Neu auf DVD und Blu-ray ab dem 28. Juli 2017
Margarete Ohly-Wüst
Frankfurt (Weltexpresso) - "Wildbienen und Schmetterlinge" stellt in zwei Folgen Lebensweise und Diversität der solitären Bienen und die Vielfalt der Tagfalter und tagaktiven Nachtfalter vor.
Biene Majas wilde Schwestern
Neben den Honigbienen gibt es in Mitteleuropa etwa 350 verschiedene Arten von Wildbienen. Die meisten Arten leben solitär, aber es gibt auch Übergangsformen bis zu staatenbildenden Arten (zu denen auch die Hummeln gehören). Mehrjährige Staaten gibt es in Europa nur bei der Fransen-Schmalbiene (Lasioglossum marginatum), dagegen sind die Hummelvölker einjährig.
Die meisten Arten leben als Erwachsene im Frühjahr und Frühsommer, da sie dann genug Nektar (für sich selbst) und Pollen (für ihren Nachwuchs) finden. Es gibt aber auch Arten, die als Adulte erst im Spätsommer und Herbst auftreten, da sie z.B. auf Efeu spezialisiert sind.
Viele Arten sind Bodenbrüter, andere benutzen Bohrlöcher von Käfern in altem Holz oder hohle Stängel, um ihre Eier zusammen mit dem Pollen abzulegen. Den nicht Boden brütenden Arten können durch sog. Bienenhotels Nistplätze geboten werden. Die Bienenweibchen verschließen nach der Eiablage die Eingänge, da sie Brut- und Nahrungsparasiten fürchten müssen.
Viele Wildbienen sind keine Generalisten sondern auf wenige Pflanzenarten und deren Pollen spezialisiert, deren Blütenstruktur wiederum an diese Bienen angepasst sind. Bienen und Pollen werden beim Anflug statisch aufgeladen, dadurch haftet der Pollen auf dem gesamten Insektenkörper und die Pflanzen werden bestäubt, ohne dass es zur Selbstbefruchtung kommt.
Unter den Wildbienen gibt es auch Brutparasiten (sog. Kuckucksbienen), die ihre Eier auf die Larven oder die Nahrungsreserven von anderen Bienenarten ablegen. Viele davon sind dabei auf eine Wirtsart spezialisiert.
Untersuchungen haben ergeben, dass in Deutschland der Bestäubungsanteil durch Wildbienen bei etwa 33% liegt. Dies zeigt, wie wichtig die Wildbienen z.B. für die Obsternte sind. Eines können die Wildbienen aber nicht leisten: Im Gegensatz zu den Honigbienen produzieren sie keinen Honig und auch kein Wachs.
Der Naturfilmer und Regisseur Jan Haft hat in dieser Dokumentation viele unterschiedliche Themen rund um die Wildbienen angesprochen. Dabei hat er besonderen Wert auf die Verschiedenartigkeit des Paarungsverhaltens und der Brutaufzucht gelegt. In den 45 Minuten des Films hat er sehr viele Beispiele vorgestellt. Dadurch wird ein interessanter Überblick über die vielen verschiedenen Wildbienenarten gegeben, leider wird es durch die Vielfalt für Laien aber auch etwas unübersichtlich.
Bei den meist wunderschönen Bildern wurde aber immer auch Wert darauf gelegt, etwas über die Bedeutung der Wildbienen für die Umwelt zu zeigen und deutlich zu machen, dass es nur durch Naturschutz und nachhaltige Landwirtschaft möglich ist, die Vielfalt der Wildbienen zu erhalten.
Insgesamt ist "Biene Majas wilde Schwestern" ein sehr spannend gemachter Film, der auch für Laien sehenswert ist.
Kinder der Sonne - Unsere Schmetterlinge
Der Film zeigt hauptsächlich Tagfalter oder aber tagaktive Nachtfalter wie z.B. das Nachtpfauenauge oder das Taubenschwänzchen. Viele der tagaktiven Schmetterlinge treten als Erwachsene nur zu einer Jahreszeit auf.
Bei vielen Arten sind die Larven an ganz spezielle Futterpflanzen angepasst, während die adulten Tiere entweder gar nichts mehr fressen oder aber sich vom Nektar verschiedener Pflanzen ernähren können. Im Film wurden dazu Bespiele gezeigt, z.B. entwickeln sich die Larven des Nachtpfauenauges nur an Schlehen. Ein weiteres Beispiel war der Zitronenfalter, der seine Eier auf die Knospen von Faulbäumen ablegt. Brennnesselpflanzen dienen mindestens drei verschieden Schmetterlingsarten als Futter für ihre Larven und zwar dem Admiral, dem kleinen Fuchs und dem Tagpfauenauge.
Einige Schmetterlingsarten überwintern als erwachsene Tiere, wie der Zitronenfalter oder das Tagpfauenauge. Andere Schmetterlinge wandern im Herbst über die Alpen nach Süden aus, wie der Admiral. Wenige Arten überwintern als Puppen, wie z.B. der Ameisenbläuling, während die meisten Arten als Eier überwintern; Beispiel war hier der Frostspanner, ein gefürchteter Obstschädling, dessen Weibchen flugunfähig sind.
Es gibt auch Schmetterlingsarten, die sich als Nahrungsdiebe oder als Räuber ernähren. Der erwachsene Totenkopfschwärmer dringt in Bienenstöcke ein, wird dort durch seinen Duft nicht als Feind erkannt und saugt die Honigwaben aus. Die älteren Larven des Ameisenbläulings, dessen Eier sich auf dem Wiesenknopf entwickeln, lassen sich von Knotenameisen in ihre Nester eintragen und ernähren sich von deren Larven.
Einige der Schmetterlingsarten sind als Schädlinge bekannt, wie z.B. Kleidermotten, Wachsmotten, Frostspanner oder Traubenkirschen-Gespinstmotten. Umgekehrt sind natürlich Schmetterlinge auf Futter für andere Tiere, z.B. für Vögel, Spinnen oder Insekten-fressende Säugetiere.
Von den ungefähr 4000 Schmetterlingsarten sind in Deutschland etwa 2/3 der Arten akut gefährdet. Der Rückgang der Anzahl der Schmetterlinge und der Schmetterlingsarten ist vor allem auf die Veränderung der Landschaft zurückzuführen, da viele Arten ganz spezielle Bedingungen, wie feuchte oder trockene Wiesen, Magerrasen etc. benötigen. Da durch die Intensivierung der Landwirtschaft diese Biotope verschwinden, führt der Rückgang der Vielfalt der Blütenpflanzen auch zu einem Verschwinden vieler Schmetterlingsarten.
"Kinder der Sonne - Unsere Schmetterlinge" ist ebenso wie "Biene Majas wilde Schwestern" eine spannende Dokumentation. Bedingt such die Vielfalt der Schmetterlingsarten kann der Film für den Laien allerdings etwas unübersichtlich werden. Dazu wurde nicht unbedingt immer die Jahreszeiten als Strukturhilfe verwendet.
"Wildbienen und Schmetterlinge" ist eine Filmreihe von 2x 45 Minuten konzipiert für das Fernsehen unter der Regie des Naturfilmers Jan Haft, der auch die Drehbücher mit verfasst hat. Die Filme sind eine Nautilus Produktion, die in Kooperation mit BR, Arte, WDR und ORF 2016 entstanden sind.
Der Regisseur Jan Haft ist bekannt für "Das grüne Wunder - Unser Wald" (2012) und "Magie der Moore" (2015). Er hat aber auch kürzere Dokumentationen fürs Fernsehen erstellt wie z.B. "Die Welt der Adler" (2016).
Die beiden Dokumentationen zeigen wunderschöne und informative Bilder, wie man sie von den anderen Filmen des Regisseurs schon gewohnt sind. Deshalb ist die Reihe trotz der kritischen Anmerkungen sowohl für Kenner als auch für Laien absolut sehenswert.
Foto: Cover der Blu-ray © Polyband Medien GmbH
Info:
"Wildbienen und Schmetterlinge" ist ab dem 28. Juli 2017 auf DVD und Blu-ray im Handel erhältlich. Die Sprachversion ist auf der DVD Deutsch in Dolby Digital 2.0 und auf der Blu-ray Deutsch in DTS-HD 2.0. Die Discs enthalten keine Untertitel. Das Bildformat von DVD und Blu-ray ist 16:9 anamorph (1,78:1). Es gibt keine Extras.
Wildbienen und Schmetterlinge (Deutschland 2016)
Genre: Dokumentation, Natur & Tierwelt
Filmlänge: ca. 90 Min. (2x45 Min.)
Regie: Jan Haft
Drehbuch: Jan Haft, Gerwig Lawitzky
Verleih: Polyband Medien GmbH
FSK: ab 0 Jahren