f rachelSerie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 7. September 2017, Teil 9

Filmheft

Berlin (Weltexpresso) - Erfüllt von einer eindringlichen Atmosphäre aus Verlangen und Misstrauen erzählt das Buch die Geschichte eines ziemlich naiven Junggesellen, der versucht herauszufinden, ob die charmante Witwe seines Vormunds tatsächlich die Frau seiner Träume ist... oder eine eiskalte Mörderin, der es nur um die Erbschaft geht.

Als Rachel schließlich dem Anwesen ihres verstorbenen Mannes Ambrose einen Besuch abstattet, trifft Philip auf eine Frau, die ganz anders ist als die niederträchtige Giftmischerin, aus Ambrose verworrenen Briefen von seinem Totenbett.

Michells Entscheidung, die doppelbödige Spannung, die du Maurier niemals aufklärt, auch konsequent im Drehbuch durchzuhalten, war entscheidend für die Bearbeitung des Romans. Die Geschichte handelt von einer Suche nach Wahrheit, einer Suche, die den Leser und auch Philip genüsslich quält... und selbst noch in den letzten Momenten des Films nicht aufgeklärt wird.

„Ich glaube, wenn man sicher wäre, was Rachel getan oder nicht getan hat, würde die Geschichte nicht funktionieren”, erklärt Michell. „Ich finde es spannend, einen Film zu drehen, bei dem ein Teil des Vergnügens in dem Wissen besteht, dass die Zuschauer am Ende diskutieren werden... 'Hat sie es getan oder nicht?'. Ich hoffe, das Publikum schätzt das Rätselraten, ebenso sehr wie ich. Und ich hoffe, dass es sich gerne auf eine Achterbahnfahrt mit einem ungleichen Paar einlässt, das emotional durchgeschleudert wird und völlig aufgewühlt versucht, die gegenseitigen Motive, Mutmaßungen, Werte und das Verhältnis zur Wahrheit zu ergründen.”

„Ich glaube für Philip stammt Rachel aus einer völlig anderen Welt. Und in gewisser Weise ist das auch so. Sie kommt aus einem fernen, fremden Land. Ihre Sprache, ihre Kleidung, ihre Vorlieben und ihre Sicht der Welt sind ihm komplett fremd. Sie ist schön, eloquent, sie ist witzig und sie hat überhaupt keinen Respekt für die spießigen Konventionen der damaligen Zeit. Das Buch spielt im 19. Jahrhundert wurde aber 1950 geschrieben. Für mich ist es eine Art postfreudianischer Version von Jane Austen, wenn Sie so wollen. Einerseits ist das Buch ein historischer Thriller über Liebe, Familienbesitz und so weiter, aber andererseits handelt es auch von Sexualität, von der Freiheit, die Frauen sich in einer Männerwelt nehmen und von Frauenpower. Ich wollte, dass Rachel sich auch wie eine Frau aus dem Jahr 2017 fühlen konnte, die in diese Zeit geworfen wird... die Frau, die vom Himmel fiel”.

Michells langjähriger Produktionspartner Kevin Loader war besonders beeindruckt von der Art und Weise, wie der Autor und Regisseur im ganzen Drehbuch immer wieder Zweifel sät, um damit die Kluft zu erforschen, die sich in einer Beziehung auftut, die zwischen romantischen Vorstellungen und einer Realität aus Macht, Geld und gesellschaftlichen Regeln hin- und hergerissen ist.

„Die Idee des ‘geheimnisvollen Außenseiters’ funktioniert weltweit und ist ein großartiger erzählerischer Kniff, um daraus einen Film zu entwickeln”, bemerkt Loader. „Durch Rogers Bearbeitung entstand ein straff erzählter, psychologischer Thriller voller Beobachtungen über das Wesen der romantischen Liebe, Verliebtheit und sexuelle Beziehungen zwischen Männern und Frauen, insbesondere in geschlossenen Gemeinschaften. Und alles bewegt sich auf den Höhepunkt zu, erfüllt von Zweifeln, wer schuldig sein könnte und wer nicht.”

Loader war außerdem beeindruckt, wie modern Rachel in Michells Bearbeitung wirkt, während sie sich an den gesellschaftliche Beschränkungen durch die englischen Sitten des 19. Jahrhunderts aufreibt. „Rachel ist eine sehr moderne Frau, die in einer sehr antiquierten, provinziellen Welt gefangen ist. Ich glaube, dass Philip und die anderen teilweise so viele Probleme haben, sie zu verstehen, weil sie einen Menschen wie Rachel noch nie kennen gelernt haben”, erklärt Loader. „Sie ist eigensinnig, sie lässt sich nicht so leicht in die Karten schauen und sie genießt ihre Sexualität. Das alles waren 1839 sehr schockierende Eigenschaften. Ich glaube, dass sich Daphne du Maurier in den 1950er-Jahren viel mit diesem Spannungsfeld beschäftigt hat und das Thema deshalb auch heute noch aktuell ist.”

Bevor sie mit dem Projekt begannen, war es für Michell und Loader sehr wichtig, den Segen der du Maurier-Stiftung zu erhalten. Und sie stellten hocherfreut fest, dass die Familie von ihrer Bearbeitung besonders angetan war.

Grace Browning, du Mauriers Enkelin, erklärt dazu: „Roger ist ein renommierter Regisseur und ich fand es besonders interessant, dass er selbst das Drehbuch bearbeitet hat. Als ich dann noch erfuhr, dass Rachel Weisz im Gespräch war, hätte ich mir keine bessere Schauspielerin für die Rolle vorstellen können. Sie wirkt in all ihren Rollen immer so echt. Du Maurier war brillant im Entwickeln von starken Frauenfiguren. Sie besitzen alle so viel emotionale Tiefe, dass ich glaube, dass jede Schauspielerin mit großem Vergnügen die Chance ergreift, eine von ihnen darzustellen.”

RACHELS GEHEIMNIS

Durch den unerwarteten Tod ihres Gatten kommt Rachel nach England. Schon bald nach ihrer Ankunft verwirrt ihr Verhalten, das auf die Bewohner von Ambrose Ashleys Anwesen sowohl faszinierend als auch schockierend wirkt. Um diesen Widerspruch überzeugend darzustellen, brauchte es eine Schauspielerin, die ebenso attraktiv wie geheimnisvoll wirken kann.

Oscar®-Gewinnerin Rachel Weisz ist bekannt für ihre ausgesprochen nuancierte Darstellung von ganz unterschiedlichen Figuren ... . „Rachel (Weisz) war in der Lage, der Geschichte eine geheimnisvolle Note zu verleihen, die entscheidend ist für den Film. Man kann sich einfach nie sicher sein, ob die Figur der Cousine Rachel schuldig ist oder nicht. Rachel (Weisz) bringt das brillant herüber. In einem Moment ist sie bezaubernd und im nächsten wutentbrannt, während sie gleichzeitig etwas zu verbergen scheint. Und in jeder dieser Szenen wirkt sie absolut überzeugend”, sagt Michell.

Weisz selbst erinnert sich, dass sie nach der Lektüre des Drehbuchs, sofort Michell anrief, um ihn zu fragen: „ist sie schuldig oder nicht?” Seine Antwort war elektrisierend: „Roger erklärte mir, dass er es nicht wüsste und es auch nicht mit Sicherheit wissen wollte. Ich hingegen fand es äußerst spannend, genau das herauszufinden. Deshalb wollte ich dieses Projekt unbedingt machen”, erklärt Weisz.


Foto: © Verleih

Info:

Darsteller:

Rachel Ashley     Rachel Weisz
Philip Ashley       Sam Clafin