f alibiSerie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 3. August 2017, Teil 6

Claudia Schulmerich

Frankfurt am Main (Weltexpresso) -  Kaum zu glauben, aber diese französische Komödie hat im Heimatland schon vor Wochen gut 3,5 Millionen Zuschauer gefunden. Diesen Erfolg wird sie in Deutschland nicht haben.

Von französischen Komödien kennen wir mindestens drei Varianten. Das sind einmal Filme, die wie die SCH‘TIS oder auch ZIEMLICH BESTE FREUNDE einfach eine derartige Kraft entwickelt, den Zuschauer derart zum Lachen bringt, daß man sich diesen Filmen nicht entziehen kann, weil sie auf geniale Weise Existentielles gegen den Strich bürsten, so daß der Zuschauer dauernd Überraschungen erlebt, ein Sog entsteht, in den man sich ziehen läßt.

Dann gibt es im Gegenteil eher peinliche Angelegenheiten, über die man nicht weiter sprechen muß. Und dann gibt es Komödien, die interessante Themen haben, wie EIN DORF SIEHT SCHWARZ. Wir siedeln ALIBI. COM am unteren Rand dieser Mittelgruppe an.

Um was es geht? Um ein Thema, das aus sich heraus schon witzig ist, was aber als Filmthema nicht neu ist und in diesem Film keine weitere sensationelle Seite aufschlagen kann. Wird ein Thema wie erwartet abgewickelt, ohne neue Stränge, dann weiß der Zuschauer gleich zu Beginn, wie es weitergehen wird. Da kann sich der Regisseur noch soviel Mühe geben, Details einzustreuen, es entsteht keine Spannung, weil alles vorhersehbar geschieht. So auch hier.

Greg (Philippe Lacheau, der auch Regisseur und am Drehbuch beteiligt ist) ist ein cleverer Bursche und hat viele Geschäftsideen. Die letzte war die Gründung von ALIBI.COM zusammen mit seinem Freund Augustin (Julien Arruti). Was das bedeutet, erleben wir am Anfang in vielen witzigen Szenen, wenn ‚treue‘ Ehemänner Beweise brauchen, daß sie in A waren, wenn sie doch mit einer schnuckeligen Geliebten in B sich schöne Tage machten.

Greg ist äußerst solide, denn er bereitet die Alibis gründlich vor, fährt dann selber nach A, um Belege von Hotels u.a. vorlegen zu können, führt Telefongespräche und hält den treulosen Tomaten den Rücken frei. Natürlich läßt er sich dafür gut bezahlen und natürlich sind solche Typen froh, mit Geld ihre Heimlichkeiten und Lügen kaschieren zu können. Aber Seitensprünge sind nur die normalen Fälle, den Millionengewinn zu verheimlichen, ist da schon origineller. Während nämlich der neue Multimillionär seine Weltreise antritt, wähnt ihn die dumme Ehefrau beim Wandern oder so ähnlich.

Und dann lernt Greg mitten im tollsten Trubel Flo (Elodie Fontan) kennen und weiß, das ist sie, diese Frau muß sein. Aber, eine ihre ersten Sätze ist ziemlich deutlich: sie haßt Lügner. Also muß für Greg ein neuer Beruf her und was Dümmeres als Flugbegleiter fällt ihm nicht ein, um eine Begründung zu haben, weshalb er immer wieder weg sein muß. Schließlich muß er ja für die Lügner und Betrüger ihre Alibis konstruieren und belegen.

Die Liebschaft wird für beide immer intensiver, Zeit, endlich die Schwiegereltern kennenzulernen. Als sich der Schwiegerpapa just als derjenige herausstellt, der bei ihm das Wochenendalibi bestellt hatte, ist klar, daß es Verwicklungen geben wird. Und ab da gibt der Regisseur seinen Film auf und läßt ihn als Klamotte weiterlaufen mit abstrusen Ideen vom Aufenthalt in Nairobi und Verhohnepipeln von Afrikanern, was nur noch albern wird, weshalb man innerlich längst abgewunken hat. So nicht.

Stattdessen sitzt man im Kinosessel und denkt sich, welch toller Film hätte das werden können, denn die ALIBI.COM ist doch eine unglaublich gute Idee für die Decouvrierung von Menschen, für die Lebenssituationen, die sie veranlassen, nur mit Lügen und Betrügen ihre Fassade aufrechtzuerhalten. Der Witz an der Geschichte liegt in und an den Kunden und weniger darin, was dann passiert.

Aber, das wäre ein anderer Film. Schade, daß ihn Philippe Lacheau nicht gedreht hat.

Foto: © Verleih