a fritzibauerHessischer Film- und Kinopreis 2017, Teil 2

Claudia Schulmerich

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Keine Frage, Ulrich Tukur ist für den Ehrenpreis gebongt. Aber erstmals gibt es in diesem Jahr auch einen ‚Newcomerpreis‘. Ach, liebes Ministerium, das zwar nur bedingt für Deutschunterricht, aber völlig für die Lehre davon zuständig ist, warum denn das, ein Nachwuchspreis hätte es doch auch getan. Aber vielleicht wäre dann deutlicher aufgefallen, daß Jasna Fritzi Bauer schon mehr als einen Schritt weiter ist.

Damit das klar verstanden wird. Für uns kann es gar nicht genug Filmpreise für gute Schauspieler, Regisseure, alle Filmschaffenden geben. Denn Schauspielerei ist ein schwieriges und wenig Gewinn einbringendes Geschäft, wie man gerade in der Frankfurter Rundschau vom gleichen Tage (22. September) nachlesen konnte. Dort nannte der Schauspieler Hans-Werner Meyer, als er über geringe Gagen und schlechte Altersabsicherung in seinem Gewerbe sprach, Zahlen, die unter die Haut gehen: 15 000 Schauspieler sind bei der Sozialversicherung gelistet, „wir gehen aber davon aus, daß nur um die 5 000 regelmäßig in diesem Beruf arbeiten.“ Die anderen kellnern, werden Heilpraktiker...

Rund vier Prozent der Schauspieler verdienen mehr als 100 000 Euro im Jahr, 70 Prozent liegen unter 30 000, ja 60 Prozent sogar unter 20 000 Euro. Die übrigen 26 Prozent liegen irgendwo dazwischen. Da tuen Preise gut, wobei sicherlich meist die die Preise erhalten, die auch schon gut beschäftigt werden. Wir sind also für Preise. Der neue Preis ist mit 7.500 Euro dotiert.

Dabei ärgert – und zwar heftig – uns nur die falsche Etikettierung. Was soll das so billig auf Englisch? Ein Newcomerpreis? Weg damit. Und ein Nachwuchspreis her. Und dann interessiert uns auch nicht mehr, daß Jasna Fritzi Bauer – aha, Hessin, zumindest vom Geburtsort Wiesbaden her, das wußten wir nicht – durch ihr Talent nicht nur schon lange als herausragend wahrgenommen wurde, sondern auch schon sehr viele Rollen in Filmen, im Fernsehen und vor allem auf dem Theater gespielt hat – und schon vor 4 Jahren als ‚Beste Schauspielerin‘ den Hessischen Fernsehpreis erhalten hatte.

Das Ministerium sagt zu ihr: Sie wurde 1989 in Wiesbaden geboren und gehörte zuerst dem Jugendclub und später dem Ensemble des Hessischen Staatstheaters an. Ihre Schauspielausbildung absolvierte sie an der Berliner Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“. Von 2012 bis 2015 stand sie am Wiener Burgtheater auf der Bühne. Im Jahr 2013 war sie für ihre Rolle in Bettina Blümners Drama „Scherbenpark“ als „Beste Schauspielerin“ für den Hessischen Fernsehpreis nominiert

Jasna Fritz Bauer beweist in ihren Porträtrollen immer wieder Feingefühl für provokante Charaktere – etwa die am Tourette-Syndrom leidende Eva in ihrem Kinodebüt „Ein Tick anders“, als suizidgefährdete Charleen in der Tragikomödie „About a Girl“ oder als Nazi- Mädchen Vera im Frankfurter Tatort „Land in dieser Zeit“. Auch ihre Darstellung des schrägen Berliner Görs Mifti in ihrem Spielfilmdebüt „Axolotl Overkill“ überzeugte Publikum und Kritiker.

Kunst- und Kulturminister Boris Rhein urteilt über seine Wahl: „Jasna Fritzi Bauer ist eine der ausdrucksstärksten und begehrtesten Jungschauspielerinnen ihrer Generation. Ihre Darstellung von problematischen Jugendlichen sucht ihresgleichen. Mit großer Spielfreude und mitreißender Energie weckt sie Empathie beim Zuschauer und überzeugt sofort mit ihrem Spiel. Ich freue mich, eine so talentierte junge Schauspielerin mit unserem neuen Newcomerpreis auszeichnen zu können.“

Im übrigen muß immer wieder betont werden, daß es wirklich etwas zu verteilen gilt. Der Hessische Film- und Kinopreis ist in diesem Jahr mit insgesamt 192.500 Euro dotiert.

Fortsetzung folgt.

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Info:

Hinweis:
Der Hessische Rundfunk strahlt am Sonntag, dem 15. Oktober 2017, um 19 Uhr eine 30-minütige Sondersendung mit dem Titel „Die hessischen Oscars - der Hessische Film- und Kinopreis 2017“ aus. Die Moderatoren Monika Kullmann und Holger Weinert führen Interviews mit den Nominierten, den Siegern, dem musikalischen Stargast und berichten auch von der Party danach.

Aktuelle Informationen zum Hessischen Filmpreis unter www.hessischer-filmpreis.de


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