Serie: Die heute anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 4. Oktober 2012
Romana Reich
Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Daß die Filmförderung in Deutschland klappt, sieht man an der immer höheren Anzahl deutscher Filme, Filme, die auch in die Kinos kommen und nicht gleich im Fernsehen verbraten werden. Denn tatsächlich unterscheidet sich Kino immer noch gewaltig vom Heimkino. Man kann im öffentlichen Raum vor der großen Leinwand weder bügeln, noch stricken, noch basteln, noch Papiere ordnen, sondern kann die rund eineinhalb bis zwei Stunden im Dunklen nur auf die Leinwand schauen, was dort passiert. Man sieht einfach mehr, hört mehr, etc.
3 ZIMMER/KÜCHE/BAD
Was wie eine Wohnungsanzeige klingt, ist auch eine und der Film nimmt uns mit auf eine Reise von Umzügen. Was alles davon abhängt, ob einer eine Wohnung findet. In die er dann mit seiner Freundin einziehen will. Die aber war das Oberhaupt einer Wohnungsgemeinschaft. Was passiert jetzt mit den anderen. Nein, nein, das ist nicht das Handlungsgerüst von Dietrich Brüggemann Film
3 ZIMMER/KÜCHE/BAD, sondern eher das Lebensgefühl von halbjungen, halbalten Menschen, solchen, die bald die Dreißig erreicht haben und sich dann eine Stabilität erhoffen. Aber bis dahin wird umgezogen, daß die Schwarte kracht.
In diesem unterhaltsamen und die Figuren wie aus dem richtigen Leben präsentierenden Film sind es vier Jahreszeiten, die die Umzüge strukturieren. Wir hätten auch sagen können, die Umzüge strukturieren einen ganzen Jahresverlauf. Im Herbst geht es los und wir erleben mit den umziehenden Protagonisten ihre Hoffnungen, ihre Erwartungen an das neue Zuhause und das Ankommen im 'richtigen' Leben und auch das, was an Ernüchterung folgt. Das Beziehungsgeflecht wird nie fade oder aufdringlich, denn Brüggemann arbeitet mit einem Ensemble, das sich als solches versteht. Manchmal ganz gut, keine 'Stars' dabei zu haben, obwohl Robert Gwisdek auf seine Art einer ist.
Der will unbedingt als Grafiker arbeiten und hat nichts anderes im Sinn, warum er eine Lebensgefährtin hat, weiß diese auch nicht. Wir erleben nie despektierlich, aber mit Humor gewürzte Situationen, die der Regisseur mit leichter Hand aneinanderreiht, einfach, weil es in dieser Lebensphase so zugehen kann, oder besser: sollte, weil allzu viele ja schon mit 17/18 Jahren glauben, den Partner fürs Leben gefunden zu haben. Nein, da zeigt dieser Film sehr lebenswirklich, daß man sich erst einmal umsehen muß und für sich sorgen lernt, ehe man sich anderen anvertraut.
ON THE ROAD – UNTERWEGS
Sie kennen den Titel? Kein Wunder. Es ist die Verfilmung des Beatnik-Klassikers, den Jack Kerouac schrieb. Der Film spielt in den späten Vierziger Jahren und erzählt von zwei Nachwuchsliteraten, die nichts anbrennen lassen auf ihrem Zug durch die USA, immer auf der Suche nach der nächsten Frau, dem Stoff und dem Jazz.
PARIS – MANHATTAN
Sophie Lellouches bringt als Regiedebüt eine Anverwandlung an Woody Allen, die aber nicht nach diesem aussieht, also eigenständig ist. Skurril, romantisch, philosophisch und unterhaltsam.
DIE QUAL DER WAHL
Eine politische Komödie um einen Sitz im US-Repräsentantenhaus. Uninteressant.
SCHÖNHEIT
Hier sagen Menschen, warum sie sich freiwillig unters Messer legen, um geliftet zu werden und noch mehr. Für die einen cool, für die anderen überflüssig. Interessant, die Aussagen zu hören, allemal.
MADAGASCAR 3: FLUCHT DURCH EUROPA
Dritter Teil der erfolgreichen Reihe. Sehr fade und witzlos.
ABRAHAM LINCOLN VAMPIRJÄGER
Also wirklich, hier sind es die Untoten, warum der spätere Präsident der UDA gegen die Sklaverei kämpft, aber eigentlich die meint, die seine Mutter ermordet haben und Vampire sind. Völlig daneben.
LOOPER
Viele Filme nennen sich Science-Fiction. Dieser ist einer. Ein Killer begegnet sich selbst als Älterer. Furchterregend. Aufregend.