Neu auf DVD und Blu-ray und digital ab dem 17. August 2017
Romana Reich
Berlin (Weltexpresso) – Immer häufiger, kommt es einem vor, werden erfolgreiche Bücher zu Filmen ‚verarbeitet‘. Auch dieser Abenteuerfilm basiert auf dem gleichnamigen Sachbuch-Bestseller von David Grand. Aber, das ist kein Einwand gegen diesen Film, der einfach ein schöner Film über die Suche nach einem sagenhaften Reich im Dschungel ist.
Die Besonderheit ist, daß das sagenhafte Reich in Buch und Film aber auf einer wirklichen Geschichte beruht. Es war in den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts, als der britische Forscher Percival Fawcett (im Film: Charlie Hunnam) nach Brasilien aufbrach und dort im Dschungel verschwand, was aber nicht zu Untergangsphantasien führte, sondern stattdessen viele weitere Menschen motivierte, es ihm nachzutun und im Dschungel nun gleich beides zu suchen, das sagenhafte Reich im Regenwald und der verloren gegangenen Forscher.
Die weitere Besonderheit ist der Umstand, daß wir es mit Percy Fawcett mit einem Wiederholungstäter zu tun haben. Denn wir erleben erst einmal, wie dieser britische Abenteurer 1906 nach Amazonien reist und tatsächlich eine bisher unbekannte Hochkultur entdeckt. Zwei Jahre lang sind der Forscher und sein Adjutant Henry Costin (Robert Pattinson) im Auftrag der Royal Geographical Society aus London in unerforschten Gebieten Boliviens an der Grenze zu Brasilien unterwegs. Ihre Aufgabe ist definiert, sie sollen diese Grenze beidseitig kartographieren, damit der Grenzverlauf deutlich wird, der bisher immer zwischen beiden Ländern zum Streit führte, was potentieller Krieg bedeutete. Denn hier sind die Kautschukregionen, voll der riesigen Bäume, die dem Besitzer viel Geld bringen.
Und dann folgt der Forscher nicht dem Plan und nicht der Vernunft, sondern der Intuition. Fawcett will tief im Regenwald nach Spuren einer Zivilisation suchen, er schließt sich einem heimischen Indianerstamm an und bewegt diese, den gefährlichen Rio Verde stromaufwärts bis zum Quellgebiet des Flusses zu gelangen. Und tatsächlich, es gelingt ihnen und dort findet Fawcett durch Grün überwachsene Keramik, die eindeutig nicht primitiv, sondern entwickelt ist, weshalb dies für ihn der Beweis ist, daß er die legendäre Stadt Z gefunden hat. Doch sie müssen zurück.
In London angekommen, wird er erst einmal gefeiert und von der königlichen Gesellschaft ob seiner Ergebnisse belobigt. Das sind nicht nur hinreißende Szenen, sondern sie geben wirklich eine untergegangen Welt wieder. Eine Welt voller Männer. Und eine Welt nach festen Regeln. Wie kultiviert das Umfeld dieser Forscher war, wie wunderbare Hölzer für die Versammlungsräume verwendet wurden, wie poliert und wohlanständig das alles aussieht, was für die vornehmen Gentlemen hergerichtet wurde. Und dann erst die Geräte. Wie schön waren damals die Instrumente aus Messing, die zum Gebrauch entworfen und handwerklich hergestellt, heute in jeder Kunstsammlung Furore machen. Diese Welt war die der höheren Schicht, natürlich die der Männer.
Wir erleben aber auch, wie Ehefrau Nina (Sienna Miller) ihren doch so stetig abwesenden Mann in seiner Forschungstätigkeit unterstützt, der gemeinsame Sohn Jack (Tom Holland) wurde auch in seiner Abwesenheit geboren. Aber diese Frau klagt nicht über ihr Schicksal, sondern nimmt das alles in Kauf, weil sie die zukunftsweisende Tätigkeit ihres Mannes erkennt. Sie ist das Gegenteil der eben doch nur um ihr Kapital bemühten Wissenschaftsgesellschaft. Eigentlich wäre hier ein Film schon zu Ende, wenn der ausgesandte Held mit Material nach Hause zurückkehrt, aber der eigentliche Film fängt hier sozusagen an.
Denn Fawcett schlägt der Gesellschaft vor, ihn erneut in das Regenwaldgebiet zu entsenden, mit dem Auftrag, die sagenhafte Stadt Z wiederzufinden. Aber diese kneift. Denn auch damals stand Forschung unter dem Aspekt des Gewinnes, was also am Ende an wissenschaftlichem Ertrag, der sich rechnen ließ, für die Gesellschaft drinnen war. Hochinteressant, diesem Prozeß zuzusehen.
Von 1906 bis 1924 unternahm Fawcett nun insgesamt sieben Expeditionen in diese südamerikanischen Gebiete, um die sagenhafte Stadt Z zu finden. Lange wurde er in seinem Drang, Züge von Sucht, von seiner Frau unterstützt und vom erwachsen gewordenen Sohn kritisiert. Doch schließlich zogen Vater und Sohn gemeinsam los. Wir sehen im Film die letzte Reise zum Amazonas.
Dies ist kein spektakulärer Reißer, sondern ein sorgfältig konzipierter und mit berauschenden Bildern vom Dreh angereicherter Film, in dem zudem die Darsteller überzeugen. Das gilt auch für Robert Pattinson, der den treuen Reisebegleiter Henry Costin gibt.
Eine ausführliche Filmkritik erschien zum Anlaufen des Films am 30. März 2017 https://weltexpresso.de/index.php/kino/9499-die-versunkene-stadt-z
Fotos: Cover und Filmbilder © studiocanal.de
Info:
Die versunkene Stadt Z (USA 2016)
Originaltitel: The Lost City of Z
Genre: Abenteuer, Action, Historiendrama
Filmlänge: 140 Min.
Regie: James Gray
Drehbuch: James Gray, David Grann
Darsteller: Charlie Hunnam, Robert Pattinson, Tom Holland, Sienna Miller, Angus Macfadyen u.a.
Verleih: StudioCanal GmbH
FSK: ab 12 Jahren
Kinostart war am 30.03.2017
DVD im Verleih ab 17.08.2017
Bst.-Nr.: 505765
EAN: 4006680081427
DVD im Verkauf ab 17.08.2017
Bst.-Nr.: 505765
EAN: 4006680081427
Als EST ab 10.08.2017
Als VoD ab 17.08.2017