ff dilleylavom 14. – 20.9. 2017 im Filmforum Höchst

Helga Faber

Frankfurt am Main (weltexpresso) - Die Präsentation anderer Kulturen befördert das Verständnis und das Zusammenleben. Der Film und das Kino sind die idealen Botschafter einer Weltkultur, weshalb im Filmforum Höchst Wert darauf gelegt wird, auch Filme aus aller Welt zu präsentieren. Auch in diesem Jahr bietet das Filmforum Höchst wieder der kurdischen Filmkultur einen (Kino-) Raum.
In Zusammenarbeit mit „Amara – Kurdischer Frauenrat Frankfurt“ werden Filme und FilmemacherInnen aus den vier kurdischen Regionen in der Türkei, dem Nordirak, des Iran und aus dem kurdischen Teil Syriens präsentiert. Trotz der großen Schwierigkeiten durch Krieg und Repression gelingt es den Filmschaffenden immer wieder Filme zu produzieren – weltweit auf Festivals ausgezeichnet - und so ihre Kultur und ihre Situation sichtbar zu machen. Bemerkenswert bei vielen Filmen ist die künstlerische und gesellschaftliche Teilhabe der kurdischen Frauen.

Gezeigt werden acht neue Langfilme und einige Kurzfilme, einige laufen als süddeutsche Premieren. Die Hälfte der gezeigten Arbeiten sind Dokumentarfilme.

Eröffnet wird die Filmwoche am 14. September um 17.30 Uhr mit kurdischem Buffet - und Musik, um 18.30 wird der Film Haus ohne Dach gezeigt, um 20.30 Uhr ist die Regisseurin Asli Özarslan mit ihrem Dokumentarfilm Dil Leyla persönlich zu Gast im Filmforum.

In Dil Leyla wird die in Deutschland aufgewachsene Leyla Imret porträtiert, die mit 26 Jahren die jüngste Bürgermeisterin der Türkei in der kurdischen Stadt Cizre wird. Der Film zeigt Leylas Wahlkampf, ihre Arbeit als Bürgermeisterin bis zu ihrer Verhaftung und der brutalen Zerstörung von Cizre durch die Armee.

Die Themen der weiteren Dokumentarfilme kreisen um einen Fußballverein, der nur durch die Änderung seines Namens vom Türkischen ins Kurdische schon in die Schusslinie gerät, ein weiterer zeigt Kämpferinnen in den kurdischen Gebieten im Irak und in Syrien und richtet einen differenzierten Blick auf den Guerillakrieg. Der neue Film des bekanntesten kurdischen Regisseurs, Bahman Ghobadi, führt uns erneut zu Kindern in Flüchtlingslagern, die versuchen ihrer schlimmen Situation zu trotzen. Zwei der Spielfilme beschäftigen sich auch mit Kindern in angespannten Kriegszeiten, ob es sich um die erste Liebe handelt oder die Suche nach einem Gewehr, das alleine die Männer eines Dorfes retten kann. Weitere Filme zeigen drei kurdischstämmige erwachsene Geschwister aus Deutschland, die ihre Mutter im Irak bestatten sollen und eine Gruppe junger Menschen in Kurdistan, die versuchen Kindern heimlich die kurdische Sprache beizubringen.


Die einzelnen Filme im Überblick:

Dil Leyla (kurdisch-deutsche OmU)
Asli Özarslan, D 2016, 71 min., Do 20.30, Mo 18.30
Zu Gast am Do: Asli Özarslan

Leyla Imret, eine kurdisch-stämmige Türkin, ist in ihrer Kindheit als Flüchtling nach Deutschland gekommen und dort aufgewachsen. Obwohl sie von den deutschen Behörden eine Aufenthaltsgenehmigung bekommen hat, entscheidet sie sich mit Mitte zwanzig in ihre türkische Heimatstadt Cizre nahe der syrisch-irakischen Grenze zurück zu kehren. Sie wird dort mit 26 Jahren zur jüngsten Bürgermeisterin der Türkei gewählt. Ihr Vater ist in den 90‘er Jahren in Cizre bei einem Gefecht mit dem türkischen Militär getötet worden. Leyla hat einen einfachen Wunsch: Sie möchte die Stadt für ihre Bürger schöner machen. Sie möchte, dass die Menschen dort in Frieden und Freiheit leben können. Aber im Sommer 2016 geht die türkische Regierung unter Präsident Erdogan erneut restriktiv gegen die Kurden vor. Es kommt zu schweren Kämpfen und zu einem Blutbad in Cizre, wobei große Teile der Stadt zerstört werden. Leyla Imret ist aktuell nicht erreichbar und darf die Türkei nicht verlassen.

Die Regisseurin Asli Özarslan, Absolventin der Filmakademie Baden-Württemberg, begleitete Leyla Imret von Deutschland in die Türkei, zeigt ihren Wahlkampf, ihre Arbeit als Bürger-meisterin bis zu ihrer Verhaftung und bis zu der brutalen Zerstörung von Cizre durch die türkische Armee.


Haus ohne Dach (deutsch - kurdische OmU)
Soleen Yusef, D 2016, 117 min., Do 18.30, Sa 16.00, Mo 20.30

Drei Geschwister, Jan, Alan und Liya, geboren im kurdischen Teil des Iraks, aufgewachsen in Deutschland, müssen den letzten Wunsch ihrer verstorbenen Mutter erfüllen und sie in ihrem kurdischen Heimatdorf neben dem Vater beerdigen. Der Autorin und Regisseurin Soleen Yusef und ihrem Team ist ein kraftvoller Film mit großartigen Figuren gelungen, denen wir auf eine Reise in das vom Krieg versehrte Kurdistan folgen. Die Regisseurin wurde vom Spiegel als eine der interessantesten Nachwuchsregisseurinnen bezeichnet, ihr Film wurde weltweit auf wichtigen Festivals gezeigt und ausgezeichnet.


Folge meiner Stimme - Were dengê min (deutsche Fassung)
Hüseyin Karabey, Türkei/ D/ FR 2014, 90 min., ab 10 Jahren, Fr 14.30, So 15.00

Ein Dorf im türkischen  Kurdistan. Während im Haus Großmutter Berfe ihre Enkelin mit einem Märchen vom Fuchs, der seinen Schwanz verlor, zu Bett bringt, fährt draußen im Dunkeln eine Militärkarawane auf, aus der bewaffnete Soldaten ins Dorf ausströmen. Die Soldaten nehmen Berfes Sohn Temo und andere Männer mit, unter dem Vorwand er habe Waffen versteckt. Die Gefangenen würden erst wieder freikommen, wenn diese abgegeben werden...

Aber Waffen gibt es im Haus nicht, deshalb gibt es auch nichts zum Abliefern. Berfe und ihre Enkelin Jiyan, ziehen los, um irgendwo Waffen zu finden, die sie abgeben können...


Bîranîna hespa res - Black Horses Memories (kurdisch-türkische OmeU)
Sharam Alidi, Iran/ Türkei 2015, 90 min., Fr 18.30, Sa 20.30

Eine Gruppe junger Leute versucht im türkischen Kurdistan die kurdische Sprache zu lehren, obwohl dies verboten ist. Ein Teil ihrer Arbeit besteht darin, heimlich kurdische Schulbücher zu drucken und sie in den Schulen zu verteilen. Im Verlauf ihrer Mission wird eine junge Frau, Aseke, die in dieser Gruppe arbeitet, getötet.


Rauf (kurdisch-türkische OmeU)
Baris Kaya , Soner Caner, Türkei 2013, 105 min., Fr 20.30, Di 18.30

Rauf  ist in das ältere Mädchen Zana verliebt. Mit der Farbe Pink will er sie für sich gewinnen. Nur weiß er nicht, wie die Farbe aussieht und muss sich in seiner Heimat, einem kleinen kurdischen Dorf in den Bergen, auf die Suche danach machen. Allerdings erreichen beunruhigende Nachrichten das abgeschiedene Dorf...


Gülistan – Land of Roses (kurdisch-türkische OmU)
Zayne Akyol, D/ Kanada 2016, 87 min., Dok., Sa 18.30, Mi 20.30

Die Regisseurin begleitet kurdische Kämpferinnen in den kurdischen Gebieten im Irak und in Syrien und richtet einen differenzierten Blick auf den Guerillakrieg. Neben konzentrierten Vorbereitungen auf die Einsätze gegen den IS nehmen sich die Frauen Zeit für Körperpflege, lachen und feiern ausgelassen mit ihren männlichen Kameraden. Die Protagonistinnen geben offen Einblick in ihre Ängste und Ideale.


Yesil Kirmizi Amedspor Belgeseli – The Red Green Amedspor (türkische OmU)
Ersin Kana, Türkei 2016, 71 min., Dok., So 18.30, Di 20.30

Der Dokumentarfilm handelt von der Fußballmannschaft Amedspor. Im letzten Jahr hat der Fußballklub den Namen aus dem Türkischen (Diyarbakir) ins Kurdische geändert. Aufgrund dieser Namensänderung und durch die steigenden politischen Konflikte im Land sind die Spieler und der Klub rassistischen und diskriminierenden Aussagen und Handlungen ausgesetzt. Eine Fußballgeschichte im Schatten politischer Konflikte.


Alaya Bê welat – A Flag without a country (Kurdische OmU)
Bahman Ghobadi, Irak 2015, 97 min., Dok., So 20.30, Mi 18.30

Real-Life Popstar Helly Luv ist auf einer Mission: Sie braucht 30 kleine kurdische Flaggen, fünf russische Kalaschnikows, einige syrische Flüchtlingskinder und einen stark sedierten Löwen für ihr neues Musikvideo. Narimar Anwar wiederum ist ein verwundeter Pilot, der auf Krücken durch die Stadt Erbil humpelt, um Schüler für seine Pilotenschule zu rekrutieren. So suchen beide unter den kurdischen Flüchtlingskindern aus Syrien nach Verstärkung, während in Rückblenden von ihrer eigenen Kindheit zur Zeit des Zweiten Golfkriegs erzählt wird. Meisterregisseur Bahman Ghobadi (SCHILDKRÖTEN KÖNNEN FLIEGEN, WHAT ABOUT PERSIAN CATS) inszeniert seit fast zwanzig Jahren Filme über kurdische Themen.


Foto: Haus ohne Dach                               Dil Leyla                              Gülistan – Land of Roses

Info: 

Filmforum Höchst
Emmerich-Josef-Str. 46a, 65929 Frankfurt a.M.
Eintritt 7 € (Frankfurt Pass 3,50 €, Kartenreservierung unter Telefon 069 212-45714

www.filmforum-höchst.de