Claudia Schulmerich
Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Zugegeben, ein Knüller ist dieser Film nicht. Aber bei mir traf er auf nachsichtigere Einschätzung als reihum. Das liegt vielleicht daran, daß Filme, in denen Tiere, erst recht Haustiere, eine tragende Rolle spielen, immer das Gemüt berühren, auch wenn diese ökonomische Strategie der Filmemacher offensichtlich ist.
Aber die Geschichte ist derart an den Haaren herbeigezogen, weil einerseits unwahrscheinlich, andererseits menschlich überaus wahrscheinlich, daß man sie schon wieder mögen kann. Außerdem wähnt man sich in die Zeiten des kalten Krieges versetzt, wo sich mit den USA und der UdSSR zwei Großmächte gegenüberstanden, die die Welt aufgeteilt hatten und wie auf dem Schachbrett jedem Zug des einen ein gefährlicher weiterer Zug des anderen folgte. Nur, daß schon inzwischen auch im Film schon von Rußland gesprochen wird. Aber Amerika – das zeigt der Film in jeder Pore - was schon damals great again!
Also die überschaubare Geschichte. Im Sicherheitsdenken waren und sind Hunde immer mit von der Partie. So auch Max. Das ist ein Belgischer Schäferhund – aha, kein Deutscher Schäferhund, auch wenn er auf uns als Hunderassennichtkennerin so wirkt, also viel gemeinsam hat mit Kommissar Rex , der wohl immer noch nach 20 Jahren die österreichische Krimiserie voranbringt und einen Kommissar nach dem anderen verschleißt. MAX also hatte seinen Erstauftritt im Kino schon 2015. In Deutschland wurde das kaum zur Kenntnis genommen, aber in den USA war MAX ein großer Erfolg. Darum die Fortsetzung, die aber eigentlich auch Max viel abverlangt. Denn damals war er in Militärhund und jetzt wird er im Secret Service eingesetzt. Und zwar nicht irgendwo, sondern direkt im Weißen Haus, wo er dafür sorgen soll, daß die heilige Familie in ihrem Refugium geschützt ist.
Im Weißen Haus langweilt sich der zwölfjährige TJ Bennent (Zane Austin), der Sohn des Präsidenten (Lochlyn Munroe). Seine Mutter, First Lady Maureen (Carrie Genzel) hat auch viele Pflichten. Nun kommt der Hund ins weitläufige Haus, der eigentlich für seine Sicherheit da ist. Für TJ aber ist er ein soziales Wesen und zum Liebhaben. Endlich hat er jemanden zum Spielen, vor allem aber jemanden, der ihn wahrnimmt und für den er Gefühle entwickeln darf, denn das Leben eines Sohnes eines amerikanischen Präsidenten ist ziemlich armselig. Er darf keine richtigen Freunde haben, ist ewig abgeschirmt, wenn er ‚bürgernah‘ Geburtstag feiert, ist das eine Staatsaktion. Er muß ewig durch repräsentative Räume wandeln – auch wenn der Vater und die Mutter herzlich gezeigt werden, haben sie doch anderes zu tun. Doch dann passiert etwas.
Staatsbesuch ist angesagt. Der russische Präsident ist in die USA eingeladen, weil der amerikanische Präsident Bennett hofft, ihn in angenehmer Umgebung zu einem Vertrag überreden zu können, der bislang von Rußland nicht unterschrieben wird. Dafür hat sich der amerikanische Präsident ausgedacht, in harmloser Umgebung auf dem Land eine private Atmosphäre zu schaffen, in der ...
Da paßt es gut, daß – aua, wirklich sehr vorhersehbar und vorurteilsbeladen – Präsident Bragov (Andrew Kavadas) seine prätentiöse Tochter Alexandra (Francesca Capaldi) mitbringt, der der Russe aus der Hand frißt, wie es richtige Töchter mit ihren Vätern halt so hinkriegen. Eine Nervensäge sondergleichen, das junge Ding. Aber sie hat halt im Film die Funktion, durch ihr Verwöhntsein und ihre Abgehobenheit die Figur zu sein, die Schwung in die Angelegenheit, hier den Besuch zu bringen. Sie ist in allem das Gegenteil des kreuzbraven Jungen, der ihr willig in ihrer Abenteuerlust folgt.
Das ist die Ausgangslage, die nun zu vielen Verwicklungen und unter Sicherheitsgesichtspunkten katastrophalen Situationen führt: die beiden hauen beim Festbankett mitsamt Max ab, längst aber haben russische Schurken schon die Entführung von Alexandra geplant...
Und hier eben findet nun alles auf einem Hintergrund statt, der schon einst für den Kalten Krieg als Klamotte für die Mär von politischer Feindschaft und männlicher Freundschaft herhielt. Der russische Präsident wird mit und ohne Wodka in so angenehme Stimmung versetzt, daß er unterschreibt, was der amerikanische Präsident von ihm, diesem sentimentalen, leicht versoffenen russischen Präsidenten will!
Aber gerade, daß alle diese Schablonen, die wirklich das amerikanische politische Denken ausmachten, hier fröhliche Wiederauferstehung feiern, wo heute andere Verhältnisse, nämlich technokratischere herrschen, macht den Witz des Films aus, der in einer US-amerikanischen politischen Landschaft spielt, die durch das Gebaren des jetzigen Präsidenten dann schon wieder eine Renaissance von damals beschwört. Mit einem Unterschied: die selbstherrlichen Überzogenheiten, die im Film dem russischen Präsidenten zukommen, während der amerikanische nur „sachlich“ agiert, die leistet im wirklichen Leben heute der amerikanische.
Das war, als der Film konzipiert wurde, sicher nicht so vorhersehbar. Aber von vornherein ist der gesamte Film nicht ernst gemeint, ein Augenzwinkern ist immer dabei. Das kann allerdings viele Plattheiten nicht gänzlich aus der Welt schaffen. Die schauspielerischen Leistungen sind nicht besonders. Vielleicht liegt das daran, daß alle Rollen überzogen sind, besonders brav, besonders verwöhnt. Insbesondere bei der jugendlichen Darstellerin der Alexandra geht einem das latent auf die Nerven.
Daß am Schluß der Hund, den die Sicherheitsleute schon lange wieder entfernen wollen, weil er keine Sicherheit mehr gewährt, sondern ein Kamerad und Freund für TJ geworden war, daß also am Schluß der Hund wirklich weg muß, läßt Böses ahnen. Nämlich eine Fortsetzung!
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