ff nordkoreaDer Film über Nordkorea von Vitaly Mansky im naxos.Kino am Dienstag, 12. September 2017

Siegrid Püschel

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Die 8-jährige Zin-mi lebt mit ihren Eltern in Pjöngjang in Verhältnissen wie aus einem nordkoreanischen Bilderbuch. Regisseur Vitaly Mansky durfte sie ein Jahr lang mit der Kamera begleiten, streng bewacht von Aufpassern des Regimes. Sein Film blickt hinter die Fassade einer allgegenwärtigen staatlichen Inszenierung – und findet das Menschliche hinter den Masken.

Nordkorea ist das schönste Land der Welt! Das hört die 8-Jährige Zin-mi aus Pjöngjang jeden Tag von ihren Eltern, in der Schule und über grollende Lautsprecher auf den weiten Plätzen der Stadt. Natürlich glaubt sie es. Aus vollster Überzeugung huldigt sie dem „großen Führer“ Kim Jong-un und bereitet sich eifrig auf ihre feierliche Aufnahme bei den Jungpionieren vor, mit der sie endlich zum vollwertigen Mitglied des sozialistischen Staates wird.

Der russisch-ukrainische Regisseur Vitaly Mansky, der das Mädchen ein Jahr lang begleitet hat, erhielt dafür zwar eine offizielle Drehgenehmigung, stand aber unter permanenter Kontrolle des Regimes. Das gab ein genaues Skript für den „Dokumentarfilm“ vor, suchte Drehorte und Interviewpartner aus und postierte Aufpasser am Set, die die Szenen dirigierten.

Der Staat wollte Propaganda: ein vorbildhaftes Kind in einem musterhaften Umfeld. Doch Mansky ließ die Kamera auch während der sorgsamen Einrichtung der Einstellungen laufen und erklärt sein Material durch einen Kommentar. Sein Film zeigt Menschen, die vom Staat gezogen werden wie Marionetten und ständig fürchten müssen, etwas falsch zu machen. Der Film gewährt aber auch faszinierende Einblicke vom öffentlichen Leben in Nordkorea: von patriotischen Appellen vor überlebensgroßen Kim-Skulpturen oder vom fast stummen Pendlerverkehr in einer steril glänzenden U-Bahn.



Dienstag, 12. September 2017 um 19:30 Uhr in der Naxoshalle
Im Strahl der Sonne
Menschen und Völkerrecht
RUS/D/CZ 2015, 94 Min.
In Kooperation mit Amnesty International

Zum anschließenden Filmgespräch kommen Ronald Hübner, Berlin, sowie AMNESTY
INTERNATIONAL, Koordinationsgruppe Nordkorea. Amnesty International Frankfurt ist mit einem Infostand vertreten.

Die Moderation hat Gerd Becker, naxos.Kino


Mit der Einladung zum Filmabend schicken die Veranstalter eine persönliche Note: 

Stand.Punkt.

Das Naxos.Kino muss sehr langfristig planen. So manches Mal war uns unwohl bei der Nominierung eines Filmes – wird er in 9 Monaten noch aktuell sein??? Mehr als einmal hat uns die Zeitgeschichte eingeholt und ein „altes“ Thema brandaktuell gemacht. So bei dem Film von heute. Vor zehn Monaten war Nordkorea ein „alter Hut“, Über Nacht wurde es interessant, weil der amerikanische Präsident Trump und sein nordkoreanischer Kollege den Dritten Weltkrieg ein ganzes Stück weiter Richtung Europa gerückt haben.

Der Film zeigt uns viel Interessantes aus dem „Eingemachten“ Nordkoreas. Und das kam so: Der ukrainisch-russische Filmemacher Vitali Mansky hat mit viel Mühe eine Drehgenehmigung in Nordkorea erhalten. Dort wurde er rund um die Uhr vom Sicherheitsdienst beschattet. Trotzdem sind ihm zahlreiche heimliche Aufnahmen gelungen, mit denen er die totale Inszenierung einer heilen Welt entlarven konnte. Damit hat er persönlich eine Inhaftierung und Schlimmeres in Nordlkorea riskiert. Gerne hätten wir ihn beim Filmabend dabei gehabt. Leider ist er zu der Zeit bei einem Filmfestival in Lettland.

Wolf Lindner / Gerd Becker

Foto: © naxos.Kino

Info: 
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naxos.Kino e,V.
Naxos-Halle
Waldschmidtstrasse 19 HH
60316 Frankfurt/Main DE