen Vater als Hauptfigur in einem Film über Pubertät drehen? Das darf man alles machen, aber das geht dann auch an den Konflikten eines jungen pubertierenden Mädchens vorbei. Denn die, auf dem Weg eine Frau zu werden, hat ja gerade die Mutter als Aggressionspotential vor Augen. Der Vater kommt in dieser Phase meist besser weg. Nun gut, für diesen Drehbuchfehler, der auch einer des Regisseurs ist, wollen wir die Schauspielerin Makatsch nicht verantwortlich machen. Aber uns ärgert es, denn sie ist eigentlich gut. 

Im Film, der nun all die Fettnäpfchen zeigt, in die ein Vater für die Augen einer 14jährigen treten kann, zeigt einen aufgedrehten Jan Josef Liefers, der seine Sache gut macht, genauso wie der kontrollierende Vater seine Sache schlecht macht. Das Problem des Films, wo man mit Erwartung hineingegangen, dann verdutzt da sitzt, ist einfach, daß er aus einer Ansammlung von Witzsituationen besteht, wo man der Situationskomik wegen auch dauernd lachen muß, und zu diesem Lachen am Schluß nicht mehr steht, weil einem die Handlung einfach zu übertrieben vorkommt, wenn dann auch noch die Polizei eine Rolle erhält und  zudem ziemlich auffällig in einer Wohlstandsgesellschaft spielt.

Uns hat das Parallelpaar besser gefallen. Freund Holger (Detlev Buck) ist Kriegsreporter und deshalb viel Unbill, auch Niederlagen gewöhnt. Aber, was mit seinem Sohn abgeht, ist die härtere Nummer, der er sich durch einen neuen Kriegseinsatz lieber entzieht, auch wenn die Mutter (Marie Gruber) dann das Nachsehen hat. 

Im übrigen spielt auch das Pubertier seine Rolle gut, denn Harriet Helbig-Matten ist zum einen das Ekel, das ein junges Mädchen sein kann, und dann das anschmiegsame Töchterlein, das der Vater so gerne hat, gerne weiter hätte und was ihm gerade verloren geht. Frage bleibt, was dann kommt.

Frage war auch, wo der kleine Bruder bleibt. Der tauchte am Anfang auf und verschwand im Laufe der Handlung. So was Liebloses. Vom Drehbuch. Das merkt doch jeder. 

Wir können auch genau sagen, wann die erst einmal positive Aufnahme des Films kippte, das waren die Auftritte des ach so guten Schauspielers Justus von Dohnanyi, der die Jugendlichen aufbauen will und den Vertrauenslehrer gibt. Wie kann man ihm solche Bürde aufdrücken? Elyas M'Barek kommt auch vor und ist das männliche Idol aller Frauen aller Altersklassen im Film. Das hätte man ausbauen können...

Foto: die Familie © Verleih