dvd die hutteNeu auf DVD und Blu-ray und digital ab dem 17. August 2017

Claudia Schulmerich

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Ein Film, so richtig, um ganze Familien zu entzweien. Dabei geht es um die Einheit und den Frieden in einer Familie. Aber was dem einen ein hilfreicher Weg aus der Düsternis der Trauer um einen verlorenen Menschen ist, geht den anderen auf den Wecker.

So deutliche Worte braucht‘s bei diesem Film, der Anfang April in deutschen Kinos angelaufen war und nun als DVD, Blue-Ray und digital erworben werden kann. Es geht um die Verfilmung eines weltweiten Bestsellers, der insbesondere in den USA Rekorde erzielte. Der kanadische Autor Young hat es, wie berichtet wird, auf Aufforderung seiner Frau niedergeschrieben, nachdem er selbst gotterleuchtet wurde. Seine Kinder sollten seine Spiritualität für immer in Worten erfahren können. Nun ist die Geschichte dieses Buches, THE SHACK, selbst wie ein Wunder. Zuerst ließ er – eben für den engsten Kreis – 15 Exemplare des Romans als Drucke herstellen. Freunde waren so begeistert, daß sie ihm rieten, doch ein richtiges Buch zu veröffentlichen.

Das allerdings sah trübe aus, denn tatsächlich wurde sein Manuskript – mehrfach überarbeitet – von insgesamt 26 Verlagen abgelehnt. Also, sieht man, schon der Druck des Buches war zweischneidig. Denn, als niemand das Buch veröffentlichen wollte, gründete Young seinen eigenen Verlag und gab das Buch heraus. Geld für Werbung hatte er nicht mehr. Aber das brauchte er auch nicht, denn – wirklich wie ein Wunder – gelangte THE SHACK – ohne äußere Hilfestellung, schon gar nicht durch Literaturkritik – im Juni 2008 auf die Literatur-Bestsellerliste der New York Times, wo es bis in den November hinein auch blieb. THE SHACK verkaufte sich in den USA über 10 Millionen mal, aber fand auch in Deutschland über eine Million Käufer. Das ist unglaublich viel.

Fast möchte man sich eine Verfilmung dieser Wundergeschichte eines Buches durch die Welt mehr wünschen als die Verfilmung des Buches selbst. Die Geschichte, die nun der englische Regisseur Stuart Hazeldine verfilmt hat - und die sicher nur deshalb nicht GLAUBE, LIEBE, HOFFNUNG heißt, weil dieser biblische Dreisatz (Korinther: Glaube, Hoffnung, Liebe) schon so oft im Sprachgebrauch verwendet wurde, wobei das Drama von Ödön von Horváth so ungefähr das Gegenteil dieses Films ist - ist so einfach wie unwahrscheinlich. Aber das Unwahrscheinliche ist kein Kriterium für einen dvd die hutteguten oder schlechten Film und auch keines für eine Geschichte. Wo kämen wir hin, wenn nur noch wirklichkeitsnahe, die knallharte Realität filmwürdig wäre. Keine Sorgen, hier wird reichlich übersinnlich agiert, ja genauer noch, Gott tritt persönlich auf, der Heilige Geist auch und schon diese Personen im Film besitzen eine eigene Kraft und Sinnlichkeit, von der Komik ganz abgesehen.

Von vorne. Wir sehen am Anfang einem Unglück zu. Mack Allen Philips (Sam Worthington) ist mit seiner Frau und den drei Kindern unterwegs auf einem Campingplatz, wir bekommen noch das Familienglück mit, ehe das Unglück eintritt. Seine Kinder Kate und Josh sind auf dem See unterwegs, während sein Liebling, die jüngste Tochter Missy (Amélie Eve) zu seinen Füßen malt. Doch dann kentert das Boot und nun kommt eine dramatische Situation. Sein Sohn Josh ertrinkt. Aber Mack eilt aufs Wasser und kann ihn an Land wiederbeleben. Als er glücklich ob des Überlebens ist, ist auf einmal Missy verschwunden. Später findet man ihr blutverschmiertes Kleid in einer Hütte, nicht weit entfernt, nicht aber Missy selbst. Die Polizei geht von einem Mord aus.

Das muß man sich mal vorstellen. Das Glück des Vaters, ob der Rettung des Sohns und direkt folgend das Verschwinden der Tochter und ihr sicherer Tod. Der Vater fühlt sich verantwortlich, was seiner Trauer um seine Tochter noch ein abgrundtiefes schlechtes Gewissen infolge massiver Schuldgefühle hinzufügt. Das bekommen wir deutlich mit, denn die Miene des Vaters ist den Film über tief verschleiert, hoffnungslos deprimiert. Seine beiden anderen Kinder bekommt er nicht mehr weiter mit. Und Gott auch nicht. Was wäre das für ein Gott, der so etwas macht.

Der Vater erhält nun nach vier Jahren einen Brief, mit Papa unterschrieben, der ihn auffordert in besagte Hütte zu kommen. Wer hat geschrieben? Was verbirgt sich hinter Papa? Sein eigener Vater, oder der Gott seiner Frau Nan (Rada Mitchel), der himmlische Vater also. Oder etwa der Mörder, der sich über den Vater lustig macht. Was auch immer. Auf jeden Fall wird Mack fahren. Und nun kommt es zu durchaus lustigen Szenen. Denn erst einmal will er nicht glauben, daß Gott eine schwarze, dickliche, lebenslustige und sehr bestimmende Frau ist. Auch Jesus ist gewöhnungsbedürftig. Der junge freundliche Mann ist ein orientalischer Schreiner (Avraham Aviv Alush). Er greift Mack in der Hütte, in der man noch die Blutspuren der Tochter sieht, auf und führt ihn den Berg hoch, wo aus Winter Sommer wird, und beide in einem wohnlichen Haus mit Veranda und Garten den gut gelaunten Gott in Gestalt von Octavia Spencer, die Papa genannt wird. Doch viel später lernen wir auch ihr männliches Pendant, nicht weniger originell: der indianischstämmige Graham Greene, kennen.

Besonders gut gefällt die asiatische Variante des Heiligen Geistes, Sumire, die als etwas verwirrte junge Frau durch die Gegend schleicht. Diese, die Kontinente überspannende Besetzungsvariante hat was. Und sie könnte sehr inspirierend sein. Sie rettet aber das, was die Heilige Dreieinigkeit nun dem armen Mack auf den Weg gibt, nicht. Die vielen Sprüche und Lebensregeln, die nun auf Mack einprasseln, sind das eine, solche kitschigen Szenen wie das Anlegen eines Gartens durch den Heiligen Geist und Mack, das andere. Und als der seelisch genesende und Gott wieder schauende Mack dann auch noch sein fröhliches Kind Missy im Paradies sieht, das sie nicht verlassen will, ist der Höhepunkt erreicht. Oder nein, für andere, ist es sein Zusammentreffen mit dem lange verstorbenen Vater, der ihn mißhandelt hatte und mit dem er sich nun aussöhnt. Aua.

Einen Gottsucher und Gottfinder im Film zu beobachten, kann interessant sein. Aber wenn man ständig das Gefühl bekommt, der Film wolle einen selber bekehren, bzw. mit diesem Gottesbild anfüllen, regt sich automatisch Widerstand. Aber ich sagte ja schon, an diesem Film scheiden sich die Geister und die Menschen auch.

Foto: Cover der DVD  und Foto aus dem Film: Die Dreieinigkeit mit dem suchenden Vater, von l. nach r.: Jesus, suchender Vater, Gott, Heilige Geist © Concorde.de

Info:

Darsteller

Mack Phillips     Sam Worthington
Nan Phillips       Radha Mitchell
Papa Gott          Octavia Spencer
Jesus                 Avraham Aviv Alush
Heilige Geist      Sumire
Sophia               Alice Braga